Töpferkunst aus ganz Deutschland
Autor: Sonny Adam
Thurnau, Freitag, 07. Dezember 2012
Cornelia Garbe aus Amrum packt gerade ihre Schalen und Tassen aus. Währenddessen stürmen schon einige Kunden den Weihnachtstöpfermarkt und halten nach den schönsten Stücken Ausschau. Über zehntausend Besucher werden am Wochenende in Thurnau erwartet.
Cornelia Garbe hat kunstvolle Keramik, Dekoartikel. Typisches Kennzeichen: echt vergoldete Akzente. "Die werden im dritten Brand aufgebracht", erklärt die Expertin. "Aber ich habe auch Sachen ohne Gold, für die, die das nicht mögen", erzählt sie und freut sich auf die nächsten drei Tage. "Ja, es ist kalt, aber das ist ein guter Markt. Ich bin seit Jahren hier", sagt sie.
Genau so sehen das Petra Prüssing und Michael Schumann von Farbton aus Morschern. Ihr Stand ist ein echter Hingucker. Alles leuchtet in den Farben Rot, Gelb, Blau und Grün. Auf Schalen und Tellern liegen kleine Spielsteine aus Ton oder bunte Sterne. Die Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Steine sind eigentlich getarnte Salz- und Pfefferstreuer. "In diesem Jahr haben wir auch ovale Schalen", erklärt Michael Schumann und schmunzelt.
"Es ist nicht schlimm, dass so viele Auswärtige dabei sind. Wir sehen das als Bereicherung", sagt die einheimische Töpfermeisterin Marianne Le Dieu, die vor vielen Jahren den Markt mit initiiert hat und bringt damit vermeintliche Vorbehalte auf den Punkt. "Wir sind ja schon immer da, und wir freuen uns, dass der Markt mit dem Ehepaar Labun so toll fortgeführt wird. Die Sachen, die hier angeboten werden, sind so unterschiedlich, das es keine Konkurrenz gibt. Wir bereichern und gegenseitig", sagt Le Dieu. Sie selbst hat witzige Weihnachtselche im Repertoire. Heuer ganz neu sind Muschelübertöpfe und Schalen. Auch der Thurnauer Töpfer Bernhard Noé ist mit von der Partie. Seine modernen Tassen, Schalen und Dosen mit sinnigen Sprüchen sind der Renner.
Putzige Tiere und klassische Muster
Tatsächlich hat jeder Töpfer, der seine Waren feilbietet, einen eigenen Stil. Saskia Schweizer aus Thüringen beispielsweise hat ein Herz für Tiere. Sie malt auf ihre Waren putzige Tiere, die vor allem Kinder lieben. Einige Töpfer lassen ihre Werke in Naturtönen. Auch Katrin König hat sich der Tierwelt verschrieben, aber ihre Tiere sind wohl eher für Erwachsene gedacht. Viele Sachen sind in Schwarz-Weiß gehalten. Es gibt klassische Muster und moderne Kunstobjekte - Handgemachtes für jeden Geschmack.
Die Arche Noah mit sämtlichen Tieren ist auf dem Töpfermarkt zu bewundern, aber auch klassische Räuchermännchen oder kleine Adventskränze aus Ton und Christbaumanhänger. Viele Töpfer kommen aus den neuen Ländern und haben sich auf das traditionelle Handwerk zurückbesonnen.
Ein Stand, an dem vor allem die kleinen Besucher stehen bleiben und an dem eigentlich so leicht niemand vorbei kommt, steht in der Mitte des Schlosshofs: Es ist der Stand von Mara Ziegel und Martin Lietsch. Die beiden fertigen Okarinas - Tonflöten. Aber nicht nur die herkömmlichen runden und hornförmigen Flöten haben die beiden im Repertoire, sondern die Flöten kommen auch in Schildkrötenform daher und als lustige Vögel. "Die Flöten kann man nur schwer stimmen. Aber ich kann am Tonloch ein bisschen nacharbeiten und dann die Stimmung beeinflussen", erklärt Experte Martin Lietsch, demzufolge es kaum noch Okarina-Hersteller gibt. Das sei eine komplizierte Angelegenheit. Zwischen den Vögeln gebe es kleine, aber feine Unterschiede: tief klingende in C-Stimmung, etwas freundlichere in G-Stimmung oder richtig schrille. Für kleinere Kinder gibt es Terzkäfer, die sich auch ganz ohne Griffkombinationen spielen lassen. Und für größere Könner hat Lietsch Okarinas in Tenor, Alt, Mezzosopran oder Sopranino-Stimmung im Programm.
Der Ton wird in einem geschlossenen Raum erzeugt - nicht, wie bei Flöten üblich, in einem röhrenförmigen Körper, erklärt Martin Lietsch allen, die sich für die Musik, die die Okarinos möglich machen, interessieren. Natürlich montiert er serienmäßig an jede Okarino ein Lederhalsband. Denn so eine kleine Flöte sollte man immer bei sich haben - gerade in der Weihnachtszeit.