Die Stadtsteinacher Stadtmauer ist in keinem guten Zustand. Sie ist von Moos und Pflanzen überwachsen, einige Steine sind bereits herausgefallen. Wolfgang Martin (SPD/OL) und Klaus Witzgall (CSU) wollen eine Offensive starten, um das Bauwerk zu erhalten.
In weiten Teilen wölbt sich die Mauer weit nach außen und hat tiefe Risse bekommen. Jeder kann sehen, wie sich die Anlage immer mehr verändert. Nicht zum Guten.
"Aber die Stadtmauer ist ein Kulturgut, sie ist eine der letzten erhaltenen Mauern - neben Kulmbach", sagt Anwohner Wolfgang Martin (SPD/OL). Auf seinem Grundstück verläuft auch ein Teil des Bauwerks. Dieses rund 15 Meter lange Stück der inneren Mauer hat er von Bewuchs befreit. Mehr kann er nicht tun.
Tatsächlich bilden die innere und äußere Stadtmauer einen eiförmigen Grundriss. Das Bauwerk ist bereits 1439 erwähnt und verläuft rund um die Stadt. Die noch erhaltenen Teile stammen vermutlich aus der Zeit nach dem Markgrafenkrieg von 1553.
Damals wurde die Anlage stark in Mitleidenschaft gezogen, die Menschen haben sie aber wieder aufgebaut.
Historiker gehen davon aus, dass die Mauer ursprünglich einmal acht bis zehn Türme hatte. Zwei sind noch erhalten.
Auf den ersten Blick desolat "Man sieht auf den ersten Blick, dass der Zustand äußerst desolat ist. Die Mauer ist durch Büsche und Bäume und durch Wurzelwerk organisch belastet, und auch von oben greift Pflanzenbewuchs an", zieht Klaus Witzgall eine erste Bilanz.
Während die innere Mauer meistens in Privatbesitz ist, ist die äußere Mauer städtisch. Bei manchen Gebäuden sitzen die Häuser direkt auf der Mauer. "Die Mauer ist kulturhistorisch interessant und muss endlich wieder eine Priorität bekommen", sagt Witzgall. Und eine Idee, wie das machbar sein könnte, spuckt ihm auch schon im Kopf herum.
"Es ist klar, dass mit ein bisschen Geld nichts zu machen ist. Das hat Bürgermeister Wolfrum auch bei der Bürgerversammlung schon angedeutet", konstatiert Witzgall. Die Stadt tut, was sie kann, um die Anlage bewuchsfrei zu halten, aber bislang existiert kein echtes Erhaltungskonzept.
"Aber vielleicht könnten wir gemeinsam mit der Universität Bayreuth, Abteilung Denkmalschutz, oder einer anderen Uni eine Bestandsanalyse erstellen", schwebt Witzgall vor. Er will diesen Gedanken in den Stadtrat tragen und einen entsprechenden Beschluss herbeiführen lassen.
In einer Diplomarbeit analysieren "Vielleicht gelingt es uns - wie bei der Schneidmühle -, dass wir den Bestand mit Hilfe einer Bachelor- oder Diplomarbeit analysieren lassen. Und dann können wir vielleicht den nächsten Schritt unternehmen", schwebt Witzgall vor.
Der Charme dieses Vorgehens wäre: Die Bestandsaufnahme kostet erst einmal kein Geld. "Es ist absolut wichtig, dass wir uns dieses Themas jetzt ernsthaft annehmen, denn sonst wird auch in drei oder fünf Jahren nichts passieren", so Witzgall.
Natürlich ist klar, dass die Sanierung größere finanzielle Mittel verschlingen wird. "Aber nur, wenn man den Zustand kennt, kann man die Finanzierung in Angriff nehmen und über Finanzierungsmöglichkeiten nachdenken", sagt Witzgall.
Bei SPD/OL-Stadtrat Wolfgang Martin jedenfalls stößt die CSU mit diesem Vorgehen auf offene Ohren und hat schon einen Mitstreiter gewonnen. "Unsere Stadtmauer ist wirklich interessant. Andere Städte machen ein Kulturdenkmal daraus", gibt Wolfgang Martin zu bedenken.
Als Symbol für Stadtsteinach "Die Stadtmauer könnte eine Alternative zur Nordeck als Symbol für Stadtsteinach werden", regte Wolfgang Martin an. Denn im Landkreis habe die noch sehr gut erhaltene Stadtmauer, die Richtung Innenstadt durch die sogenannte "Worschdsuppengasse" weiter führt, ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Auch die Teile der Mauer, die als Unterstützung der Häuser dienen, seien pittoreske Stadtansichten.
Auch bei der Schneidmühle in Stadtsteinach, die zu einem Besuchermagneten geworden ist, waren eine Beschäftigung der Uni Bayreuth und ein Studentenkonzept die Initialzündung und letztlich auch der Ankerpunkt für eine Förderung.
Nun hoffen die Stadtsteinacher auch für die Mauer rund um die Stadt auf ein Happy End. "Aber das geht nur, wenn alle gemeinsam an einem Strang ziehen. Letztlich beschließen wir ja 90 Prozent der Dinge gemeinschaftlich", hofft Witzgall auf Begeisterung auch bei den anderen Stadtratsfraktionen.