Für die Diakonissen-Schwester Selma Kaufmann bestand das ganze Leben nur aus Arbeit. Und doch ist die 98-Jährige, die seit September im Stadtsteinacher Seniorenheim lebt, ganz und gar zufrieden.
"Ich bin dankbar und froh. Ich bin hier gut versorgt. Das ist eine Gnade Gottes", sagt sie an ihrem 98. Geburtstag.
Die Jubilarin, die aus Tettau stammt, hatte sich schon im Alter von 20 Jahren dafür entschieden, Diakonissin zu werden. Sie trat ins Mutterhaus in Bad Freienwalde ein und war dann viele Jahre als Schwester für schwer erziehbare Mädchen tätig.
"Ich musste mit den 13- bis 18-jährigen Mädchen 280 Morgen Land bewirtschaften. Es gab ja keine Männer, das war ganz schön schwer in der DDR", erzählt Selma Kaufmann. Wie eine Beschwerde klingt das nicht. Sie ist überzeugt, dass sie immer dort war, wo sie gebraucht wurde. An ihre Schützlinge, die immer wieder ausbüchsten und auch sonst nicht gerade kooperativ waren, erinnert sie sich noch genau. Aber das ist längst verziehen. "Hauptsache, sie haben später ihren Weg gefunden."
Selma Kaufmann war auch als Gemeindeschwester tätig.
Heute noch trägt sie ihr Schwesterngewand aus Überzeugung.
Die Mutter ihres Patenjungen hat Selma Kaufmann bis vor wenigen Jahren versorgt. So kam sie schließlich nach Wirsberg. Dort lebte sie nach dem Tod der Verwandten alleine in der Wohnung. Doch mit 98 Jahren war das einfach zu gefährlich.
"Es gibt nur den einen Gott" Deshalb siedelte sie ins Seniorenheim um - und fühlt sich, auch wenn es eine katholische Einrichtung ist, sehr wohl. "Es gibt doch nur den einen Gott. Für mich macht das keinen Unterschied", sagt die Seniorin, die zwei Mal pro Woche die Gottesdienste besucht, die im Seniorenheim angeboten werden: "Ich habe noch keinen einzigen versäumt."
Natürlich singt sie gerne - vor allem christliche Lieder. Und bei der Sitzgymnastik ist sie auch immer mit dabei.
Ihren 98.
Geburtstag feierte Selma Kaufmann mit ihrem Patenjungen Günter Petersam und seiner Lebensgefährtin Dagmar Klötzer. Als Überraschungsgast kamen Bürgermeister Roland Wolfrum, Dekan Hans Roppelt, Pfarrerin Kathrin Klinger und noch andere Verwandte.
Ob Selma Kaufmann 100 Jahre alt werden wird, mag sie selbst nicht sagen. "Das entscheide nicht ich, sondern Gott. Wenn er mich abberuft, dann akzeptiere ich das", lacht sie - und freut sich über jeden schönen Tag im Leben.