Stadtsteinacher Stadträte: Die Lindenallee soll weg
Autor: Sonny Adam
Stadtsteinach, Sonntag, 09. Dezember 2012
Die Anwohner der Bahnhofstraße sind mit einem Kompromiss oder mit der Fällung nur einiger Bäume nicht einverstanden. Das haben sie gestern bei einem Treffen mit Mitgliedern der Stadtratsfraktionen klar gemacht.
Die Bürger fordern die komplette Abholzung der Lindenallee, um ein einheitliches Bild zu wahren. "Der Kanal war schon zwei Mal kaputt. Wir haben ihn erst vor fünf Jahren wieder auf unsere Kosten reparieren lassen. Ein drittes Mal machen wir das nicht mehr", klagt Günther Heiß und erklärt, dass die Linden in der Bahnhofstraße schon seit Jahrzehnten ein Problem sind. "Die Bäume zu erhalten ist doch ein Schmarrn. Das ist doch nur mit Kosten verbunden." Auch das Marterl sei schon beschädigt gewesen. Bei der Instandsetzung habe man es nur auf ein Schotterbett gesetzt, damit es nicht beschädigt werde, wenn es die Wurzeln wieder anheben.
"Die gehören gefällt", sagt auch Irene Reuther, die am Anfang der Bahnhofstraße wohnt und betont, dass sie auch für die anderen Anwohner kämpfe. Mit der Begutachtung durch Kreisfachberater Friedhelm Haun kann sie sich nicht zufrieden geben.
Kosten und Gefahren
Auch Rosi Naser-Reuther kann dem nichts abgewinnen. "Man muss auch an die Arbeit und an die Kosten denken, die mit einem Rückschnitt verbunden wären, und die Gefahren bei Wind mit einrechnen", pflichtet ihr Dieter Naser bei. Und Matthias Feil vom anderen Ende der Bahnhofstraße betont, dass die Anwohner nicht zu faul seien, um das Laub zu entfernen. Auch andernorts seien so viele Bäume gefällt worden, zum Beispiel bei der Hochwasserfreilegung. Und da habe niemand für deren Erhalt gekämpft.
"Von den Linden geht eine Gefahr aus. Und wenn das so ist, dann müssen sie gefällt werden, deshalb haben wir ja den Beschluss gefasst", zeigte Adolf Hildner (CSU) Verständnis für die Anliegen der Anwohner. "Wenn jemand von Rückschnitt spricht, dann ist so ein Mann im Stadtrat eigentlich nicht tragbar. Das sind ja immense Kosten. Wenn Bäume zu groß sind, muss man fällen und neu pflanzen."
CSU-Fraktionsvorsitzender Klaus Witzgall machte die Anwohner darauf aufmerksam, dass die Darstellung der rechtlichen Lage seitens des Bundes Naturschutz nicht richtig sei. Vielmehr habe sich die Stadt die Versicherung geholt, dass die Bäume standfest sind. Damit liege eine Haftung im Schadensfall nicht bei der Stadt. "Wenn etwas passiert, ist das höhere Gewalt, dann muss der Schaden über die Wohngebäudeversicherung reguliert werden."
Leere Versprechen des Bürgermeisters
"Eigentlich rührt das ganze Problem ja daher, dass der Bürgermeister den gefassten Beschluss nicht umgesetzt hat. Wir könnten uns die ganze Diskussion sparen. Die Naturschützer sollen das Bürgerbegehren zurückziehen, sondern strengen wir ein Ratsbegehren an", kündigte Bernd Kotschenreuther (CSU) an und warf Bürgermeister Roland Wolfrum Doppelzüngigkeit vor. "Er hat zu den Anwohnern in der Bürgerversammlung gesagt, er stehe hinter ihnen. Drei Tage später hat er dann gegen die Fällung gestimmt", so Kotschenreuther.
Auch Klaus Witzgall (CSU) sprach sich für einen Vollzug des Beschlusses aus: "Für das Geld, das ein Rats- oder Bürgerbegehren kostet, könnte man die Bäume neu pflanzen."
Wolfgang Heiß (CSU) prangerte an, dass Pro Stadtsteinach von einem Gutachten spreche, das die Gärtnerei Ramming und Tröster angefertigt habe. Doch ein solches Gutachten gebe es nach Rücksprache mit dem Gartenbaubetrieb nicht. Dieser sei dazu auch nicht bevollmächtigt. Heiß bezweifelte zudem, dass die Stadt die Bäume pflegt. Schon jetzt nach dem Schneefall würden die Äste schon so weit herabhängen, dass Lkw-Fahrer Probleme haben.
Schließlich kamen Anwohner und Stadträte überein, dass wieder elf Bäume gepflanzt werden sollen. Letztlich gehe es wohl nur um zehn, da ein Baum schon vor einigen Jahren nachgepflanzt worden sei.
Nicht nur Mitglieder der CSU und der Feien Wähler waren zum Treffen mit den Anwohnern gekommen, auch Winfried Hempfling - als "schwarzes Schaf der SPD", wie er sagte.