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Kulmbacher tüfteln nur im Stillen


Autor: Sonny Adam

Kulmbach, Dienstag, 26. Februar 2013

Der Regionalentscheid findet ohne Teilnehmer aus der Bierstadt statt. Ist die Neuorganisation der Oberstufe an den Gymnasien ein Grund?
Im letzten Jahr waren die Kulmbacher noch bei "Jugend forscht" dabei. Katrin Kuhmann beispielsweise hatte sich mit der Herstellung von Ölfarben aus Farbpigmenten beschäftigt. Foto: Arciv/Judith Wachter


Nein, die Schüler sind nicht überfordert - und die Lehrer auch keineswegs zu bequem. - Wenn aber morgen in Bamberg der Regionalentscheid des Wettbewerbs "Jugend forscht" in die 48. Runde geht, sind keine jungen Tüftler aus Kulmbach dabei. Wir haben nach den Gründen gefragt.

Ein Grund dafür, dass die Kulmbacher Schulen in diesem Jahr niemandem zu dem Wettbewerb gemeldet haben, ist für Friedrike Wolf, die stellvertretende Schulleiterin des Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasiums, die Neuorganisation der Oberstufe an den Gymnasien. "Solange es die Kollegstufe mit ihren Leistungskursen gab, haben wird junge Leute zu 'Jugend forscht' geschickt, die im Rahmen ihrer Facharbeit ein bestimmtes Thema aufgearbeitet haben", sagt sie.


Von unten aufbauen

Die Kollegstufe gibt es nicht mehr, stattdessen im Rahmen des nur noch achtstufigen Gymnasiums (G8) eine neue Oberstufe mit den Jahrgängen Q11 und Q12. Und da gab es in diesem Jahr einfach niemanden, der besonderes Interesse an den Fächern Chemie, Biologie und Physik und damit am Wettbewerb gezeigt habe, sagt die stellvertretende Schulleiterin. "Wir bauen jetzt alles wieder von unten auf", erläutert sie und zeigt sich zuversichtlich, dass schon im nächstem Jahr wieder eine Gruppe für das Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium an den Start gehen kann.

Dies kann auch Lehrer Jochen Breiter bestätigen, der am vom MGF-Gymnasium gleich zwei Gruppen - eine aus der fünften, eine aus der sechsten Klasse - leitet, die sich mit Experimenten aller Art beschäftigen. "In den fünften Klassen üben wir erst einmal das Beobachten und Dokumentieren."

Die zweite Gruppe ist schon ein bisschen weiter und wird in diesem Jahr auf jeden Fall am Wettbewerb "Experimente-Antworten" teilnehmen. Dabei werden konkrete Aufgaben vorgegeben, die Schüler müssen dann Experimente dazu durchführen und Antworten finden.

Auch Breiter sieht in der Umstellung der Oberstufe einen Grund für die mangelnde Beteiligung aus Kulmbach. "Im G8 bleibt oft einfach nicht die Zeit, um Experimente in dem Maß durchzuführen, wie es für den Wettbewerb erforderlich wäre. Aber wir führen die Schüler an solche Aufgaben wieder heran und sind zuversichtlich, dass wir in den nächsten Jahren wieder vertreten sein werden."


"Reiner Zufall"

Am Caspar-Vischer-Gymnasiums sind die Schüler in diesem Schuljahr mit einer Vielzahl von Projekten beschäftigt. "Jugend forscht " ist aber auch dort nicht dabei. Schulleiter Klaus Gagel bedauert das ein wenig. Letzlich sei das aber reiner Zufall, versichert er. "Wir haben in diesem Jahr einfach kein Projekt, das passend gewesen wäre", sagt dazu Fachbetreuer Klaus Kinzel.

Ein Trend an bayerischen Schulen? Die Zahlen sagen etwas anderes. "Jugend forscht" hatte 1966 mit gerade einmal 21 Teilnehmern begonnen. 1998 wurde bei den Anmeldungen die Tausender-Grenze überschritten, 2011 der Spitzenwert von 2080 Anmeldungen erreicht. Und mit 1960 Jungforschern ist das Teilnehmerfeld auch in diesem Jahr groß.

Im Gesamtvergleich aller Bundesländer liegt Bayern ganz weit vorne: Seit 1966 haben sich hier 32 088 Teilnehmer am Wettbewerb beteiligt. Nur Nordrhein-Westfalen bringt es mit 36 859 jungen Leuten auf noch mehr Teilnehmer.

Bundesweit wurden in allein diesem Jahr 11.411 Anmeldungen registriert - ein Spitzenwert.


Jugend forscht - der Wettbewerb

Rekordbeteiligung
Seit 1965 gibt es den Wettbewerb "Jugend forscht". Er ist mittlerweile der größte europäische Jugendwettbewerb im Bereich Naturwissenschaften und Technik. Er wurde 1965 vom damaligen Stern-Chefredakteur Henri Nannen initiiert. Veranstalter des alljährlich stattfindenden Wettbewerbs ist die Stiftung Jugend forscht e. V. Die Ausrichtung der einzelnen Regional- und Landeswettbewerbe erfolgt zusammen mit Patenunternehmen, Mit 11 411 Anmeldungen wurde in diesem Jahr eine Rekordbeteiligung verzeichnet.

Fachgebiete Anmelden kann man sich in einem der folgenden sieben Fachgebiete: Arbeitswelt, Biologie. Chemie, Geo- und Raumwissenschaften, Mathematik/Informatik, Physik, Technik.

Schüler experimentieren Bubenund Mädchen bis 14 Jahre können ihr Talent zum Tüftler im Wettbewerb "Schüler experimentieren" unter Beweis stellen.

Regionalwettbewerb Der diesjährige Regionalwettbewerb findet morgen und übermorgen in Bamberg statt. Die Sieger qualifizieren sich zunächst für den Landes- und dann für den Bundesentscheid.

Mehr Informationen Mehr zu den Wettbewerben erfährt man im Internet unter www.jugend-forscht.de und www.experimente-antworten.bayern.de .