"Musik-Franz" schließt in Kulmbach

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Noten und Instrumente: Alles muss raus. Statt im Fachgeschäft kaufen die Menschen zunehmen im Internet. Foto: Sonja Adam
Noten und Instrumente: Alles muss raus. Statt im Fachgeschäft kaufen die Menschen zunehmen im Internet. Foto: Sonja Adam

Ein traditionsreiches Fachgeschäft in der Kulmbacher Innenstadt schließt: Musik-Franz kann mit den Online-Händlern nicht mehr mithalten.

Walter Lauterbach ist 62 Jahre alt und von der Rente noch einige Jahre entfernt. "Ich hätte mir gewünscht, dass ich es bis zur Rente schaffe", sagt er mit unverhohlener Wehmut. "Aber es lohnt sich nicht mehr." Demnächst sperrt der Inhaber von Musik-Franz in der Oberen Stadt seinen Laden zu. Für immer.

Es gibt wohl kaum einen Musiker in Kulmbach, der in den zurückliegenden 60 Jahren nicht schon einmal Instrumente, Noten oder Zubehör bei Musik-Franz gekauft hätte. Glockenspiele, Blockflöten, Trompete und vor allem Akkordeons und Keyboards in allen Preislagen gab es dort. Man konnte Geigensaiten und Gitarrensaiten in den verschiedenen Preisklassen, ja auch mal einen Steg oder ein Plektrum dort bekommen. Mitten in Kulmbach, vor Ort.

Geschäfte sterben

Stundenlang konnten Musiker nach Noten suchen und ungestört in den Heften blättern. Jetzt macht der heutige Besitzer Walter Lauterbach (62) Räumungsverkauf - und hat noch keine Vorstellung davon, wie es für ihn persönlich weiter geht.

Eins ist klar: Das Gebäude gehört schon seit Jahren der Red Brick Immobilien - und wird sicherlich weiter vermietet. "Aber was aus dem Laden wird, weiß ich nicht." Walter Lauterbach war einmal mit Traudl Tröger-Franz, der Tochter des Firmengründers liiert, hat mit ihr gemeinsam den Laden und die dazu gehörige Musikschule betrieben. Seit 1999 führt er den Laden allein. Und das wurde von Jahr zu Jahr schwieriger.

"Das größte Problem im Musikgeschäft ist das Internet. Die Leute lassen sich bei uns beraten, probieren hier Instrumente aus - und kaufen dann übers Internet", sagt Lauterbach, der weiß, dass er nicht der einzige Fachhändler ist, der dieses Problem hat: "Überall sterben die Musikgeschäfte."

Manche Kunden seien auch bequem geworden. "Wenn jemand ein bestimmtes Notenheft sucht, das ich nicht vorrätig habe, dann kann ich das natürlich bestellen. Aber die Leute bestellen es dann oft lieber selber - weil sie sonst noch einmal in den Laden kommen müssten."

Eigentlich genug Musiker

Auch die Schulen kauften lieber im Internet ein - obwohl der Kulmbacher stets versucht hat, möglichst günstige Angebote zu machen.

Jetzt versucht Lauterbach, Tausende von Noten, aber auch Instrumente aller Art zu Schleuderpreisen an den Mann zu bringen. "Wir haben Gitarren von 50 Euro bis zu Meistergitarren für 2000 Euro", erzählt Lauterbach - und man merkt, dass ihm das nicht leicht fällt."Ich habe das Geschäft immer gerne gemacht", versichert er. "Und es ist beileibe nicht so, dass es in Kulmbach zu wenige Musiker gäbe..."

Aber das Internet gibt bei vielen von ihnen den Ton an. Zum Leidwesen von Walter Lauterbach und vielen seiner treuen Stammkunden.

Firmengründung Gegründet wurde das Unternehmen 1952 von Günter Franz. Firmensitz war damals der Keller unter dem heutigen Restaurant "Zum Tasso". Franz spielte selbst Posaune und Akkordeon, war Mitglied der Kapelle "Grün-Weiß".

Radiospezialist Günter Franz war eigentlich gelernter Radio-Mechaniker, Radios waren auch sein Hauptgeschäft. Legendär war das Dienstfahrzeug: Mit einem Sachs-Moped wurden seinerzeit die Radioapparate ausgeliefert.

Heutiger Standort Nach mehrfachen Umzügen siedelte sich das Unternehmen im heutigen Gebäude in der Oberen Stadt an, nachdem das zuvor dort untergebrachte Musikgeschäft Rauner geschlossen wurde.

Übernahme 1989 übernahmen Reinhold und Traudl Franz, die Kinder von Günter Franz, die Geschäfte. Der Musikalienhandel ging an Traudl Tröger-Franz über. Radios, Fernsehgeräte, Plattenspieler, Schallplatten und Zubehör verkaufte Reinhold Franz. Der zog in den achtziger Jahren mit seinem Geschäft in die Passage am Zentralparkplatz um. Vor drei Jahren schloss dieses Geschäft.