Sommerhitze: Sogar die Fische tauchen ab

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Symbolfoto: Hartmut Reeh/dpa
Symbolfoto: Hartmut Reeh/dpa

Die Trockenheit macht inzwischen sogar den Fischen zu schaffen, weil die Pegel in den Flüssen und Seen sinken.

An einen so niedrigen Pegel des Weißen Mains kann sich Gerd Suske nicht erinnern, erklärt er und blickt von der Brücke bei Melkendorf auf den Fluss. 40 Zentimeter fehlen im Vergleich zu den Vorjahren, sagt der Mann, der das Gewässer seit Kindestagen kennt und beobachtet. Bei den Seen seien es sogar 60 Zentimeter. So einen trockenen Sommer hat der Gewässerwart des Bezirksfischereivereins noch nie erlebt. Inzwischen leiden sogar die Fische.

So etwas noch nie gesehen

Der 60-Jährige kennt nach seinen Worten den Main wie seine Westentasche. "Heuer habe ich aber Steine aus dem Wasser ragen gesehen, die ich vorher noch nie gesehen habe." So tief sei der Pegel gesunken. Kiesige Flächen, fast wie kleine Strände, sind jetzt dort, wo wenige Monate zuvor noch das Wasser floss.

"Wir haben ein massives Niedrigwasser", sagt Suske, der seit 2000 Gewässerwart ist, seit 1984 dem Angelhobby frönt und dadurch mit den Flüssen und Seen der Region bestens vertraut ist.

Vor allem Fische, die sich gern in schnell fließendem Wasser aufhalten, ziehen ab und suchen sich sogenannte Gumpen (ausgespülte, tiefe Stellen), erzählt der Experte weiter.

Zu diesen Fischarten zählen unter anderem Forellen und Saiblinge sowie Döbel. Diese Tiere suchen sich in der Strömung ihre Nahrung (Kleinfische). In zu seichtem Wasser halten sich aber keine Kleinfische mehr auf.

Ein weiteres Problem durch den niedrigen Wasserstand: Der Laich von Fischen, die ihre Eier im Sommer und Spätsommer ablegen, kann austrocknen, sollten die Pegel weiter sinken.

In stehenden Gewässern, sprich in Seen, ziehen sich die Tiere ebenfalls zurück, suchen die tiefen, kühleren Stellen auf.

Von einem Fischsterben ist die Region verschont geblieben, sagt Suske. "Aber wenn es noch zwei Wochen so heiß geblieben wäre ohne nachts abzukühlen, dann hätte sich wohl was angebahnt", vermutet er. Jetzt habe sich die Situation etwas entspannt. Andererseits überrascht es ihn nicht, dass im Naherholungsgebiet Mainaue wieder Blaualgen aufgetreten sind. "Das war bei der Witterung zu erwarten."

Probleme haben auch die Fischzüchter. "Ich habe Kollegen, die mussten ihre Teiche mit Regenbogenforellen schon ablassen, weil kein Zulauf mehr da war."

Es gibt aber auch gute Nachrichten. So geht es den rund 1000 Bachforellen, die im Mai in der Flutmulde ausgesetzt wurden, wohl noch gut. Denn die Forellenbrut sei noch relativ klein und komme mit dem Niedrigwasser besser zurecht als größere Tiere.

Die Kleinfische seien in die Flutmulde gesetzt worden, um einen gewissen Bestand aufzubauen und etwas für die Artenvielfalt zu tun. "Die Unterstützung durch die Stadt war nicht selbstverständlich. Uns hat das sehr gefreut", sagt der Gewässerwart des Bezirksfischereivereins, der 800 Mitglieder zählt.

Der Bezirksfischereiverein bewirtschaftet rund 50 Kilometer Fließgewässer: den Roten Main vom Zettlitzer Wehr bis zum Zusammenfluss, den Weißen Main in Lanzendorf, den Weißen Main bei Melkendorf und den vereinigten Main ab dem Zusammenfluss bis Schwarzach.

Dazu kommen noch 55 Hektar stehende Gewässer, unter anderem die Kieswäsch.

Beim Wasserwirtschaftsamt in Hof beobachtet man die Entwicklung genau, kennt sogar einige kleinere Bäche, die inzwischen wenig oder gar kein Wasser mehr führen - auch im Landkreis Kulmbach. Der Hutweidbach in Neuenmarkt sei so ein Fall oder der Lopper Bach, wie stellvertretende Behördenleiterin Andrea Künzl erklärt. Selbst der Main führe deutlich weniger Wasser als in den vergangenen Jahren. Um die Situation nicht noch weiter zu verschärfen, appelliert sie an die Bevölkerung, aus den Bächen und Flüssen kein Wasser zu entnehmen.

Im Frankenwald und Fichtelgebirge ist die Situation dagegen nicht so angespannt: "Ob das daran liegt, dass es dort ab und zu geregnet hat oder an der Geologie der Region, das kann man noch nicht sagen", erklärt sie zu dem Phänomen.

Ein Fischsterben ist dem Wasserwirtschaftsamt noch nicht gemeldet worden. "Offensichtlich wandern die Fische ab."