Poststreik: Marken gab's nur aus dem Automaten

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Fritz Albrecht stört es nicht besonders, dass die Post zu hat. Er holt sich seine Briefmarke einfach aus dem Automaten. Foto: Sonja Adam
Fritz Albrecht stört es nicht besonders, dass die Post zu hat. Er holt sich seine Briefmarke einfach aus dem Automaten. Foto: Sonja Adam
Mit vier Päckchen steht Elke Hübner vor dem Postamt. Sie muss ihre Post wieder mitnehmen. Foto: Sonja Adam
Mit vier Päckchen steht Elke Hübner vor dem Postamt. Sie muss ihre Post wieder mitnehmen. Foto: Sonja Adam
 
Rüdiger Heinisch hat Verständnis für die streikenden Mitarbeiter. Foto: Sonja Adam
Rüdiger Heinisch hat Verständnis für die streikenden Mitarbeiter. Foto: Sonja Adam
 
Vor verschlossenen Türen standen gestern die Kunden der Kulmbacher Post-Filiale. Foto: Sonja Adam
Vor verschlossenen Türen standen gestern die Kunden der Kulmbacher Post-Filiale. Foto: Sonja Adam
 

Die Kunden des Kulmbacher Postamtes standen gestern vor verschlossenen Türen, weil die Mitarbeiter streikten.

Fritz Albrecht ist irritiert. Der 74-Jährige wollte nur schnell einen dringenden Brief aufgeben - und nun steht er am Kulmbacher Postamt vor verschlossenen Türen. Ein Zettel am Eingang informiert darüber, warum geschlossen ist: "Aufgrund einer betriebsverfassungsrechtlich vorgesehenen Betriebsversammlung können wir Ihnen am Donnerstag leider nicht zur Verfügung stehen. Die Postfachanlage ist wie gewohnt zugänglich", heißt es da. Und das bedeutet nichts anderes als: Die Mitarbeiter streiken!

So wie Fritz Albrecht geht es am Donnerstag zahlreichen Postkunden. "Mist", rutscht es zum Beispiel Elke Hübner (49) heraus. Sie hat vier Päckchen dabei. "Ich habe was im Internet verkauft und wollte das gleich wegbringen", sagt sie. "Nein, eigentlich hab ich kein Verständnis.
Dass man die Leistungen reduziert, wäre ja okay, aber dass man die Post komplett schließt, das finde ich nicht in Ordnung." Sie ärgert sich schon, dass sie den Weg vergeblich gemacht hat.

Rüdiger Heinisch hingegen hat Verständnis: "Ja, das ist korrekt. Die Post-Mitarbeiter dürfen streiken. Denn die werden wirklich total unterbezahlt", sagt der 61-Jährige. Er ist mit dem Fahrrad gekommen, wollte Geld einzahlen - und reagiert gelassen: "Das mache ich einfach morgen." Dass das Kulmbacher Postamt gestern geschlossen blieb, ist die Folge eines Warnstreiks, zu dem die Gewerkschaft Verdi die Mitarbeiter der Deutschen Post AG aufgerufen hat.

Nachdem es bereits am Mittwoch zu Arbeitsniederlegungen in Ballungsgebieten gekommen war, und wegen des Ausstands von etwa 3400 Zustellern mehr als zwei Millionen Briefe und rund 100.000 Pakete nicht zugestellt wurden, weiteten die Post-Mitarbeiter ihre Warnstreiks nun auch auf die regionalen Niederlassungen aus.
Die Gewerkschaft Ver.di fordert für die insgesamt 132.000 Tarifbeschäftigten sechs Prozent mehr Lohn, mindestens 140 Euro im Monat. Immerhin: Postbank Basis-Dienstleistungen (z.B. Bargeld abheben) und Leistungen der Deutschen Post (Brief- und Paketsendungen) konnten gestern zwar nicht in Kulmbach, aber doch in den Post-Filialen in Thurnau, in Stadtsteinach oder in der Frankenleite getätigt werden.

Und auch Fritz Albrecht konnte sein Problem letztlich lösen. Er kaufe seine Briefmarken zwar lieber am Schalter, sagt er. Aber er hat auch Verständnis für den Warnstreik und die Forderung nach einer besseren Entlohnung: "Jeder braucht eigentlich mehr", sagt er - und kramt dann ein paar Münzen aus dem Geldbeutel, um sich seine Briefmarke aus dem Automaten zu ziehen.

Die Postler streiken weiter

Auch heute werden sich Postkunden auf Behinderungen und Verzögerungen einstellen müssen. Nach den Warnstreiks am Donnerstag hat die Gewerkschaft Verdi gestern abend rund 100 Postbeschäftigte in Bayreuth und Amberg zu Warnstreiks aufgerufen. "Den Postlerinnen und Postlern reicht's jetzt", sagt dazu Siegfried Failner, vorsitzender der Verdi-Betriebsgruppe Bayreuth. Betroffen von dem Ausstand ist die Post-Niederlassung "Brief" in Bayreuth. Dort wurden Sendungen nicht bearbeitet - mit der Folge, dass bei vielen Menschen in der Region der Briefkasten heute leer bleiben und erwartete Sendungen nicht ankommen werden.

"Die Verantwortung dafür hat allein das Postmanagement in Bonn zu tragen", so Siegfried Failer dazu.
Und Anton Hirtreiter, Landesfachbereichsleiter Postdienste bei der Verdi Bayern, sagt, an die Adresse der Post gerichtet: "Wer in der Bilanzpressekonferenz einen zweistelligen Gewinnsprung im vierten Quartal in allen Sparten verkündet, aber den Postbeschäftigten auch in der zweiten Tarifverhandlungsrunde rein gar nichts anbieten kann oder will, der hat die Bodenhaftung verloren."