Druckartikel: Überrascht über Zwischenzeugnisse sind oft nur die Eltern

Überrascht über Zwischenzeugnisse sind oft nur die Eltern


Autor: Sonny Adam

Kulmbach, Donnerstag, 21. Februar 2013

Heute gibt es Zwischenzeugnisse. Doch Angst vor dem, was da Schwarz auf Weiß steht, haben die Schüler längst nicht mehr, denn sie wissen ja, welche Noten da drin stehen - oftmals ganz im Gegensatz zu ihren Eltern.
Alina Gack (16) hat sich anhand ihres Notenzettels ausgerechnet, welche Noten heute im Zwischenzeugnis stehen werden. Foto: Sonja Adam


Das Zeugnis, das die Realschülerin Alina Gack (16) heute mit nach Hause bringen wird, ist eigentlich klar. "Wir haben doch vor ein paar Wochen schon die Notenzettel bekommen, wo wirklich alle Noten eingetragen sind, und deshalb wird es keine Überraschungen geben", sagt Alina Gack. Auf ihren Notenzettel hat sie eine zur Faust geballten Hand mit dem Daumen nach oben bemalt. Ein klares Signal, sie ist ganz zufrieden.

Ihr Zeugnis kommt auf einen Gesamtdurchschnitt von 2,36. "Mir gefallen die naturwissenschaftlichen Fächer ganz gut. Mathe zum Beispiel, da muss ich nicht lernen", erklärt Alina und zeigt ihre Noten. In Mathe steht sie auf einem Durchschnitt von 1,0. Nur in Sport bringt sie es auf ein ähnlich eindeutiges Ergebnis: nur Einser. Aber es gibt auch andere Fächer. So hat sie sich die Englischnote mit einer mündlichen Prüfung versaut.

"Ich hab einfach nicht gelernt und deshalb stehe ich jetzt in Englisch auf 3,57 - das ergibt eine Vier im Zeugnis", rechnet Alina Gack und ärgert sich über den einzigen Vierer selbst am meisten. Doch bis zum Jahreszeugnis will sie die Vier weghaben. Überhaupt will sie sich in den Fächern, in denen sie auf der Kippe stehe, noch verbessern. "Meine Eltern wissen über meine Noten immer Bescheid. Wenn ich mir was selbst eingebrockt habe, dann sagen sie immer, ich soll eben dazu stehen", erklärt Alina Gack.

So ist es nicht in allen Familien. "Für die Schüler ist das Zeugnis keine Überraschung. Die können ja selbst rechnen", sagt der Konrektor der Carl-von-Linde-Realschule, Markus Popp. "Aber für manche Eltern ist das Zwischenzeugnis trotzdem eine Überraschung. Denn nicht immer werden die schlechten Noten auch wirklich weitergegeben", kennt Popp seine Pappenheimer. "Aber das Zwischenzeugnis ist einfach nur eine Wasserstandsmeldung, die zeigt, wo der Schüler steht. Wenn das Zwischenzeugnis kommt, dann ist noch nichts verloren. Man kann sich immer noch verbessern", tröstet Popp all diejenigen, bei denen es nicht so toll gelaufen ist.

Die Beurteilung ist wichtig

Für besonders wichtig hält der Konrektor die schriftliche Beurteilung der Schüler. "Wir schreiben da schon ein bisschen mehr rein als nur ,Das ist eine freundliche Schülerin, die gut mitarbeitet'", erklärt der Konrektor.
Eigentlich könnte die Schule auch entscheiden, das Zwischenzeugnis in den Abschlussklassen wegfallen zu lassen. Stattdessen müssten sich die Schüler dann mit einer notenmäßigen Beurteilung im Dezember und noch einmal im April/Mai zufrieden geben. "Aber ich denke so ein klassisches Zwischenzeugnis hat auch bei den Eltern ein anderes Gewicht", meint Popp.

Und auch Schülerin Alina Gack beharrt auf ihr Zwischenzeugnis. "Nein, ich würde es nicht gut finden, wenn es wegfallen würde", sagt sie klipp und klar.