Naturfreunde Presseck wollen sich stärker vernetzen
Autor: Sonny Adam
Presseck, Sonntag, 23. März 2014
Der stellvertretende Landesvorsitzende der Naturfreunde hat sich von Lauf bei Nürnberg nach Presseck auf den Weg gemacht - nicht nur um Kontakt zur Ortsgruppe in Presseck zu pflegen, sondern vor allem, um für eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge zu werben.
Harmonisch und in großer Eintracht ging die Hauptversammlung der Naturfreunde Presseck von statten. Doch dann trat Alexander Körber, stellvertretender Landesvorsitzender, auf den Plan. Und der kam nicht nur, um den Kontakt zu den Ortsgruppen zu pflegen, sondern er hatte auch eine Botschaft dabei: Denn Alexander Körber engagiert sich bei den Naturfreunden Lauf, er ist aber auch auf Bezirks- und auf Landesebene aktiv. Und am 6. April steht eine wichtige Versammlung an - und bei der geht es um eine Anhöhung der Mitgliedsbeiträge. Körber enthüllte, dass es wohl um drei Euro auf Bundesebene gehe, allerdings wird sich die Erhöhung wohl ein bisschen deutlicher bis zu den Ortsvereinen auswirken.
Konkret bedeutet das: Bei den Naturfreunden Presseck kostet derzeit eine Einzelmitgliedschaft 40 Euro im Jahr, eine Familienmitgliedschaft kostet 60 Euro im Jahr. Bei aktuell 85 Mitgliedern hat der Ortsverband 2560 Euro Einnahmen und führt davon 2175 Euro an den Landesverband ab. Nicht einmal 400 Euro bleiben dem eigenen Ortsverein von den Mitgliedsbeiträgen.
Erfolgt nur eine Erhöhung von drei Euro müsste auch der Ortsverband Presseck die Mitgliedsbeiträge erhöhen, ansonsten würde der Verein die kompletten Einnahmen weiterleiten. Sollte sich die Erhöhung durch die verschiedenen Ebenen sogar noch höher als drei Euro auswirken, wäre eine noch deutlichere Erhöhung der Beiträge nötig. So sehr der stellvertretende Landesvorsitzende auch für den Mehrwert der Naturfreunde warb, es war zwecklos.
Ortsgruppen lösen sich von den Naturfreunden
"Es ist toll, dass mal jemand vom Landesverband zu uns kommt. Aber ich wünschte, dass der Landesverband das Thema Mitgliedsbeitragserhöhung in einer Extra-Sitzung erörtern würde. Denn das können wir heute um halb elf Uhr nicht mehr klären. Und in der Praxis gibt es tausend Haken", wandte Pajonk ein und merkte gleich an, dass nicht nur die Ortsgruppe Thurnau sich von den Naturfreunden losgelöst habe, sondern dass dasselbe auch in Ochsenfurth passiert sei.
"Ich selbst bin seit sechzig Jahren bei den Naturfreunden und ich werde auch dabei bleiben, weil mir die Mitgliedschaft wirklich etwas wert ist. Ich wurde, als ich eingetreten bin, von meinem Vater verhauen, weil ich zu so einem kommunistischen Verein - und so wurden die Naturfreunde damals genannt - gegangen bin", sagt Pajonk und erinnert an die eigentliche Gründungsidee. Denn die Naturfreunde wollten nicht nur Menschen die Natur nahe bringen, sondern es ging auch darum, Menschen, die kein Geld hatten, um im Urlaub teuere Hotels zu buchen, eine Erholung auf günstige Art in den Naturfreundeheimen zu ermöglichen.
Alexander Körber nahm die Anregung, eine eigene Sitzung ins Leben zu rufen, gerne auf und erklärte sich gerne bereit, noch einmal zu einem außerordentlichen Termin zu kommen - mit Jugendlichen im Schlepptau, die erklären, wie die Naturfreunde in Zukunft agieren wollen. Denn auch er sieht den Grundgedanken der Naturfreunde als sehr aktuell. "Da ist etwas Tolles im Gang. Ich habe große Hoffnungen, dass die Jugend den Verein in die Zukunft führt", so Körber. Doch vor der wichtigen Sitzung wird es zu diesem Treffen in Presseck wohl nicht kommen.
Viele Schreiben wegen Mitgliedsbeitragerhöhung liegen vor
Und dann? "Wir kriegen das wohl nicht durch, das wäre jetzt ein falsches Signal", relativiert Körber offen und ehrlich die geplante Mitgliedsbeitragerhöhung und gibt offen zu, dass ihm Schreiben von mindestens dreißig anderen Ortsgruppen zu dieser Thematik vorliegen.
Trotzdem warb Körber für Vernetzung. Jeder kleine Ortsverein solle darauf aufmerksam machen, dass die Naturfreunde eine deutschlandweite Bewegung sind. "Wir müssen den Menschen, die bei den Naturfreunden sind, wieder klar machen, dass die Naturfreunde mehr sind als nur die Aktivitäten, die die jeweilige Ortsgruppe anbietet", warb Körber für das große Ganze und legt dutzendweise Naturfreunde-Flyer aus. Die Naturfreunde sind Menschen, die die Natur lieben, die die Natur achten, es sind Sportler, Naturschützer und auch politisch Interessierte. Es sind Menschen, die nicht auf Kunstschnee Ski fahren möchte und die nicht dort klettern, wo seltene Vögel nisten, betonte Körber. Die Naturfreunde bieten einen Mix an Themen an, so Körber.
Körber warb für "junge Veranstaltungen" wie Klettern an Himmelfahrt in Großengsee oder für Kanufahrten. Es gibt Familienfreizeiten oder Kinder- und Jugendfreizeiten. Und das Argument, dass die Vereinsstrukturen schwierig sind und dass keine jungen Mitglieder nachkommen, ließ er nicht gelten. "Es kann auch anders laufen", warb Körber für die Zukunft.
Pressecker hatten andere Sorgen
Die Pressecker indes plagen ganz andere Sorgen. Denn an der Hütte gibt es einiges zu tun. Jetzt sind das Haus und die Scheune neben dem Naturfreundehaus verkauft worden. Einziges Dilemma, die Zufahrt führt über dieses Anwesen und außerdem haben die Naturfreunde Presseck keinen eigenen Wasser-, Abwasser- und Stromanschluss. Bislang lief alles über das jetzt verkaufte Haus, legte der Vorsitzende Elmar Gahn offen. Doch Gahn ist guter Hoffnung, dass auch in Zukunft eine gütliche Einigung mit dem neuen Besitzer gefunden werden könne und dass größere Investitionen für Strom, Wasser und Abwasser abgewendet werden können.
Im Mittelpunkt der Hauptversammlung stand die Ehrung langjähriger Mitglieder. Rainer Pajonk hat ein Kunststück par excellence geschafft. Er ist länge bei den Naturfreunden als es den Ortsverband überhaupt gibt: über sechzig Jahre. Zum Ortsverein Presseck kam Pajonk dann 1989. Und immer hat Pajonk sich, während seiner Zeit als Pressecker Pfarrer, für den Verein eingesetzt, war auch beim Festausschuss zur Vierzig- und Fünfzig-Jahr-Feier aktiv.
Doch nicht nur Pajonk kann auf sechzig Jahre Treue zum Verein zurückblicken: Berthold Goldmann und Alfred Goller traten ebenfalls vor sechzig Jahren ein, beide waren Gründungsmitglieder bei den Naturfreunden Presseck. "Naja, so wanderbegeistert war ich eigentlich nicht, aber ich habe Schriftführer gemacht und ich habe schon immer gerne organisiert", sagt Alfred Goller (78). Und außerdem hat sich Goller Zeit seines Lebens auch bei vielen anderen Vereinen engagiert - und er war jahrzehntelang im Stadtrat Presseck und Stadtsteinach, er war Kreisrat.
Ein wahrer Naturfreund
Berthold Goldmann - der dritte Jubilar, der das Abzeichen mit Goldkranz für 60 Jahre Treue zu den Naturfreunden in Empfang nehmen konnte, ist dagegen ein Naturfreund par excellence. Auch im Alter von 74 Jahren wandert er noch täglich mit seiner Frau Irene (75). "Wenn das Wetter einigermaßen in Ordnung ist, sind wie immer zwei Stunden unterwegs. Das ist einfach schön", sagt Goldmann. Und dabei war er von Beruf Postbote, trug anfangs sogar die Post zu Fuß aus. Später hatte er dann aber ein Fahrrad und später ein Auto.
Vorsitzender Elmar Gahn blickte auf das 60. Jubiläum, das die Naturfreunde im kleinen Kreis in der ehemaligen Vereinsgaststätte Gahn in Schöndorf feierten zurück. Im Jubiläumsjahr soll natürlich wieder das traditionelle Wiesenfest stattfinden, aber auch eine Baumpflanzung ist geplant sowie ein Ausflug zur Landesgartenschau in Deggendorf.
Wanderwart Norbert Rödel wies auf den Bezirkswandertag in Presseck am 18. Mai hin. Nicht nur der bekannte Siebenfreund-Weg, sondern sämtliche Wanderwege rund um Presseck sollen vorgestellt werden. Es wird wieder eine Wanderung zum Weinfest Heinersreuth geben und einen Ausflug in die Fränkische Schweiz. Auch Sportwart Peter Michalka, Jugendwart Daniela Gahn und Bankwart Klaus-Dieter Reuther blickten zurück. Und Kassier Horst Zeitler kann auf ein solides finanzielles Fundament blicken, allerdings werden einige Reparaturarbeiten an der Hütte in diesem Jahr fällig.
Ehrungen:
60 Jahre: Alfred Goller, Berthold Goldmann, Rainer Pajonk,
50 Jahre: Anneliese Baumgärtner, Ursula Michalka, Elmar Gahn, Reinhard Michalka
40 Jahre: Heidrun Fleischmann, Heike Söll
25 Jahre: Stephanie Reuther, Berndt Degelmann, Joachim Nagel, Manfred Vogler
20 Jahre: Stefanie Fischer, Karin Hildner, Ludwig Babel und Norbert Schmidt
Der neue Vorstand:
Vorsitzender: Elmar Gahn, Stellvertretender Vorsitzender: Peter Seel, Kassier: Horst Zeitler, Schriftführer: Klaus Seel, Wanderwart: Norbert Rödel, Stellvertretender Wanderwart: Erich Baumgärtner, Bankwart: Klaus-Dieter Reuther, Gerd Döppmann, Hüttenwart: Peter Michalka, Arno Zeitler, Sportwart: Peter Michalka, Vereinsausschuss: Erich Baumgärtner, Steffi Reuther, Margot Gahn, Helmut Hirsch, Betty Kuhn, Andreas Lindenberger, Klaus-Dieter Reuther, Sigrid Schattlack, Arno Zeitler, Kassenprüfer: Erich Baumgärtner, Berndt Degelmann, Anni Reuther, Jugendleiterin: Daniela Gahn, Stellvertretender Jugendleiter: Peter Seel