Die Jungschar in Rugendorf geht in Projekten den verschiedensten Dingen auf den Grund. Bei Wilfried Radtke lernte der Nachwuchs den Glas-Druck.
Viel Zeit, um etwas zu erklären, hat Wilfried Radtke nicht. "Eigentlich waren nur zehn Kinder angemeldet, jetzt sind zwanzig da", sagt Radtke. Doch aus der Ruhe bringen lässt sich der Künstler nicht. Und er hat auch keine Angst, obwohl alles in seiner Kunstscheune zerbrechlich ist.
Radtke hat in der Kunstscheune ein Glasatelier eingerichtet. Dort fertigt er Tiffany-Lampen, bleiverglaste Bilder. Glasmalerei und viele andere Kunstobjekte sind in der Scheune zu bestaunen. Gemeinsam mit seiner Frau Brigitte versucht Wilfried Radtke den Jungschar-Kindern nahe zu bringen, was man aus Glas alles machen kann.
"Glasdruck ist etwas Besonderes. Denn beim Glasdruck kann man vom Glas etwas zurückbekommen", versucht Radtke die Kinder zu begeistern. Und die Jungscharler sind neugierig.
Denn natürlich hat noch nie jemand Glasdruck gemacht.
Nicht ohne Schutzbrille Tatsächlich ist Glasdruck nicht sonderlich kompliziert. Die Kinder bekommen Gravierstäbe und ritzen, mit Schutzbrillen ausgestattet, in Glasscheiben Bilder. Die Vorlagen lassen sich einfach unter die Scheibe legen, deshalb kann jeder eigentlich jedes Motiv nehmen.
Silvana Schmidt (7) versucht eine große Sonne in das glatte Glas zu ritzen. Aber das ist gar nicht so einfach. Denn die feinen Gravuren sind zu oberflächlich. "Das muss man noch einmal nachgravieren", kommentiert Wilfried Radtke. Und dann hat sich Silvana noch in den Kopf gesetzt, dass die Sonne eine Inschrift tragen soll. "Die muss seitenverkehrt graviert werden", erklärt Radtke.
Vorsichtige Arbeit an der Presse "Passt das so?" fragt Jessica Rödel (7) dazwischen.
Sie hält eine durchsichtige Glasscheibe hoch. Deutlich zeichnet sich ein Marienkäfer darauf ab. Die Linien sind nicht ganz gerade, aber sehr schön und tief gearbeitet. "Das macht richtig Spaß", erzählt Jessica Rödel. "Das ist schön geworden", sagt Radtke und streicht Farbe auf das Glas. Es ist eine spezielle Linoldruckfarbe. Dann wird die Glasplatte in eine Presse eingelegt. Radtke deckt eine weiche Matte darüber und vorsichtig dreht ein anderes Kind an der Kurbel der Maschine. So wird das Papier über die Glasplatte befördert.
Schon nach wenigen Sekunden ist das Ergebnis sichtbar: Dort, wo die Linien sich mit Farbe gefüllt hatten, sind die Konturen des Junikäfers gedruckt.
"Ich habe Blumen graviert", erzählt Ann-Sophie Wolf (7). Und auch Ben Sesselmann (7) hat einen Blumenstrauß entworfen.
Denn schließlich steht der Muttertag bevor - und die Kinder wollen in diesem Jahr ein ganz besonderes Geschenk mit nach Hause bringen.
Einige Kinder haben sogar Botschaften für die Mütter eingraviert. Auch dabei war Mitdenken gefragt. Denn es ist in der Praxis gar nicht so einfach, die Schriftzüge spiegelverkehrt zu gravieren.
"Ich hätte nicht gedacht, dass das Bild so gut wird", ist Ben Sesselmann mit seiner Arbeit ganz zufrieden. Und spätestens am Sonntag wird so manche Mutter erstaunt über die kleinen Künstler sein...