Untersteinacher Schützen können aufatmen
Autor: Klaus-Peter Wulf
Untersteinach, Sonntag, 28. Juni 2015
Das neue Heim der Untersteinacher Schützen ist fertiggestellt. Die Mitglieder haben nach dem verheerenden Brand insgesamt 400 000 Euro investiert. Bei der Einweihungsfeier würdigten alle Redner die großartigen Leistungen des Vereins, aber auch die Solidarität, die den Schützen entgegengebracht wurde.
In den frühen Morgenstunden des 2. September 2012 stand das erst gut zehn Jahre alte und in großartiger Eigenleistung errichtete Schützenhaus der Untersteinacher Gesellschaft in hellen Flammen. Die Mitglieder mussten mit ansehen, wie ihre Heimstatt vernichtet wurde. Trotz der Tatsache, dass die Feuerwehren mit einem Großaufgebot schnell vor Ort waren und alles Menschenmögliche versuchten, konnte nicht verhindert werden, dass das komplette Gebäude ein Raub der Flammen wurde.
Mit Wehmut blickte Landesschützenmeister Hans-Peter Gäbelein am Freitagauf die schrecklichen Ereignisse zurück. Besonders bedrückend war für alle, dass auch viele der dort gelagerten Aufzeichnungen aus der Zeit der Gründung sowie Königsscheiben und Pokale, die die Geschichte des Vereins widerspiegelten, unwiederbringlich verloren waren.
Musikalisch stimmte der Gemischte Chor des Gesangvereines Untersteinach auf den Abend ein. "Wunderschön ist es geworden. Fühlt euch hier drinnen wieder wohl und geht eurem schönen Sport nach", sagte Pfarrer Wolfgang Oertel, der mit seinem Stadtsteinacher Amtskollegen Wolfgang Eßel die Weihe des Gebäudes vollzog.
Bürgermeister Volker Schmiechen stellte fest, dass der 26. Juni 2015 einen besonderen Stellenwert in der Vereinschronik haben wird - neben der Gründung am 10. Juni 1928, der Wiederbelebung am 7. Juni 1957 und der Einweihung der ersten eigenen Heimstatt am 10. November 2001. Ein besonderes Lob zollte er Vorsitzender Inge Winkler: "Sie war die Triebfeder für den Neubau." Als ebenso wichtigen Eckpfeiler nannte Schmiechen Mark Trapper, der nahezu täglich auf der Baustelle tätig gewesen sei. "Untersteinach freut sich, dass die Tradition des Schützenwesens hoch gehalten wird", unterstrich der Bürgermeister und überreichte an Inge Winkler zur Einweihung ein Fahnenband.
Landrat würdigt Solidarität
"Die Niedergeschlagenheit der ersten Stunden und Tage nach dem verheerenden Brand schlug bei den Mitgliedern bald in eine Aufbruchsstimmung um. Dabei half auch die große Solidarität der umliegenden Schützenvereine und örtlichen Organisationen, durch die die Schießsportfreunde eine großartige Unterstützung erfuhren", freute Landrat Klaus Peter Söllner. Seinen Respekt zollte Söllner, der von einem "großartigen Kraftakt" sprach. Auch der Landkreis habe sein Scherflein beigetragen, denn er fördere gerne die ausgezeichnete Jugendarbeit, die hier geleistet werde.
Namens des Landkreises und der Sparkasse Kulmbach-Kronach überreichte der Landrat Spenden. Für die Kulmbacher Bank tat dies Reinhard Müller.
Landeschützenmeister Hans-Peter Gäbelein lobte die Solidarität mit den Untersteinacher Schützen und die große Spendenbereitschaft, die auch viele Bürger bewiesen hätten. Neben der Zusage des bayerischen Sportschützenbundes (BSSB), die Bezuschussung eines neuen Schützenhauses bei der Regierung mit der Höchstförderung von 50 Prozent zu befürworten, seien auch Sportwaffen-Spenden des BSSB und der Firma Feinwerkbau eingegangen. "Alles war wichtig, um die Geselligkeit und das Brauchtum weiter zu pflegen. Heute haben wir einen neuen Phoenix aus der Asche. Ihr könnt unwahrscheinlich stolz auf Eure Leistung sein. Ihr habt gezeigt, dass ihr Ziele habt und diese zum Wohl des Vereins auch umsetzt. Hut ab vor eurer Leistung und Einstellung!", rief Gäbelein aus.
Bezirksschützenmeister Alexander Hummel war beeindruckt von dem Weg, den die Schützengesellschaft Untersteinach seit 2012 absolvierte und so den Schicksalsschlag meistern half. Das Wort Schützenfamilie sei hier gelebte Realität. Hummel wünschte dem Verein eine blühende und glückliche Zukunft.
"Es war Hans-Peter Gäbelein, der mich ermutigt hat, dieses Projekt anzugehen. Heute ist es vollbracht. Architekt Müller machte eine günstige Planung und war für Rückfragen immer erreichbar. Viele Zuschussgeber, der Landkreis, die Gemeinde, Benefizkonzerte, Vereine, Firmen und Privatpersonen sorgten mit für die Finanzierung die Bausumme von insgesamt rund 400 000 Euro. Es waren die Schützengesellschaften Stadtsteinach und Kauernburg sowie Arbeiterwohlfahrt Untersteinach, wo wir trainieren und unsere Veranstaltungen durchführen durften. Euer aller Hilfe war uns Anlass dieses neue Haus zu bauen", strich Vorsitzende Inge Winkler heraus. Winkler benannte stellvertretend Mark Trapper, der fast täglich - und das oft bis in die Nacht - auf der Baustelle zu finden war. Sie schloss mit den Worten: "Ich bin ganz, ganz stolz auf euch alle!"
Als kleines Dankeschön für ihre Mühen und den gezeigten Einsatz hatte Simone Trapper für die Vorsitzende eine Orchidee parat. Inge Winkler revanchierte sich bei Mark und Simone Trapper mit einem Essensgutschein und sagte abschließend: Bei unserem Schützenfest am 30. August wollen wir in Untersteinach wieder einmal einen Festzug durchführen. Im Mittelpunkt wird die Weihe unserer neuen Vereinsfahne stehen, die rein aus privaten Spenden finanziert ist."
Viele Vereine und Gesellschaften nahmen dann die Gelegenheit wahr, ein Grußwort zu sprechen, und überreichten Spenden sowie Geschenke. Mit einer Brotzeit endete der offizielle Teil.
Da das neue Schützenheim wie früher auch künftig wieder allen Gästen und Vereinen für Veranstaltungen zur Verfügung steht, fand am gestrigen Sonntagnachmittag noch ein "Tag der offenen Tür" statt. Dabei hatte die Bevölkerung Gelegenheit, sich einen Eindruck von der neuen Heimstatt der Schützen und deren großes Engagement zu verschaffen.
Hohe Auszeichnungen für Funktionäre
Landesschützenmeister Hans-Peter Gäbelein und Bezirksschützenmeister Alexander Hummel nahmen die Gelegenheit bei der Einweihung der neuen Heimstatt der Schützengesellschaft Untersteinach wahr, um vier äußerst verdiente Mitglieder auszuzeichnen. Mark Trapper erhielt die Verdienstnadel des bayerischen Sportschützenbundes (BSSB). Mit der Gaunadel in Gold wurde die selbstlose Arbeit von Vorsitzender Inge Winkler, Hans Kaspar und Rudolf Schiekel gewürdigt. kpw