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Kindergarten wird 50: Erinnerungen an Tante Inge und die Gummipferde


Autor: Sonny Adam

Kulmbach, Freitag, 29. November 2013

Der Kulmbacher Kindergarten St. Hedwig wird 50. Zum Jubiläum, das am Sonntag gefeiert wird, erinnern sich ehemalige Kindergartenkinder der ersten Stunde. Zwischen der Einrichtung von damals mit "Tante Inge" und dem heutigen "Haus der Kinder" mit neuer Krippe liegen Welten.
Tante Inge trug immer weiße Schürzen. Bei der Feier des 50-jährigen Bestehens "ihres" Kindergartens ist sie natürlich dabei. Foto: privat


Stefan Mohr ist heute 54 Jahre alt und Lehrer an der Neuenmarkter Schule. Wenn er an seine Kindergartenzeit zurückdenkt, erinnert er sich vor allem an eines: seine Knickerbocker-Lederhosen, die er so sehr geliebt hat. "Die hatte ich immer an. Das war praktisch, denn die zerrissen nicht, sie wurden nur ausgebürstet." Mohr holt auch gleich ein Bild hervor, auf dem er bei einer Nikolausfeier ein Gedicht vorträgt. In Lederhosen.

Als der Kindergarten St. Hedwig seine Pforten öffnete, war Stefan Mohr ein Kind der ersten Stunde. Seine Schwester Birgit Igler (58), die heutige Leiterin des Kindergartens, hatte das Pech der frühen Geburt. Sie ist zwar seit 1977 im Kindergarten und wird auch noch einige Jahre bleiben, aber als Kind durfte sie immer nur zu Besuch mit.

"Ich war doch damals schon acht", sagt sie und lacht.

"Damals konnten wir zu den Kindergärtnerinnen noch ,Tante' sagen", verrät Stefan Mohr, der sich an seine Tante Inge noch gut erinnert. Inge Wieghorst - sie will übrigens zur Jubiläumsfeier kommen - trug immer eine frisch gestärkte, weiße Schürze. "Die Jungs haben früher nicht mit Puppen gespielt, sondern mit Matchbox-Autos. Die habe ich geliebt", sagt Stefan Mohr. Und seine Schwester muss nicht lange suchen. Denn Matchbox-Autos aus Metall gibt es heute noch in St. Hedwig: "Das ist der alte Porsche", zeigt Stefan Mohr den kleinen Flitzer und öffnet die Türen.

70 Kinder in einem Raum

Damals gab es im Kindergarten nur einen Raum. Da waren 70 Kinder drin", weiß der 54-Jährige noch. Heute wäre das undenkbar. An der Wand stand ein Schrank mit Schubladen. In jeder lag ein anderes Spielzeug: Legosteine, Blumenstecker, Autos, Puppen. Auf jedem Tisch im Gruppenraum wurde eine Schublade ausgekippt - und die Kinder wechselten dann einfach die Tische.

"Meine Kinder sind auch wieder in den St.-Hedwig-Kindergarten gegangen. Das war doch klar, denn wir wohnen in der Gabelsberger Straße", erzählt Mohr, dessen Kinder Theresa und Lukas mit 21 und 23 Jahren dem Kindergartenalter freilich längst entwachsen sind.

Auch Markus Wahler (45) erinnert sich noch an die Anfangsjahre. Der Raum hatte eine große weiße Schiebetür aus Plastik. er spielte am liebsten mit Lego. Sein Sohn Paul (5) findet Lego auch gut, und sogar seine Tochter Lena (7), die noch im Hort ist, setzt sich zu den beiden Jungs an den Tisch.

Plattenpartys mit Gottschalk

Viel von damals weiß Markus Wahler nicht mehr. Nur dass alles anders war - nicht so schön in der Ausstattung, nicht so üppig. Und dass Thomas Gottschalk in St. Hedwig ministriert hat und dass es im Untergeschoss des Kindergartens Plattenpartys gab - mit Thommy.

"Zu meiner Zeit gab es schon zwei Gruppen", erzählt Daniela Ho Ai. Die 26-Jährige hat den Kindergarten erst nach der großen Generalsanierung in den neunziger Jahren erlebt. "Sogar das große Holzgestell im Gruppenraum war schon da. Aber es gab noch einen Schlafraum", berichtet sie. Nur wurde in dem nicht immer geschlafen. "Wir haben uns immer einen Spaß draus gemacht, hinter den Vorhang im Schlafraum zu gehen. Denn dort waren die Bastelsachen, und wir haben immer in den Regalen rumgekruschelt. Wenn die Tür aufging, sind wir in die Betten zurückgehüpft", erzählt Daniela Ho Ai. Ihre Tochter geht mit zwei Jahren jetzt in die neue Krippe, die am Wochenende offiziell eröffnet wird. Wenn Daniela Ho Ai die kleinen Bettchen sieht, den drolligen Schlafraum, den hübschen Sanitärraum und vor allem das Klettergerüst mit Rutsche und allem drum und dran, weiß sie, dass sie wohl zu früh geboren ist.

"Bei uns war das Gummipferd der Hit. Es gab nur zwei oder drei davon, und jeder wollte mit dem Hüpfpferd im Garten spielen. Das gab immer Streit", erzählt Daniela Ho Ai - und Kindergartenleiterin Birgit Igler muss nicht lange überlegen. Natürlich gibt es die Gummipferde auch heute noch. Aber in ausreichender Menge.

"Nicht mehr vorstellbar"

"Es ist heute nicht mehr vorstellbar, dass 70 Kinder in einem Raum waren", muss Birgit Igler über die Erzählungen von einst schmunzeln. Heute hat der Kindergarten gerade noch einmal eine Gruppe für 25 Kinder. Außerdem gehört zum "Haus der Kinder", wie sich die Einrichtung offiziell nennt, ein Hort. 18 von 20 Plätzen sind belegt. Und jetzt gibt es auch die Krippe für zwölf Kinder. "Früher waren überwiegend katholische Kinder da, heute ist das gemischt. Die Kinder, die aus dem Einzugsgebiet sind, werden da sein", sagt Birgit Igler und freut sich schon auf den großen Rummel am 1. Advent. Denn schließlich kommen auch altbekannte Gesichter - und sicherlich gibt es viel zu erzählen.