Druckartikel: Schreinerei macht Schaukelpferde und Restaurationen im Winter

Schreinerei macht Schaukelpferde und Restaurationen im Winter


Autor: Sonny Adam

Marktleugast, Mittwoch, 12. Dezember 2012

Wenn es die Auftragslage in der Schreinerei Friedrich in Marienweiher zulässt, widmen sich die Mitarbeiter ganz besonderen Aufgaben.
Nadine Schoberth (19) ist mit Begeisterung bei der Sache: Sie hat sich auch schon selbst ein Schaukelpferd gebaut - nur zur Deko natürlich. Foto: Sonja Adam


Mit viel Liebe und Akribie wachst Nadine Schoberth (19) den stolzen Schimmel ein: Er ist weiß lackiert, hat große, treuherzig blickende Augen. Ein Sattel aus Leder und echte Steigbügel zieren das stolze Pferdchen, das noch auf einen Reiter wartet. "Die Steigbügel haben wir von einem Schmied hier in der Gegend machen lassen", verrät Schreinermeister Karl-Heinz Friedrich und freut sich, wenn seine Auszubildende wieder Fortschritte macht.

Restauration und Nachbau

"In den Wintermonaten, wenn wir ein bisschen Zeit haben, versuchen wir hier in der Werkstatt einiges zu machen. Wir bauen alte Schränke nach, restaurieren Schränkchen", sagt Friedrich und zeigt so nebenbei auch gleich, wie die Schränke früher aufgebaut und aufwändig verziert waren.

Doch während die anderen werkeln, drechseln und zuschneiden, hat Nadine Schoberth eine besondere Liebe

entdeckt: Schaukelpferde. Sie macht sie mit viel Liebe zum Detail - teils nach altem Vorbild. "Ich mag Holz. Ich lerne seit letzten September hier", erzählt die 19-Jährige. Vorher war sie in Fassoldshof an der Schule, hat dann ein Berufsvorbereitungsjahr gemacht. "Das hab ich auch schon in der Fachrichtung Holz gemacht", berichtet sie und hört nicht auf, ihr soeben fertig gestelltes Pferdchen einzuwachsen. Denn es soll zum Weihnachtsfest in vollem Glanz erstrahlen. "Mir gefällt an dem Beruf das Kreative", sagt Nadine Schoberth. An dem stolzen Schimmel mit den großen Augen hat sie einen ganzen Monat gearbeitet.

"Naja, das kann man schon schneller machen. Vielleicht so in fünf Stunden", lacht der Profi, ihr Meister. Und Nadine staunt. Denn von der Schnelligkeit ist sie noch weit entfernt. Aber Nadine darf ruhig herumprobieren, Karl-Heinz Friedrich lässt ihr Zeit. "Ich muss halt immer erst schauen, wie alles so funktioniert", sagt Nadine Schoberth. Aber sie bemüht sich und sie lernt von Tag zu Tag dazu. Und jeden Tag gehen die Handgriffe ein bisschen schneller von statten.

Zuerst wird der Pferderumpf gemacht: Dazu muss man Holz verleimen und dann in Form drehen. Alles soll schön rund sein, damit sich die zukünftigen Reiterinnen und Reiter auch wohl auf dem Rücken des Pferdes fühlen. Dann werden der Kopf, der Schwanz und die Beinchen ausgeschnitten. Die Beine sind nicht dick, aber sie sind aus Hartholz gemacht - und sie halten einiges aus. "Auch ein Erwachsener kann sich auf so ein Pferd setzen. Da passiert gar nichts", lacht der Schreinermeister und führt das Experiment gleich vor. Selbst einen gestandenen Mann mit achtzig Kilo trägt der Schimmel. Ohne zu knarren.

Zapfen statt Leim

"Das ist nicht geklebt oder zusammengeleimt, sondern die Beine sind richtig mit Zapfen befestigt. Die halten", sagt Friedrich. Und auch die Auszubildende muss lachen. "Ich habe mir sogar selbst ein Schaukelpferd gebaut", berichtet Nadine Schoberth - allerdings nur zu Dekozwecken.

Es gibt nicht nur das klassische Pferd mit den Kufen für Kinder, die schon laufen können und hoch hinaus wollen; in der Schreinerei wurde auch einmal ein altes Schaukelpferd, höchst restaurierungsbedürftig, angeliefert. "Das ist für ganz Kleine. Das ist ganz flach. Das haben wir nachgebaut", berichtet Friedrich und zeigt das alte Pferdchen, das Babys bereits wenn sie kaum sitzen können nutzen können. Denn es ist gerade mal vierzig Zentimeter hoch.

"Das hält Generationen"

Auch der Meister hat seine Freude am Herumexperimentieren. "Solche Sachen kriegt man eigentlich nicht mehr", muss er schmunzeln, wenn er sein Schaukelpferd so betrachtet. Denn an dem guten Stück ist nichts aus Sperrholz. Und an dem Pferdchen ist auch nichts, was kaputt gehen kann. "So ein Pferd hält Generationen", sagt der Meister und weiß, dass sich so mancher so ein Pferdchen nach antikem Vorbild auch einfach nur zu Dekozwecken wünscht. Denn irgendwie erinnern die Pferdchen an die schönen Weihnachtsfeste von anno dazumal - als der Weihnachtsbaum noch echte Kerzen hatte. Und Spielzeug noch ohne Batterien auskam ...