Patenkind aus Nepal bedankt sich für Hilfe aus Kulmbach
Autor: Sonny Adam
Kulmbach, Donnerstag, 20. März 2014
Pratichhya Müller besucht Kulmbach. Dank der Nepalhilfe hat die junge Frau ihr Glück gefunden. Sie kommt aus ärmlichen Verhältnissen, kann jetzt aber in Holland studieren. Für die 20-jährige Nepalesin ging ein Traum in Erfüllung.
Pratichhya Müller kennt nicht nur die Sonnenseite des Lebens. Sie lebte unter ärmlichen Verhältnissen in Nepal, ihre beiden Eltern sind an Lepra erkrankt. In der Familie gab es nie genug Geld, um den Kinder den Schulbesuch zu ermöglichen. Doch jetzt hat die 20-Jährige ihr Glück gefunden - sie studiert in Holland.
Die junge Frau ist überglücklich. Sie lacht, sie strahlt. Mit einer Stippvisite in Kulmbach wollte sich das frühere Patenkind von Peter Pöhlmann von der Nepal-Hilfe in Kulmbach einmal persönlich für die Unterstützung bedanken.
Pratichhya Müller lebte in Kathmandu. Durch das Engagement der Nepal-Hilfe konnte sie dort die Schule besuchen. Peter Pöhlmann hatte die Patenschaft für das Mädchen schon in einer Zeit übernommen, als es die Nepalhilfe noch gar nicht gab. Damals war Pratichhya gerade fünf Jahre alt, erinnert sich der Kulmbacher.
Die Liebe ihres Lebens
Doch dann kam alles anders. Weil Pratichhya so gut Englisch konnte, dolmetschte sie für die Lepra-Hilfe. Und dabei lernte sie Dominik Müller kennen. "Sie konnte einfach so gut Englisch. Und ich machte als Volontär immer Film- und Fotoaufnahmen", erinnert sich der 30-Jährige. Dominik Müller und Pratichhya haben sich verliebt und vor zwei Jahren geheiratet.
Jetzt lebt Pratichhya in Kevelaer und studiert an einer holländischen Universität internationales Business und Management. "Ich bin Diplom-Betriebswirt und führe mit meinen Brüdern ein Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mit 50 Angestellten", sagt ihr Mann, der betont, dass es auch für Pratichhya einen Platz gibt. Die ersten vier von acht Semestern hat sie schon hinter sich. Auch ihre Deutschkenntnisse machen riesige Fortschritte. Die junge Frau lernt schnell.
Inzwischen haben auch Pratichhya und Dominik Müller eine Patenschaft für ein Nepal-Kind übernommen. "Es schließt sich wieder der Kreis", sagt der Kulmbacher Peter Pöhlmann, der überglücklich ist, dass sich das Leben von Pratichhya zum Guten gewendet hat.
Die Eltern sind krank
Die Eltern von Pratichhya sind zwar von der schrecklichen Krankheit Lepra geheilt, aber sie leiden unter schweren Folgeschäden. Deshalb werden sie auch nicht nach Deutschland reisen können. Pratichhyas Mama hat eine Fehlstellung der Hand, der Papa hat immer offene Wunden, die nicht mehr zuheilen. Und Pratichhyas Eltern können auch nicht lesen und schreiben. "Aber mein Bruder und meine Schwester planen schon, dass sie einmal nach Deutschland kommen."
"Ich bin so dankbar, dass ich von Peter immer alles bekommen habe", sagt Pratichhya. Sogar für die Schulkleidung kam die Nepalhilfe auf. "Das war für mich eine tolle Chance, die mir sehr geholfen hat", sagt die Nepalesin, die Sonja Promeuschel und all den anderen dankt, die sich in der Nepalhilfe engagieren und ihr geholfen haben.
Als Überraschung kam Pratichhya mit ihrem Mann nun zur Hauptversammlung der Nepalhilfe. Einen Tag lang schaute sich Pratichhya die Stadt an, besuchte die Plassenburg und probierte natürlich auch die Bratwürste. "Ich esse so gerne Schnitzel", betonte sie.
Hilfsorganisation war in Nepal
Auch im vergangenen Jahr waren Mitglieder der Hilfsorganisation wieder in Nepal. Und die Armut ist noch größer geworden, wie Peter Pöhlmann berichtet. "An der Wahl zur verfassungsgebenden Versammlung, die auch als Parlament fungiert, nahmen 122 Parteien teil. 601 Abgeordnete aus 30 politischen Gruppierungen sind in dieses Parlament eingezogen. Dass dies ein Desaster ist, steht außer Zweifel", spricht Pöhlmann über die dortige Lage. Nun gelte es, eine neue Verfassung zu erstellen - "eine Mammutaufgabe bei so vielen Gruppierungen." Die Inflation betrage zehn Prozent, das Land werde immer ärmer. Wie Pöhlmann mitteilt, hat die Nepalhilfe Kulmbach inzwischen 296 Mitglieder und unterhält 69 Schulpatenschaften in Malekhu, 38 Patenschaften an der Tilingatarschule. "Im Altenheim Pashupatinath wurden Schlafdecken für ältere Menschen ausgeteilt, und auch das Siddhi-Memorial-Hospital in Bakthapur wurde unterstützt."