Neuer Glanz für alten Wassersitz
Autor: Sonny Adam
Steinbach, Montag, 07. April 2014
Auf den ersten Blick ist der Bauernhof der Familie Pezold im Marktleugaster Ortsteil Steinbach ein ganz normales Anwesen. Doch es handelt sich um einen ehemaligen "Wassersitz". Jetzt wird das Haus unter hohem denkmalschützerischem Aufwand saniert.
Es ist nicht immer einfach, in einem historisch relevanten Gebäude zu wohnen und zu leben. Davon kann Hans Pezold aus Steinbach ein Lied singen. Denn eigentlich lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen im Obergeschoss auf hundert Quadratmetern. Seine Mutter Annelies residiert im Erdgeschoss des Hauses. "An der Aufteilung der Zimmer kann man eben nichts ändern. Man baut sich leichter ein neues Haus, aber wir wollen das alte Haus - es ist eben besonders", weiß Pezold das Erbe zu schätzen. Jetzt möchte er seinen Hof von außen sanieren - und hat bei der KfW-Bank, bei der Bayerischen Landesstiftung und bei der Oberfrankenstiftung Fördermittel beantragt.
Bei dem Gebäude Steinbach 1 handelt es sich um einen ehemaligen Wassersitz, eine Besonderheit. Das Haus ist sogar im Verzeichnis Bayerische Kunstdenkmale erwähnt, das das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultur 1964 herausgegeben hat.
Das Erdgeschoss ist verputzt, das Obergeschoss aus verschiefertem Fachwerk. Die Erdgeschossfenster und -türen sind mit profilierten Sandsteineinrahmungen versehen. Und auf dem Scheitelstein steht JEH 1789 für Johann Erhard. An der ersten Stalltür ist der Scheitelstein Maria gewidmet, der Stein der zweiten Stalltür trägt die Inschrift IHS mit Herz und Kreuz, erwähnen die Denkmalexperten.
Sandsteinmadonna inklusive
Eine echte Besonderheit am Haus der Familie Pezold ist die Sandsteinmadonna, die nach Marienweiher hinunter blickt. Sie ist natürlich gesichert.
"Wir wollen jetzt die komplette Außenhaut des Hauses sanieren. Denn der Schiefer hält nicht mehr", sagt Pezold und will eine sechsstellige Summe in das Gebäude investieren. Außerdem hat das Gebälk im Dachstuhl Schäden. "Wir haben denselben Dachstuhl wie das Kloster. Und wenn wir schon was machen, dann wollen wir auch die Fenster austauschen", sagt Hans Pezold. Fest steht, dass aus denkmalschützerischen Gründen am Aussehen des Hauses nichts verändert werden wird. Dort, wo jetzt Schiefer ist, wird auch in Zukunft eine Schieferverkleidung sein. "Aber wir wissen noch nicht, ob wir den alten Schiefer wiederverwenden können oder ob wir neuen nehmen. Wenn wir neuen nehmen, dann wahrscheinlich den etwas günstigeren spanischen Schiefer, der auch schon auf der anderen Seite des Hauses ist", sagt Pezold.
Baubeginn noch 2014?
Pezold hat sich für die Beantragung von Fördermitteln mit der Geschichte des Hauses befasst und hofft, dass mit der Baumaßnahme noch in diesem Jahr begonnen werden kann. Der Bauernhof ist schon seit Jahrhunderten im Familienbesitz.
Früher war der Hof umgeben von Fischweihern und Wasser. Deshalb war es auch ein Wassersitz. Die Denkmalexperten bezeichnen ihn als "abgegangenen Wassersitz".
Ursprünglich war der Hof im Besitzer des Bamberger Klosters Michelsberg oder freies Eigen der Feulner von Stammbach. Dann im Jahr 1343 wurde das Dorf durch Kloster Langheim erworben - und später wieder an das Hochstift Bamberg verkauft.
"Wir können unsere Familiengeschichte zehn Generationen zurückverfolgen. Und wir hängen mit dem Einzel in Roth zusammen", erzählt Hans Pezold. "Ein Ahn von mir war auf der Plassenburg eingekerkert und ist dort auch nach zehn Jahren im Kerker verstorben", hat Pezold in Erfahrung gebracht. Das war zu den Zeiten, als noch zwischen Steinbach und Stammbach eine Glaubensgrenze verlief.
Einst von immenser Bedeutung
Fest steht außerdem, dass der Hof in Steinbach schon in früheren Jahrhunderten eine immense Bedeutung hatte. Denn im Urbar von 1502 aus dem Staatsarchiv Bamberg ist erwähnt, dass es sich um einen bischöflichen Hof gehandelt haben muss. Die Bauern von Ahornis, Schödlas, Fürstenreuth, Weickenreuth und Stambach mussten mit gehörntem Vieh, Schweinen und Zappelschafen für Steinbach Frondienste leisten.
Aus Archiven weiß Pezold, dass Ende des 18. Jahrhunderts die ursprünglich Hofanlage "abgegangen" ist, sie lag wohl hundert Meter südlich vom heutigen Hof.
1799 errichtet
Das heutige Wohnhaus der Pezolds wurde im Jahr 1789 errichtet, von Johann Erhardt. Im Jahr 1860 kaufte dann Josef Klier, der Vater von Babette Klier aus Steinbach, das heutige Anwesen von Josef Ehrhardt. Theodor Karl Pezold aus Marktleugast heiratete 1895 Babette Klier - und der Name Pezold war wieder am ursprünglichen Ort.
Witzigerweise hat Hans Pezold bei der Suche in der Geschichte auch Rechnungen von anno dazumal gefunden. So wurden 1958 die Fenster ausgetauscht. Insgesamt haben die dreißig Fenster 4000 Mark gekostet, davon wurden noch 2500 Euro für Holz verrechnet, das aus den Wäldern der Pezolds stammt. "Ich denke, dass die großen Sanierungsarbeiten erst im nächsten Jahr beginnen werden. Denn wir können ja im Winter nicht den Dachstuhl öffnen", sagt Pezold.