Mit Volldampf nach Stadtsteinach
Autor: Sonny Adam
Stadtsteinach, Donnerstag, 17. April 2014
Ein Jahr nach dem Jubiläum der Bahnlinie Untersteinach-Stadtsteinach werden nun gleich zwei Sonderzüge dort fahren. Einer davon transportiert eine außergewöhnliche Geburtstagsgesellschaft.
Den Traum von einer eigenen Eisenbahnstrecke haben die Stadtsteinacher schon lange. Für kurze Zeit wurde er einmal wahr: Im Zweiten Weltkrieg verkehrten auf der Güterzugstrecke, die bis heute in Betrieb ist, zwischen 1943 und 1956 auch Personenzüge. Der Grund: Treibstoffmangel. Jetzt lebt die Bahntradition neu auf.
"Das ist eine sehr lustige Geschichte" sagt Bürgermeister Roland Wolfrum und berichtet Kurioses: Für den 11. Juli hat sich eine Geburtstagsgesellschaft in der Brauerei Schübel angesagt. Und die wollte mit einem Sonderzug anreisen. Unter Eisenbahn-Freunden ist es ein Sport, nach und nach alle Strecken in Deutschland zu bereisen. Einem Eisenbahn-Fan, der der Geburtstagsgesellschaft angehört, fehlten wohl noch exakt zwei Nebenstrecken in seiner Sammlung, hat Wolfrum in Erfahrung bringen können. "Eine davon istdie Strecke Stadtsteinach-Untersteinach."
Ein Höhepunkt
Die fünf Kilometer lange Nebenbahn nach Stadtsteinach, die 1913 für den Güterverkehr ausgebaut worden ist und heute noch von den Hartsteinwerken Schicker genutzt wird, ist für Eisenbahnkenner ein echter Höhepunkt.
So setzten die Freunde des Eisenbahnbegeisterten alle Hebel in Bewegung, um ein Befahren der Strecke möglich zu machen und scheuten auch vor den Kosten nicht zurück. In der Fränkischen Museums-Eisenbahn Nürnberg fand die Geburtstagsgesellschaft einen Partner. Tatsächlich wurde eine Genehmigung erwirkt, die Güterstrecke ausnahmsweise einmal für den Personenverkehr zu öffnen.
Und weil jetzt die Fränkische Museums-Eisenbahn Nürnberg schon für dieses Jahr die Ausnahmegenehmigung hat, setzte sie gleich noch eins drauf und bietet für Eisenbahnfreunde die Frühlingsausfahrt am 4. Mai exakt auf dieser Nebenbahnstrecke an.
Eingesetzt für diese Frühlingsfahrt eine Dampflokomotive 52 8195-1 und nostalgische Wagen. Am Vormittag ab 7.56 Uhr beginnt die Tour in Nürnberg, führt über Fürth, Erlangen, Forchheim, Bamberg, Lichtenfels, Kulmbach bis nach Stadtsteinach. Hier ist dann eine Stunde Zeit, dann führt die Reise wieder zurück nach Kulmbach. Hier geht es über einen eigenen Gleisanschluss in den Mönchshof, wo die Gäste zu Mittag essen und die Museen besuchen können, bevor der Zug um 17.51 Uhr wieder Fahrt aufnimmt Richtung Nürnberg. "Da ja die Eisenbahnbegeisterten in Stadtsteinach ein bisschen Zeit haben, konnte ich auch die Schützen für eine kleine Bewirtung begeistern", sagt Bürgermeister Roland Wolfrum.
Zudem soll der Untersteinacher Dieter Geyer die Gelegenheit haben, sein historisches Material, das er anlässlich des 100-jährigen Bahnjubiläums im vergangenen Jahr zusammengetragen hat, im Schützenhaus zu zeigen. "Ich bin Heimatforscher und sammele solche Dinge, die mit der Eisenbahn zu tun haben", sagt Geyer und freut sich über die Anfrage aus Stadtsteinach. Bislang war die Ausstellung nur in Untersteinach zu sehen.
Dieter Geyer gehört zum großen Heer der Eisenbahnfreunde - und ist einer jener Menschen, der sein Hobby zum Beruf gemacht hat: Er arbeitet im Deutschen Dampflokomotiv-Museum in Neuenmarkt. Besonders stolz ist er auf ein Ausstellungsstück, das derzeit noch im Depot des Dampflokmuseums Neuenmarkt schlummert: ein alter Rotkreuzkasten der königlich bayerischen Bahn aus dem Jahr 1913. Sogar Verbandsmaterial ist noch in dem Koffer vorhanden. Bürgermeister Roland Wolfrum bemüht sich nun darum, diesen historischen Verbandskasten für die Sonderfahrt als Ausstellungsstück zu bekommen.
Zusätzlicher Waggon
Schon im Jubiläumsjahr 2013 hatten sich die Stadtsteinacher darum bemüht, einmal einen Personenzug in ihre Stadt fahren zu lassen. Ein Schienenbus sollte es sein - aber aus Kostengründen war der Plan dann doch verworfen worden.
Nun ist 2014 Stadtsteinach gleich zweimal Endstation für Sonderzüge - und so wie am 4. Mai könnten auch bei der Sonderfahrt der Geburtstagsgesellschaft am 11. Juli Eisenbahnfans zusteigen.
"Ich habe schon Kontakt aufgenommen", sagt Bürgermeister Wolfrum. "Die Geburtstagsgesellschaft hätte nichts dagegen, wenn wir an den Sonderzug einfach noch einen Waggon anhängen würden. Da hätten dann weitere 70 Personen Platz."
Und natürlich würde auch Wolfrum höchstpersönlich die Strecke Stadtsteinach-Untersteinach gerne mal selbst abfahren. "Uns würde der vierte Waggon 630 Euro kosten, ich denke, aus diesen Kosten kämen wir raus. Es wäre eine einmalige Chance", versichert der Bürgermeister - und hofft, dass so das Bahnjubiläum doch noch mit einer Sonderzugfahrt abgerundet werden kann.