Neuntklässler als Müllpolizei in Stadtsteinach
Autor: Sonny Adam
Stadtsteinach, Dienstag, 26. Februar 2013
Die Mülltrennung in den Schulen funktioniert mehr schlecht als recht. Das ist den Jugendlichen in Stadtsteinach ein Dorn im Auge. Sie starten ein Pilotprojekt, das Schule machen könnte.
Im Kindergarten lernen die lieben Kleinen den Müllzwerg Flado kennen. Und der erklärt, wie man Mülll richtig sortiert. In der ersten Klasse werden die Kinder dann mit wieder benutzbarer Glasflasche und Brotzeitbox ausgestattet, um Müll zu sparen. Und die Kinder gehen ins Klima-Musical.Trotzdem lässt das Engagement in Sachen Mülltrennung und Müllvermeidung meist irgend wann wieder nach.
"Drunter und drüber"
Dann wandert eben doch wieder alles in eine Tonne. Genau so ist die Situation an den meisten Schulen. In den Klassenzimmern steht nur ein Mülltonne - und da kommt alles unsortiert rein: von der Bananenschale über Plastik bis zum Papier. "Also bei uns funktioniert die Sache mit der Mülltrennung gar nicht, alles geht drunter und drüber", bringt Lena Küntzel (16) die derzeitige Situation an der Stadtsteinacher Schule auf den Punkt.
Dabei wäre es so einfach, Disziplin walten zu lassen, hat sich die Ganztagesklasse 9a der Stadtsteinacher Mittelschule gedacht. Sie hat sich zur Expertenklasse formiert und den Namen "Recycling Kings" ausgedacht. Ab März werden die Neuntklässer "Müllpolizei" spielen.
Klassenzimmer werden "aufgerüstet"
Damit das auch funktionieren kann, werden die Klassenzimmer "aufgerüstet". Für jede Fraktion werden eigene Tonnen aufgestellt. Abfallberater Detlef Zenk vom Landratsamt hat dafür schon bunte Schilder ausgedruckt. "Die werden an die Behälter geklebt", erklärt Nelli Döppmann, Fachberaterin für Umwelterziehung im Landkreis Kulmbach, das Prozedere. So wird in jedem Klassenzimmer ein Behälter für Papier, Plastik und Restmüll stehen. In der Pausenhalle wird Biomüll gesammelt.
"Das Coole ist, dass wir uns ein eigenes Logo ausgedacht haben", erklärt Sascha Nölges (15) und ist ganz begeistert von der Aktion. Denn das Logo - ein grünes Männchen mit goldener Krone auf dem Kopf und einer Erdkugel in der Hand - und der Name der Initiative "Recycling Kings" wurden auf schwarze Sweatshirtjacken gedruckt. Die tragen die Mädchen und Jungen mit Stolz. Denn schließlich weisen sie sie als Experten aus. "Am besten gefällt mir die Krone beim Logo", lacht Kai Fischer-Andreassohn (15) und freut sich ebenfalls schon auf die Aktion.
Alle Klassen werden einbezogen
"Wir werden ab März bis Ende des Schuljahres auch in den anderen Klassen nachschauen, ob die Trennung funktioniert", verrät Lena Küntzel (16). Sie selbst geht schon mit gutem Beispiel voran und sammelt ihre Bananenschalen für die Biotonne in der Pausenhalle.
Sascha Nölges trinkt in der Pause gerne mal einen Energy-Drink - aus der Dose. "Aber die nehme ich wieder mit nach Hause. Das ist doch klar. Da ist ja Pfand drauf", erklärt er.
Unterdessen machen Kai Fischer-Andreassohn und Daniel Degelmann (16) bei der Papiertonne im eigenen Klassenzimmer schon mal die Probe aufs Exempel: Tatsächlich ist nichts anderes drin als Papier, stellen sie fest. Und sind zufrieden. "Wir gehen dann auch in die andere Klassenzimmer und schauen nach, ob alles richtig sortiert ist. Und wenn das so ist, dann kriegt die Klasse einen Punkt", erklärt Daniel Degelmann. Er sortiert auch zu Hause fein säuberlich. Und damit die Aktion auch bei den Jugendlichen ankommt, hat er schon mal eine Facebook-Seite für die Recycling Kings eingerichtet. "Aber wir haben noch nicht so viele Freunde, ich hoffe, das wird noch", sagt er.
Abfallberatung erklärt - und bezahlt
Für die Vergabe der Punkte an die Klassen ist dann Nelli Döppmann zuständig. Lehrerin Lydia Fürstenau hat eigens einen Schaubehälter konstruiert - mit unsichtbarem Ballhalter. Tischtennisbälle werden Auskunft darüber geben, welche Klasse "Recycling King" wird. Und natürlich gibt es für diszipliniertes Verhalten auch eine Belohnung: Fünf Euro für die Klassenkasse lässt sich die Abfallberatung des Landkreises das Pilotprojekt kosten.
"Das Projekt wird jetzt erst einmal als Modellprojekt an der Stadtsteinacher Mittelschule durchgeführt, soll dann eventuell auch an anderen Schulen Schule machen", hofft Abfallberater Detlef Zenk auf Erfolg.