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Plassenburg-Kelterei: Nach Höhenflug kommt Ernteausfall


Autor: Sonny Adam

Kulmbach, Sonntag, 26. Januar 2014

Gespannt warteten die Mitglieder der Plassenburg-Kelterei auf die Präsentation der Zahlen. Für das Geschäftsjahr 2012/13 können die sich sehen lassen. Es gab reichlich Äpfel bester Qualität und damit mehr Presssaft als je zuvor. 2013 dagegen fiel die Ernte fast komplett aus.
Der Abschluss des Jahres 2012/2013 der Plassenburg-Kelterei war erfreulich. Nächstes Jahr sieht es anders aus: Die 2013 verarbeitete Apfelmenge lag 85 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Foto: Sonja Adam


Schon der Erntestart 2012 am 3. September war mehr als vielversprechend. Am 8. Oktober hatte die Plassenburg-Kelterei schon die Vorjahresmenge an Äpfeln verarbeitet - und noch immer brachten die Mitglieder ihre Äpfel. "Im Oktober stieg die Verarbeitungskapazität auf einen Spitzenwert von 500 Tonnen pro Woche. Die übliche Pressleistung liegt nur bei 250 Tonnen", erinnert sich Geschäftsführer Markus Wolfrum.

Mehr als zwei Millionen Liter Saft

200 000 Liter Apfelsaft wurden direkt ab Presse nach Südtirol und Frankreich verkauft, 250 000 Liter Apfelsaft wurden zu Apfelsaftkonzentrat umgearbeitet.100 Tonnen Äpfel wurden gleich von den Sammelstellen weiterverkauft.
Die Gesamtbilanz: Im Rekordjahr 2012/13 wurden 2744 Tonnen zu 2 050 930 Litern Apfelsaft gepresst.

"Die Qualität der Ernte war gut, die Oechslewerte starteten mit 45 und steigerten sich bis zum Ende auf 59, für die Fruchtsäure galt das Gleiche: Die Werte begannen mit acht Gramm pro Liter und sanken dann auf angenehme 6,5 Gramm pro Liter."

Anreiz für die Mitglieder

Während der Saison wurden zehn Euro für den Doppelzentner Mostobst bezahlt. "Durch diesen höheren Auszahlungspreis möchten wir unseren Mitgliedern einen Anreiz schaffen, auch in Zukunft die Äpfel zu ernten und nicht am Baum verfaulen zu lassen." Obwohl eine neue Flaschenreinigungsmaschine, die rund 5000 Flaschen pro Stunde reinigen kann, für rund 170 000 Euro angeschafft worden ist, ergab sich ein Überschuss von 97 608 Euro. Zum Vergleich: Im Vorjahr erwirtschaftete die Kelterei nur einen Überschuss von 2152 Euro.
Die Bilanzsumme (Abschluss 30. Juni 2013) kann sich sehen lassen: Sie hat sich gegenüber dem Vorjahr mit 1,336 Millionen Euro um 141 000 Euro deutlich erhöht. Das Eigenkapital ist um 98 000 Euro gewachsen. Insgesamt halten 1474 Mitglieder 2496 Geschäftsanteile. Das macht ein Geschäftsguthaben von 123 416 Euro aus.
Die Freude der Verantwortlichen ist dennoch getrübt, denn die Ernte 2013 war eine Katastrophe. "Wir lagen bei der verarbeiteten Menge um 85 Prozent hinter dem Jahr 2012", so Wolfrum. "Wir starteten aufgrund der schlechten Wetterbedingungen mit der Ernte eine Woche später als im Vorjahr, im September kelterten wir gerade mal 20 000 Liter - im Vorjahr 530  000 Liter", schilderte Wolfrum. Hauptgrund war die fehlende Bestäubung im Frühling. Die Bienen konnten während der Apfelblüte kaum fliegen.

Modellprojekt fürs Streuobst?

Insgesamt wurden 2013 nur 697 Tonnen Äpfel verarbeitet, davon musste fast die Hälfte aus Südtirol und Tschechien zugekauft werden. Das Ergebnis: 510 000 Liter Apfelsaft, so Wolfrum.
Ein großer Unsicherheitsfaktor bei der Plassenburg Kelterei ist die Streuobsternte. Sie schwankt deutschlandweit zwischen 1,65 Millionen Tonnen und 0,3 Millionen Tonnen. "Abhilfe schaffen könnte der Abbau von Wirtschaftsobst", erklärte Wolfrum. Herbert Hubmann, Aufsichtsratsvorsitzender und Geschäftsführer der Franken Obst aus Igensdorf, regte ein staatlich gefördertes Pilotprojekt an. Schon die Anpflanzung von 25 Hektar würde den Grundbedarf an Apfel-Direktsaft decken. "Wir möchten künftig in die Sicherung unseres Rohstoffes investieren."
Bei der Hauptversammlung im Gasthaus Geuther trug Hubmann den Bericht des Aufsichtsrates vor. Fritz Rösch, seit 1998 im Vorstand tätig und seit 2007 Vorstandsvorsitzender, wurde wiedergewählt.