Multi-Kulti an der Kulmbacher Berufsschule

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Monica Dippold (Mitte) ließ Peter Namislo und Madlen Sander in den Kochtopf schauen: Schon mittags kamen zur Eröffnung der interkulturellen Woche selbstgekochtes Gemüse und Hähnchen-Curry mit Kaha Buth (gelbem Reis) auf den Tisch. Fotos: Sonja Adam
Monica Dippold (Mitte) ließ Peter Namislo und Madlen Sander in den Kochtopf schauen: Schon mittags kamen zur Eröffnung der interkulturellen Woche selbstgekochtes Gemüse und Hähnchen-Curry mit Kaha Buth (gelbem Reis) auf den Tisch. Fotos: Sonja Adam
Bei der Vernissage staunten (von links) Landrat Klaus Peter Söllner, Bürgermeister Stefan Schaffranek, Schulleiter Joachim Meier und Kreisjugendpfleger Jürgen Ziegler über die vielen Facetten der Religionen.
Bei der Vernissage staunten (von links) Landrat Klaus Peter Söllner, Bürgermeister Stefan Schaffranek, Schulleiter Joachim Meier und Kreisjugendpfleger Jürgen Ziegler über die vielen Facetten der Religionen.
 
 
Peter Namislo gibt die Hähnchenteile, die vorher schon stundenlang mariniert waren, in heißes Fett zum Anbraten.
Peter Namislo gibt die Hähnchenteile, die vorher schon stundenlang mariniert waren, in heißes Fett zum Anbraten.
 
Auberginen, Paprika, Tomaten und Kokosmilch köcheln als Beilage für das Hähnchencurry vor sich hin - im Hintergrund bereitet Tina Wagner (18) die Hähnchenteile zu.
Auberginen, Paprika, Tomaten und Kokosmilch köcheln als Beilage für das Hähnchencurry vor sich hin - im Hintergrund bereitet Tina Wagner (18) die Hähnchenteile zu.
 
Lisa Budak (18, links) und Tina Wagner (18) rollen kleine - typisch türkische - Hackbällchen. Sie sind natürlich mit viel Knoblauch, aber auch mit Minze gewürzt.
Lisa Budak (18, links) und Tina Wagner (18) rollen kleine - typisch türkische - Hackbällchen. Sie sind natürlich mit viel Knoblauch, aber auch mit Minze gewürzt.
 

Das berufliche Schulzentrum Kulmbach ruft zur interkulturellen Woche auf. Im Mittelpunkt steht die Ausstellung "Weltreligionen - Weltfrieden- Weltethos", doch die Schüler haben sich auch beteiligt und je nach Ausbildungsrichtung ganz eigene Kreationen beigesteuert.

Jede Religion hat eine ganz ähnliche Goldene Regel. Im Christentum lautet sie: "Alles, was ihr wollt, dass auch die Menschen tun, das tut auch ihr ihnen ebenso", steht im Matthäus- und Lukasevangelium. Konfuzius formuliert in der chinesischen Religion die Formel so: "Was du selbst nicht wünschst, das tue auch nicht anderen Menschen an." Und auch im Islam, Buddhismus, im Judentum, ja sogar im Jainismus oder Hinduismus gibt es solche Goldenen Regeln. Derzeit feiert das berufliche Schulzentrum mit dem Thema "Weltreligionen - Weltfrieden - Weltethos" eine eigene interkulturelle Woche. Im Mittelpunkt steht die Wanderausstellung zum Thema Religionen. Religionslehrer Armin Fritz führte zur Eröffnung am Montagabend durch die Ausstellung.

Am beruflichen Schulzentrum sind derzeit rund neunzig Schüler mit Migrationshintergrund. Das Gros sind türkischstämmige Schüler, zog Schulleiter Joachim Meier eine Bilanz.
Seit vielen Jahrzehnten lebt die Berufschule eine Partnerschaft mit der türkischen Stadt Bursa. Immer wieder besuchen sich die Schüler gegenseitig, im Laufe der Jahrzehnte ist ein lebendiger Austausch entstanden "Wir wollen die jungen Menschen auf die Herausforderungen der globalen Welt vorbereiten", sagte Meier. Und das gegenseitige Verstehen gehört nun einmal dazu. Denn Integration und Austausch können nur funktionieren, wenn jeder die Gepflogenheiten des anderen kennt. "Man muss die Feiertage, die Lebensweise, Kleidervorschriften und Essensgepflogenheiten verstehen. Und die Religionen sind in diesem Zusammenhang wichtig", so Meier und konstatierte, dass Konflikte fast immer auf mangelndes Verständnis zurückzuführen sind. "Man muss Menschen mit Toleranz begegnen", schwebt dem Schulleiter vor und betonte, dass die internationalen Skills für alle Berufe wichtig sind.

Gelungene Integration

Pfarrer Holger Fischer und die Vertreter der Kirche freuten sich, dass durch die Ausstellung Religion im beruflichen Schulzentrum einen zentralen Stellenwert bekommt. Von der türkischen Gemeinde lobte Orhan Asal das Projekt. "Integration ist gelungen", sagte Asal, der selbst sogar kommunalpolitisch tätig ist.

"Die Berufschule setzt sich für die Völkerverständigung ein, das ist ungeheuer wichtig", betonte auch Landrat Klaus Peter Söllner und fand die Aktion "einfach wunderbar". "Wir müssen alles tun, um die Demokratie zu verteidigen", sagte Söllner.

Auch Bürgermeister Stefan Schaffranek freute sich über die praktische Umsetzung gelebten Miteinanders am beruflichen Schulzentrum und staunte über die vielen interessanten Facetten, die die Ausstellung zu bieten hat. Doch Schaffranek brachte noch einen anderen Aspekt in die Überlegungen ein: "Was wäre denn die Stadt ohne italienisches Essen, ohne griechisches Essen, ohne asiatisches Essen und ohne Döner?", so Schaffranek.
Tatsächlich haben sich das auch die Schüler gedacht. Denn sie wollten Multi-Kulti erlebbar und er-schmeckbar machen. Im Rahmen der interkulturellen Woche hat Monica Dippold, die eigentlich aus Sri Lanka kommt, ihr Kochbuch mit typisch ceylonesischen Rezepten geöffnet. Schon am Vormittag kochten die Schüler "Parioou". Das ist ein Gericht mit roten Linsen, die mit Zwiebeln, Curryblättern, Kreuzkümmel, Safran, schwarzen Senfkörnern, Peperoni, Sahne, Knoblauch gekocht werden.

Kaha Buth

Doch Monica Dippold hatte noch mehr leckere Gerichte parat. Bei Kaha Buth handelt es sich um gelben Reis, der mit Kardamom, Nelken, Lorbeerblättern und vor allem mit Safran und Curry gewürzt wird. Und unwiderstehlich lecker war Kukul Mas, Hähnchen-Curry. Die Hähnchenteile werden vorher ausgiebig mariniert und mit Koriander, Kardamom, Nelken, Curry und Zimt gewürzt. Dann werden die Hähnchenteile mit Ingwer, Zwiebeln, Tomaten, Knoblauch und Peperoni angebraten. Und dazu gab w buntes Gemüse. "Wichtig ist, dass die Auberginen, Paprika, Tomaten mit viel Curry und Curryblättern, mit Zitronengras gewürzt werden. Und es kommt Kokosmilch dazu", verrät Monica Dippold. "Das hab ich noch nie gemacht", lernte Tina Wagner (18), die derzeit ein berufsvorbereitendes Jahr absolviert, viel dazu.

Doch nicht nur Rezepte aus Sri Lanka standen auf dem Programm, zum Auftakt der interkulturellen Woche rollten die Schülerinnen und Schüler auch türkische Hackbällchen. Lisa Budak (18) von der FOS stellte sich geschickt an. "Mein Papa ist aus der Türkei", erzählte die Schülerin, doch sie selbst hat noch nie türkisch gekocht.

Für die Eröffnung der interkulturellen Woche bereiteten die Schüler auch Käseplatten und viele internationales Fingerfood zu. Und auch in den nächsten Tagen wird international in der Berufschule gekocht. Griechische Küche und Fischküche stehen auf dem Plan.

Mit Armin Fritz wollen die Schüler die Moschee in Kulmbach besuchen. Es steht eine musikalische Dichterlesung zu Heinrich Heine auf dem Programm.

Sanitärartikel gesammelt

Aber auch die verschiedenen Fachrichtungen der Schule haben sich an der Ausstellung beteiligt. So gab es Holz- Beton- und Metallarbeiten zum Thema Weltreligionen zu sehen. Diese Arbeiten sollen später einmal den Garten der Schule bereichern. Und die Floristen haben mit wunderschönen Kreationen die Vernissage bereichert.
Ebenfalls zum Thema Internationalität passt der Afrika-Projekttag, der am 22. Mai stattfinden soll. Die Berufschule hat Sanitärartikel gesammelt und möchte diese für die Einrichtung eines Waisenhauses in Afrika via Container verschiffen, fügte Projektleiter Richard Popp hinzu und freute sich über den gelungenen Auftakt der interkulturellen Woche am beruflichen Schulzentrum.

Die Ausstellung "Weltreligionen - Weltfrieden - Weltethos" ist bis zum 8. April in der Aula des beruflichen Schulzentrums zu sehen.