Mit Bewegung gegen den Brustkrebs

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Ellen Pitroff (56) zeigt, dass Bewegung aller Art gut ist für den Körper. Sie selbst hat durch Sport den Brustkrebs überwunden. Foto: Sonja Adam
Ellen Pitroff (56) zeigt, dass Bewegung aller Art gut ist für den Körper. Sie selbst hat durch Sport den Brustkrebs überwunden. Foto: Sonja Adam

Ellen Pitroff ist 56 Jahre alt. Die Krankenschwester ist schlank und strahlt Lebensfreude aus. Das war nicht immer so, denn die Kulmbacherin hatte vor sieben Jahren Brustkrebs. Jetzt erzählte sie, wie sie die schwere Krankheit überwand: durch mehr Bewegung.

Um die Kampagne "Aktiv gegen Krebs" des bayeri schen Gesundheitsministeriums mit Leben zu füllen, wagte sich die Kulmbacherin in die Öffentlichkeit - und erzählte schonungslos ehrlich ihre ganz persönliche Krebs-Geschichte.
In den großen Sitzungssaal des Landratsamtes sind viele Gäste gekommen: Leidensgenossen ebenso wie Vertreter von Vereinen und Schulen oder einfach nur Interessierte. "Ich muss sagen, jeder Mensch ist anders. Jede Krebsbehandlung und jeder Verlauf ist anders. Das, was ich erzähle, ist meine Geschichte", erklärte Ellen Pitroff.
Alles begann im Sommer 2006. Sie ertastete einen kleinen Knoten in der Brust, wurde operiert. Der Verdacht erhärtete sich: Brustkrebs. "Ich musste eine Chemo-Therapie und Bestrahlungen über mich ergehen lassen. Und mir wurden damals noch offiziell Ruhe und Schonung verordnet. Das war bundesweit so", berichtet die 56-Jährige.
Doch genau diese Ruhe war es, die die sonst immer sehr aktive Frau noch tiefer hinabzog. "Ich musste nichts tun, ich wurde ja therapiert", erklärt die Krankenschwester das Dilemma heute.
Das, was die so aktive und heute so lebenslustige Frau in den folgenden Wochen und Monaten erlebt hat, war ein Teufelskreislauf. Denn anfangs funktionierte die Chemo, die sie extra auf Freitag gelegt hatte, noch gut. Doch schon nach dem ersten Zyklus konnte sich Ellen Pitroff nicht mehr übers Wochenende regenerieren. Die Erholung stellte sich einfach nicht ein. "Der Haarausfall war noch das geringste Problem, aber für mich waren die ständige Übelkeit mit Erbrechen ein Riesen-Problem. Die Leistungsfähigkeit ließ nach und das wurde immer schlimmer", erzählt die Krebspatientin.
Schließlich kamen Konzentrationsstörungen hinzu, das Gedächtnis ließ sie im Stich, sie konnte den Alltag nicht mehr meistern. "Anfangs fühlte ich mich noch gesund, doch das verschwand. Mein positives Denken war weg, meine Gedanken wurden immer negativer", erinnert sie sich. In der schlimmsten Phase habe sie ihren Körper nur noch als "graue Masse" wahrgenommen.
"Und dann stieß ich auf eine Broschüre mit dem Titel ,Brustkrebs bewegt'", schildert sie ihren ganz persönlichen Weg aus dem Tal. Sie recherchierte. "Mir wurde schnell klar, dass ich aktiv werden muss. Anfangs bin ich mit meiner Nachbarin gelaufen, dann mit meinem Kind, dann alleine. Nach drei Wochen merkte ich schon, dass meine Leistungsfähigkeit stieg. Die ständige Müdigkeit verschwand und mein Selbstwertgefühl verbesserte sich wieder."
Zudem knüpfte sie neue soziale Kontakte, bekam Vertrauen in den eigenen Körper. "Es wäre gut, schon in der onkologischen Betreuung Sport mit einzubeziehen", sagt Ellen Pitroff.
Sie ist heute längst geheilt, arbeitet wieder als Krankenschwester. Doch sie ist ihren Prinzipien treu geblieben. Zwei Mal pro Woche trainiert sie, ein Mal pro Woche macht sie Yoga und Tiefenentspannung.
Natürlich ist Sport allein kein Allheilmittel bei Krebs, relativierte der Leiter des Gesundheitsamtes, Dieter Weiss, die sehr persönliche Erfahrung. Krebs werde durch chemische Stoffe, Viren, radioaktive Strahlung und persönliche Dispositionen ausgelöst. Bei manchen Krebsarten rätselten die Wissenschaftler noch immer, woher sie kommen. Jeden Tag sortiere das Immunsystem zwischen 100 und 150 "entartete Zellen" aus, die zu Krebs werden könnten. Faktoren wie Stress, schlechte Ernährung, Übergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen oder übermäßiger Alkoholkonsum würden das Immunsystem schwächen. Weiss: "20 bis 30 Prozent der Krebserkrankungen könnten präventiv verhindert werden."
"Ich vermeide den Begriff Sport, sondern verwende lieber Aktivität. Denn schon ein täglicher Spaziergang durch den Ort kann sinnvoll sein", sagte der Arzt Markus Ewald.