Kulmbacher kaufen vegane Kochbücher
Autor: Sonny Adam
Kulmbach, Montag, 22. April 2013
Am Dienstag wird der Welttag des Buches gefeiert. Die Kulmbacher Buchhändler haben ganz bestimmte Vorlieben ihrer Kunden in der Stadt ausgemacht. Die Kulmbacher stehen auf gesundes Essen und verreisen wohl gerne nach Asien.
Bei Christine Friedlein in der Buchhandlung in der Grabenstraße ist derzeit die Hölle los. Klassenweise kommen die Kinder der Kulmbacher Schulen und informieren sich über den Buchhandel, über das Geschäft über aktuellen Lesestoff und allem, was mit Büchern und Literatur zusammenhängt.
Die Buchhändlerin steht dann Rede und Antwort, gibt Auskunft über ISBN-Nummern und über Bücher und deren Entstehung. Und am Ende gehen die Schüler mit einem Buch. Alle. Denn Christine Friedlein beteiligt sich an der Buch-Gutschein-Aktion der Stiftung Lesen. Das ist eine deutschlandweite Aktion zur Leseförderung. Vor allem den Viert- und Fünftklässlern soll wieder mehr Freude am Lesen vermittelt werden.
Viele Schüler kommen vorbei
Christine Friedlein verschenkt zum Welttag des Buches alljährlich zwischen 600 und 1000 Welttagsbücher.
Nicht nur Gymnasiasten und Realschüler kommen zu ihr, sondern auch Mittelschüler und Grundschüler finden den Weg in die Buchhandlung. Aktuell sind bei den Kinder- und Jugendbüchern neben "Greg's Tagebuch" auch "Rubinrot", das Buch zum Film, der Renner. Aber auch die "Warrior Cats" und "Night School" werden von den Kindern und Jugendlichen gelesen.
Werbung für Bücher
Diesen Trend kann auch Christoph Hofmann, der in der Melkendorfer Straße eine Buchhandlung hat, bestätigten. "Greg's Tagebücher werden sogar auf Englisch verschlungen. Die sind einfach zu verstehen und trotzdem witzig", sagt er. Früher hatte Christoph Hofmann eben nur die "Lustigen Taschenbücher" und "Asterix" in englischer Sprache, doch neuerdings schlägt Greg alle anderen, auch wenn sie auf Deutsch noch leichter zu lesen sind.
"Bei den Mädchen sind derzeit die ,Vampirschwestern' sehr angesagt", hat Hofmann auch schon einen Trend ausgemacht. Und außerdem sind natürlich die Bücher vom magischen Baumhaus Klassiker. Auch Christoph Hofmann bringt die Welttagsbücher unter die Leute. "Aber ich hab nicht mehr so viele. Bei mir sind das keine Hunderte." Trotzdem findet Hofmann es wichtig, dass der Buchhandel Werbung fürs Lesen macht. "Ich habe die Geschichte selbst schon gelesen. Die ist echt schön", macht er die Kinder neugierig.
Das Geschäft boomt
Auch die andere Kulmbacher Buchhandlungen können sich über mangelnde Lesefreude der Kulmbacher nicht gerade beschweren. Das Geschäft boomt. Denn Bücher sind immer noch ein gern gemachtes Geschenk. Elisa Heidenreich, bei der Buchhandlung Hübscher in Kulmbach zuständig für die Bereiche Lebenshilfe und Esoterik, Politik, Kochen und Zeitgeschehen, macht derzeit einen ziemlich außergewöhnlichen Trend aus. Immer wieder werde nach Reiseführern über Vietnam gefragt. "Das muss total schön dort sein, aber natürlich gehen auch die klassischen Ziele wie Wandern auf Mallorca", sagt Elisa Heidenreich.
Noch einen ziemlich ungewöhnlichen Trend macht die Expertin derzeit in Kulmbach aus: Das Buch "Vegan for fun" von Attila Hildmann ist ein Verkaufsschlager - und das in Kulmbach. "Ich habe selbst auch schon die Rezepte angeschaut, aber noch nichts nachgekocht", gibt sie offen zu.
Ihre Kollegin Bianca Steiner, die für Belletristik, Romane, Krimis, Religion, Hobby und Fantasy zuständig ist, hat ein anderes Buch als Verkaufsschlager auserkoren: "Er ist wieder da" - ein weißes Buch, auf dem ein schwarzes Hitlerbärtchen abgebildet ist. "Daran kommt man gerade nicht vorbei. Vor allem jüngere Leute kaufen das Buch. Ich denke, das, was die Leute das Buch kaufen lässt, ist die Frage, was wäre, wenn es heute wieder einen Führer gäbe und wie würde man reagieren", sagt Steiner. Aber auch Heimatkrimis stünden bei den Lesern hoch im Kurs. "Der neue Kluftinger mit dem Titel Herzblut und die Frankenkrimis verkaufen sich wirklich gut."
Eine ganze Reihe Frankenkrimis von Helmut Vorndran hat die Buchhandlung in dem Regal - und teilweise tragen sie Titel wie "Der Colibri-Effekt" oder "Alabastergrab", die auf den ersten Blick so gar nicht typisch fränkisch sind.
"Aber die Milch-Krimis, die verkaufen sich auch gut, obwohl die ja in Niederbayern spielen", erklärt Steiner. Tatsächlich hat Jutta Mehler eine Krimireihe geschrieben, die die verheißungsvollen Titel Honigmilch, Milchschaum, Magermilch, Eselsmilch trägt.
"Bei uns ist auch der neue Kluftinger der Renner, aber die Leute kaufen auch schon Sommer- und Frühlingslektüre", zieht Kerstin Münch von Weltbild eine Bilanz. "Ich kann nur jedem, der eine Familie hat, Dora Heldt empfehlen. Das ist lustig und das ist so ein richtiges Familienchaos", findet sie. "Aber auch kritischere Bücher sind wieder mehr im Trend."
Kerstin Münch selbst wird sich als nächstes Buch den neuen Fall von Kommissar Dupin zu Gemüte führen. Denn soeben ist der Titel "Bretonische Brandung" als Fortsetzung zum ersten Fall, der unter dem Titel "Bretonische Verhältnisse" erschienen ist, herausgekommen. "Das ist eine Reihe, die auch groß im Kommen ist", prophezeit Münch jedenfalls, freut sich aber über jeden, der zu einem anderen Buch greift. "Hauptsache, die Menschen lesen." Denn letztlich sei der Titel völlig egal, Lesen bilde - so oder so.