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Himmelkroner wird Sechster bei der Polizei-WM


Autor: Werner Reißaus

Himmelkron, Donnerstag, 04. Mai 2017

Während die richtige deutsche Eishockey-Nationalmannschaft der Herren gerade in die WM startet, hat die der Polizei ihre Titelkämpfe schon absolviert.
Markus Tischer aus Himmelkron spielt für die Polizei-Nationalmannschaft im Eishockey. Foto: Werner Reißaus


Das gesteckte Ziel ist erreicht! Die deutsche Polizei-Eishockey-Nationalmannschaft hat im tschechischen Liberec Platz 6 erreicht. Im deutschen Team stand auch der 29-jährige Polizeikommissar Martin Tischer dabei, der aus Himmelkron stammt, jetzt aber seinen Wohnsitz am Bodensee hat. Nach fnf Tagen "Ice Hockey World Police Cup" hat die deutsche Polizeiauswahl Platz 6 belegt.

Das Team um Kapitän Andree Boinski startete mit einem 1:0-Sieg gegen Frankreich ins Turnier und holte einen Punkt nach verlorenem Penaltyschießen gegen Slowenien, was für jene mehr als schmeichelhaft war. Am zweiten Tag konnte man trotz guter Einstellung leider nichts gegen die russischen und tschechischen Topspieler ausrichten. Die Spiele gingen 0:11 und 1:12 verloren. Immerhin reichte es zum hart erkämpften und verdienten Ehrentreffer gegen die Tschechen. Mit dem 3. Gruppenplatz hatten die deutschen Eishockeycracks das Spiel um Platz 5 sicher. Gegner war hier der amtierende Weltmeister aus der Slowakei und man konnte sogar nach einer überraschenden Führung ein Drittel lang Paroli bieten. Doch der längere slowakische Atem war schließlich ausschlaggebend und man verlor am Ende noch deutlich mit 1:8. Das hat der Freude über ein gelungenes Turnier und vielen neu geschlossenen Freundschaften keinen Abbruch getan. Abgerundet wurde die WM durch einen Galaabend mit einer feierlichen Abschlusszeremonie. Russland wurde mit zwei Mannschaften Weltmeister und Vizeweltmeister. Auf den nächsten Plätzen folgten Tschechien, Österreich, Slowakei, Deutschland, Finnland, Frankreich, Ungarn und Slowenien.

Das deutsche Team wurde 2003 bei der International Police Wintergames (IPWG) gegründet, die in Innsbruck stattfanden. Hier trat man unter dem Namen "Team Germany" an. Die Mannschaft setzte sich aus Polizeibeamten des ganzen Bundesgebietes zusammen, welche sich auch alljährlich in 24 Teams beim Deutschen Polizei-Cup messen. Aufgrund fehlender internationaler Turniere wurde es dann ein bisschen ruhiger auf dem Eis, bis im Jahr 2009 in Lyss / Schweiz die Europameisterschaft, sowie 2011 die Weltmeisterschaft (ebenfalls Lyss/Schweiz), stattfand. Alle bisherigen Turniere waren durch die jeweiligen Veranstalter großartig organisiert und für alle Spieler ein absolutes Highlight. Unter anderem traf man ehemalige NHL-Spieler, die nach ihrer aktiven Karriere den Weg zur Polizei gefunden haben. Viele Freundschaften und Kontakte bestehen heute noch weltweit. Nach zwei erfolgreich absolvierten Trainingslagern konnte der Kader für die WM 2017, die erneut in Liberec stattfand, deutlich aufgestockt und noch spielstärker weiterentwickelt werden. Mit dabei war auch der aus Himmelkron stammende Martin Tischer.

Mit dem Street-Hockey begann Martin Tischer schon als kleiner Junge in Himmelkron auf Inlineskates. "Ich habe dann eine Neigung zum Eishockey entwickelt. Mein Bruder nahm mich irgendwann, da war ich acht oder neun Jahre alt, mit zu einem Eishockey-Spiel nach Bayreuth. Ein Jahr später habe ich dann schon beim ESV Bayreuth das Eishockeyspielen erlernt. Dabei habe ich erst die läuferischen Fertigkeiten erlernen müssen. Das war für mich am Anfang schon eine größere Herausforderung, aber es ging alles sehr schnell, weil ich schon immer Tennis und auch Fußball gespielt habe. Und was im Eishockey auch wichtig ist, das ist die Hand-Augen-Koordination. Wenn man ein Instrument spielt wie ich früher Klavier, dann hat man da Vorteile."

Martin Tischer durchlief beim ESV Bayreuth die Nachwuchsmannschaften bis hin zu den Junioren und stand auch im erweiterten Bayern-Auswahlkader. Über die Polizeiausbildung folgten dann weitere Stationen bei Eishockeyvereinen in Schweinfurt und Kreuzlingen am Bodensee in der 3. Schweizer Liga. Der Schichtdienst machte es dann aber notwendig, mit dem Eishockey etwas kürzer zu treten. Im vorletzten Winter heuerte Martin Tischer dann in der Regionalligamannschaft beim EV Ravensburg 1b an.

Die Teilnahme an der Weltmeisterschaft der Polizei-Eishockey-Nationalmannschaften im tschechischen Liberec war für Martin Tischer natürlich ein besonderes Erlebnis: "Die Tschechen waren sehr gastfreundlich und hatten extrem viel Herzblut in die Weltmeisterschaft gesteckt. Unser bester Platz war bisher Rang 9 vor zwei Jahren. Wir hatten diesmal eine günstige Gruppe mit Frankreich und Slowenien erwischt." Gegen Frankreich gelang Martin Tischer das "Goldene Tor". Die Freude war riesengroß, denn an dem Tag waren auch seine Eltern Erwin und Inge Tischer im Stadion. Martin Tischer weiter: "Für uns war der 6. Platz ein Riesenerfolg, auch vom Leistungsniveau, denn bei Russland waren Spieler dabei, die schon in der höchsten Liga spielten. Wenn wir unsere Top-Auswahl von den ganzen Polizisten in Deutschland zur Verfügung gehabt hätten, dann hätten wir vielleicht noch besser abschneiden können."

Ein besonderes Erlebnis war auch der abschließende Galaabend. Vater Erwin Tischer schwärmt heute noch: "Es war eine super Eröffnungs- und eine super Schlussveranstaltung."


Zur Person

Martin Tischer besuchte nach Volksschule in Himmelkron die Realschule in Bayreuth, entschied sich danach für einen Berufsweg im damaligen Bundesgrenzschutz und wurde 2007 als Polizeimeister nach Konstanz an den Bodensee versetzt. Tischer war danach noch vier Jahre im grenzpolizeilichen Einzeldienst an der Schweizer Grenze eingesetzt. 2011 erfolgte im Studium an der Hochschule des Bundes der Aufstieg zum Kommissar. Seit einem halben Jahr ist Martin Tischer bei der Bundespolizei in der Leitstelle in Konstanz tätig.


Interview

Wir haben uns mit dem Kapitän der deutschen Polizei-Eishockey-Nationalmannschaft und Verantwortlichen der Öffentlichkeits- und Pressearbeit, Andree Boinski unterhalten.

Herr Boinski, welchen Stellenwert hat die Nationalmannschaft im Eishockey bei der Polizei?
Eishockey gehört nicht zu den polizeilich geförderten Wettkampfsportarten. Deswegen müssen wir uns - auch wenn wir mit der Nationalmannschaft unterwegs sind - frühzeitig um Dinge wie Urlaub, Unterkünfte oder auch Fahrzeuge kümmern, da es hier in der Regel wenig bis gar keine Unterstützung von den Behörden gibt. Maximal das Wohlwollen einzelner Abschnittsführer lässt da gewisse Unterstützung zuteil werden. Nichtsdestotrotz haben wir in den letzten zwei Jahren die Deutsche Polizei-Eishockey-Nationalmannschaft zu einem Namen innerhalb des bundesweiten Polizeiapparates gemacht, der dort immer bekannter wird und in diesem Zuge auch auf höheren Ebenen, zum Beispiel beim Deutschen Sportkuratorium, immer mehr Sympathisanten beziehungsweise Unterstützer findet. Aber wir entwickeln uns nicht nur sportlich, sondern auch strukturell weiter.

Sind Sie mit dem Abschneiden bei der WM zufrieden?
Wir haben unser Ziel, die Platzierung von 2015 (9. Platz) zu übertreffen, mit dem jetzigen 6. Platz absolut erreicht. Deswegen sind wir auch zufrieden, auch wenn wir uns in den nächsten Jahren noch weiter verbessern wollen. Man muss dazu erwähnen, dass wir zum Beispiel gegen ehemalige NHL-Spieler wie Sergei Anshakov von LA Kings gespielt haben. Das ist für jeden eine große Sache, gegen solche Leute zu spielen. Leider wird es dadurch aber nicht leichter, siegreich vom Eis zu gehen. Wir sind aber dabei, den Kader in der Qualität zu verbessern, so dass wir in naher Zukunft vielleicht noch 1 bis 3 Plätze vorrücken können.

Beschreiben Sie kurz kurz Ihren Mitspieler Martin Tischer.
Martin kenne ich noch nicht einmal ein Jahr. Aber in der Zeit ist er sofort als fachlich sehr gut ausgebildeter Spieler aufgefallen, der das Eishockeyspiel wirklich versteht. Das zusammen mit seiner guten Lauf- und Stocktechnik machen ihn zu einem wertvollen Spieler in jeder Mannschaft. Manchmal ist ihm noch sein Kopf im Weg und es fehlt ihm noch ein wenig Lockerheit in manchen Situationen. Aber das wird sich sicher noch in der nächsten Zeit geben, daran arbeiten wir zusammen.