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Stadtsteinacher Auffangstation braucht Hilfe


Autor: Sonny Adam

Stadtsteinach, Freitag, 01. März 2013

Die Zahl der Pfleglinge in der Wildvogelauffangstation bei Stadtsteinach steigt und steigt. Dringend müssen neue Volieren gebaut werden. Nun wendet sich Betreiberin Sabine Witt an die Öffentlichkeit und bittet um Spenden. Auch ehrenamtliche Helfer sind willkommen.
Schweren Herzens nimmt Sabine Witt von ihrem Bussard-Pflegling Abschied und wildert ihn wieder aus: Vier Wochen war das Weibchen in ihrer Obhut und hat sich gesund pflegen lassen. Es litt unter Luftröhrenwurmbefall und war hochgradig mit Kolikeimen belastet. Zudem war der Bussard in ein Auto geflogen. Foto: Sonja Adam


Mitten im Wald, geschützt vor Trubel und alltäglicher Hektik, hat Sabine Witt eine Wildvogelauffangstation aufgebaut. Noch betreibt sie die Einrichtung privat. Deshalb darf sie auch keine Spendenquittungen ausstellen. "Aber ich bin dabei, einen Verein zu gründen", erklärt die Vogelnärrin.

Jeden Morgen um 4 Uhr beginnt für die 33-Jährige, die sich die Pflege von verletzten und kranken Vögeln aller Art zur Lebensaufgabe gemacht hat, der Tag. Vor ihrem Bürojob versorgt sie ihre Schützlinge. Bis sechs Uhr ist sie mindestens beschäftigt. Auch die Mittagspause von 13 Uhr bis 15 Uhr verbringt sie mit der Betreuung der oft schwer verletzten und kranken Tiere. Und der Feierabend nach 17 Uhr gehört ohnehin den gefiederten Freunden. Bis 23 Uhr ist Sabine Witt täglich mit der Versorgung der Vögel und mit dem Säubern der Volieren beschäftigt.

Bisher aus eigener Tasche finanziert

Bislang hat sie alle Volieren und die Versorgung der Tiere aus der eigenen Tasche finanziert. Aus purem Idealismus. Doch inzwischen beherbergt sie vierzig Wildvögel. Schon wieder platzen die Volieren aus allen Nähten. Und da Sabine Witt neuerdings auch Greifvögel aufnehmen und pflegen darf, ist dringend eine Erweiterung nötig.

Derzeit hat Sabine Witt zwei Bussarde in Obhut. "Der eine kann heute wieder in die Freiheit entlassen werden", sagt Sabine Witt und setzt den stolzen Vogel in eine Transportbox, verdunkelt diese und fährt mit dem inzwischen wieder gesunden Bussard zu einem offenen Feld. Das Bussard-Weibchen war vier Wochen bei ihr. "Er war einer meiner geduldigsten Patienten", erzählt Witt. Der Bussard war gegen ein Auto geflogen, hatte aber auch starken Haarwurm-Befall und Luftröhrenwurmbefall. Zudem war der Bussard hochgradig mit Kolikeimen verseucht. Mühevoll wurde er wieder aufgepäppelt. Nun darf er wieder in die Freiheit. "Mach's gut", ruft Sabine Witt ihm nach. Und der Bussard dreht noch eine Runde in luftiger Höhe.

Über Kropfsonde ernährt

Derzeit päppelt sie noch einen weiteren Bussard auf. Einen, der sich das nur widerwillig gefallen lässt. Er hat eine starke Vergiftung. "Wahrscheinlich wurde er nicht mal absichtlich vergiftet, sondern hat nur eine vergiftete Maus oder etwas ähnliches erwischt", erklärt Witt. Der Bussard - ein Männchen - hat starke Verätzungen der Zunge und des Rachenraumes. Eine Woche lang wurde er über eine Kropfsonde ernährt. Jetzt frisst er bereits wieder Putenherzen und Mäuse.

"Ich möchte in diesem Frühjahr zwei weitere Großvolieren errichten - eine spezielle Voliere für Greifvögel und eine weitere Kleinvogelvoliere mit drei Abteilen", erklärt Sabine Witt und hat auch schon konkrete Kostenvoranschläge auf den Tisch liegen. "Sagen wir mal so - ich brauche 1000 Spender, die zehn Euro geben würden", bringt sie den enormen Kostenbedarf auf den Punkt. Denn die Stahlvolieren sind teuer. Sie müssen zudem mardersicher sein.

Zur Zeit hat Sabine Witt drei große Volieren. Sie beherbergt sechs Rabenkrähen, alles Dauerpfleglinge, die nicht mehr in die Freiheit entlassen werden können. Sie hat drei Elstern. Eine spricht sogar - und sagt ihren Namen: Bürzel. "Der Bürzel ist bei einer Tierheilpraktikerin in einem Karton abgestellt worden und hat wohl vier Jahre in einem Käfig gelebt. Er ist völlig falsch geprägt und geht nicht auf den Boden. Er könnte nie in Freiheit überleben", schildert Witt die Sachlage. Als Vogelfreundin kann sie sich über die zahme Elster nicht recht freuen. Überhaupt sind die Fehlprägungen bei Rabenvögeln nur schwer wieder zu korrigieren.

Kiebitz muss wohl bleiben

Doch Sabine Witt hat auch ganz andere gefiederte Gäste: einen Kiebitz, der im vergangenen Jahr in einem Buswartehäuschen aufgegriffen worden ist. Er konnte wegen einer älteren Schlüsselbeinfraktur nicht mit in den Süden ziehen. "Die Schlüsselbeinfraktur war wohl schon älter. Er hat eine Flügelfehlstellung und wird wohl bleiben müssen", sagt Sabine Witt.

Ein Happy End scheint es für zwei Rotschwänzchen zu geben. Sie wurden von einem vermeintlichen Tierfreund mit Magerquark und Haferflocken versorgt. Doch das ist grundfalsch, sagt Witt. "Die Rotschwänzchen sind reine Insektenfresser. Sie können von einer solchen Versorgung sogar Organschäden bekommen. Die beiden allerdings haben sich gut erholt. Scheinbar haben sie noch einmal Glück gehabt." Der Grünfink, der unter starkem Kozidien-Befall litt, geht ebenfalls im Frühling wieder.

Außerdem gehören zwei Gebirgsstelzen, die eigentlich in der Gegend gar nicht vorkommen, zu den Gästen von Sabine Witt sowie eine Bachstelze und eine Klappergrasmücke. Und ein paar Sittiche und Zebrafinken hat sie auch noch in ihrer Obhut.

Den größten Andrang hat Sabine Witt nicht im Winter, sondern eigentlich im Frühling, wenn die Babyvögel aufgegriffen werden. Deshalb möchte sie auch so schnell wie möglich mit der Erweiterung der Räumlichkeiten beginnen.

Zudem sucht sie noch ehrenamtliche Helfer, die ihr bei der Betreuung - zumindest stundenweise - unter die Arme greifen. Näherer Informationen gibt es unter www.wildvogelhilfe-oberfranken.de.to