Druckartikel: Kindersachen selber nähen ist nicht nur günstig

Kindersachen selber nähen ist nicht nur günstig


Autor: Sonny Adam

Kupferberg, Mittwoch, 27. November 2013

Michaela Stapf aus Kupferberg hat schon immer gerne genäht. Als ihr dritter Sohn auf die Welt kam, wurde das Hobby zur Leidenschaft. Die 42-Jährige entdeckte, dass selbst gemachte Mode nicht nur günstig ist.
Witzige Piraten-Pullis, coole Zottel-Eulenmützen oder einfach Dekoratives - Michaela Stapf hat Spaß an Farbe und Mustermix. Fotos: Sonja Adam


Mit einem Lächeln hält sich die sechs Monate alte Lucia an ihrem Schnuffelhasen fest: ein Unikat, das Lucia von ihrer Mama Michaela Stapf bekommen hat. "Das habe ich noch vor der Geburt gemacht", erzählt die 42-jährige Kupferbergerin und lacht. Natürlich hat sie für das Gesicht ein helles, freundliches Rosa gewählt. Denn diese Farbe war in den letzten Jahren tabu - zumindest, wenn Michaela Stapf für die eigene Familie genäht hat. Denn sie hat außerdem drei "große" Jungs: Kilian (12), Julius (10) und Benjamin (7). Und Jungs mögen eben eher Türkis, Rot, leuchtendes Grün, Violett - eben andere Farben als Pink.

Die Nase des Schnuffelhasen für Lucia wurde freilich ein Herz in Pink. Und der Mund ist in dicken rosafarbenen Stichen aufgenäht. Der Hase hat Flecken auf den Ohren - ebenfalls in Pink.

Und der Körper besteht aus einem getupften türkis-bunten Schnuffeltuch mit kleinen angenähten Stoffstreifen als Verzierung. Das Material hat eigentlich kaum etwas gekostet, sagt Michaela Stapf. Denn sie hat das Kuschel-Unikat aus Stoffresten selbst genäht.

Überhaupt fing die Nähleidenschaft mit der Resteverwertung an. "Ich hab' mal einen VHS-Kurs gemacht und in meiner Jugend einen Rock und Blusen genäht. Und in meiner Kindheit haben die Oma und meine Mama schon immer Kleidung selbst angefertigt", erzählt Michaela Stapf. Die Kupferbergerin kommt aus dem Erzgebirge. "Da musste man nähen, es gab ja nichts", erinnert sie sich an die andere Welt jenseits der DDR-Grenze. Auch während des Studiums hat Michaela Stapf genäht: Gardinen, Tischdecken, Kissen. "Das waren so Dekosachen." Studiert hat sie aber etwas ganz anderes: BWL mit Schwerpunkt Marketing.

Beginn mit alten T-Shirts

Dann heiratete Michaela Stapf, wurde Mutter. "Und als mein dritter Sohn Benjamin auf die Welt kam, konnte ich die Einheitsklamotten einfach nicht mehr sehen. Es gab immer nur so düstere Farben - grün, dunkelblau, braun. Ich habe dann überlegt, selbst etwas zu nähen", erzählt sie. Anfangs wollte sie nicht viel Geld investieren. Sie schneiderte Sachen aus alten T-Shirts, die zu schade zum Wegwerfen waren, aber auch nicht mehr richtig up to date. "Im Kindergarten habe ich dann andere Mütter getroffen, die auch nähten. Wir haben uns ausgetauscht", sagt sie. Via Internet kaufte sie sich langsam Stoffe dazu, manchmal auch Schnittmuster. "Es wurde immer mehr."

Inzwischen hat Michaela Stapf ein ganzes Zimmer voller Stoffe und ist als Kindermoden-Designerin selbstständig. Allerdings verwendet sie nur Stoffe, die aus Europa stammen, die qualitativ hochwertig und ökologisch korrekt sind. Längst näht die Kupferbergerin nicht mehr nur für sich selbst, sondern betreibt einen Online-Shop.
Gerade bereitet sie sich auf den Kulmbacher Weihnachtsmarkt vor. Denn dafür hat sie Loops genäht aus kunterbunten Kinderstoffen - und supercoole Mützen. Besonders witzig sind zottelige Eulenmützen für kleine und größere Kinder. "Die gängigen Größen, die ich fertige, sind 74/80 bis 134/140", so die Kupferbergerin, die auf Wunsch auch Unikate herstellt, selbst für Erwachsene.

Aber: "Je kleiner die Kinder sind, desto mehr rentiert sich das Nähen." Denn ein Meter Stoff aus Baumwolle kostet rund zehn Euro. Nicki ist etwas teurer, hier muss man mit 15 bis 18 Euro rechnen. Manchmal sind schon Stoffe aus Europa für unter fünf Euro zu haben - beispielsweise aus einer Vorjahreskollektion.

"Man muss immer schauen"

"Man muss immer schauen", verrät Michaela Stapf. Je mehr Stoffvorräte man hat, desto einfacher ist es, witzige Applikationen und kleine Details zu fertigen. "Natürlich darf man die Arbeitszeit nicht rechnen, aber wenn man für sich näht, kann man das sowieso nicht. Das ist dann eher ein Hobby", sagt Stapf.

"Das Dekorieren macht mir immer am meisten Spaß", gesteht die 42-Jährige und positioniert auf einer Tunika witzige kleine gehäkelte Fliegenpilze. "Die habe ich von meiner Mutter. " Dann werden noch ein paar baumelnde Stoffbänder in Kontrastfarben aufgenäht.

"Auch Schnittmuster im Internet sind nicht mehr teuer. Man kriegt die schon als e-book für fünf Euro und kann dann sofort loslegen", macht die Kupferbergerin allen Mut, die selber Nähen auch einmal ausprobieren wollen. In der vergangenen Woche hat sich einer ihrer Söhne eine "coole" Mütze gewünscht. Die hatte Michaela Stapf samt Loop in zwei Stunden fertig. "Ich nähe auch Geschenke für Freunde - Stoffkörbchen, Kissen, Tischdecken, was mir eben gerade einfällt und was Freude bereiten könnte."

Für die Kupferbergerin ist der Sparfaktor inzwischen natürlich ziemlich weit in den Hintergrund getreten, doch die Freude an den vielen Unikaten, die auch von anderen kleinen und großen Gute-Laune-Fans geliebt werden, ist eigentlich mehr wert.