Kein Tebartz-Effekt im Kulmbacher Land

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Dekan Hans Roppelt geht mit dem Thema Kirchenaustritte offen um und legt die Zahlen seit 1956 offen. Foto: Sonja Adam
Dekan Hans Roppelt geht mit dem Thema Kirchenaustritte offen um und legt die Zahlen seit 1956 offen. Foto: Sonja Adam

Die Diskussion um den Limburger Protz-Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hat die Kulmbacher Katholiken nicht verzweifeln lassen. Die Zahlen bleiben stabil.

In Kulmbach halten die Schäfchen weiterhin treu zu ihrer Kirche und lassen sich von den Schlagzeilen um den Limburger Protz-Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst nicht schrecken. In diesem Jahr sind zwischen Mai und September in Kulmbach 22 Katholiken ausgetreten. Kaum ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr: Da waren es 18 - im gleichen Zeitraum.

"Diese Veränderung liegt im Rahmen der üblichen Schwankungsbreite und kann nicht als außerordentliche Steigerung angesehen werden", betont der Pressesprecher des Erzbischöflichen Ordinariats, Harry Luck.
Etwas anders ist die Sache im Bistum gelagert. Denn da sind im Oktober bereits 45 Menschen ausgetreten, im September 14. Allerdings lagen die Austrittszahlen im vergangenen Jahr im September bei 28, im Oktober bei 16.

Dekan Hans Roppelt hat auch die Zahlen für Stadtsteinach.
Hier ist in diesem Jahr nur einer ausgetreten, in Untersteinach waren es drei.

"Ein Vertrauensverlust"

"Was passiert ist, und das möchte ich auch gar nicht schön reden, ist ein riesiger Imageschaden für die Kirche. Es ist ein Vertrauensverlust", sagt Dekan Hans Roppelt. "Aber jetzt ist das Tebartz-Thema eigentlich schon wieder vorbei", hofft er.

Und damit liegt er mit Erzbischof Ludwig Schick auf einer Wellenlinie. Denn auch der Bamberger Oberhirte wünscht sich nichts sehnlicher, als dass die Katholische Kirche endlich wieder aus den Schlagzeilen und dem Focus der Medien zu verschwindet und man in Ruhe den kirchlichen Aufgaben nachgehen kann.

"Leute können unterscheiden"

Auch in Stadtsteinach und Untersteinach war der Bischof von Limburg überall ein Thema. "Die Leute, mit denen ich zu tun habe, können sehr wohl unterscheiden zwischen der Kirche als Ganzes und der örtlichen Pfarrgemeinde", erklärt Roppelt. "Aber letztlich belasten die Schlagzeilen alle", so der Dekan.

Auch auf das Spendenaufkommen hat sich die Tebartz-Affäre nicht ausgewirkt. "Ich habe erst vor ein paar Tagen bei einem Geburtstag drei Kuverts bekommen - für die Pfarrei, für die Sanierung des Pfarrheims und für die Hilfe auf den Philippinen. Die Menschen, die spenden, können sich darauf verlassen, dass bei uns das Geld, das sie uns anvertrauen, auch genau für den Zweck verwendet wird, für den es gedacht ist", versichert Dekan Roppelt.
"Wir in der Pfarrei sind auch zu hundert Prozent transparent. Wir legen die Bücher und den Haushalt aus, und es gibt auch keine versteckten Haushaltsmittel. Jeder kann reinschauen, wenn er das möchte", sagt der Dekan und bietet die Einsicht jedem an. Ganz bewusst.

Bislang liegen dem erzbischöflichen Ordinariat die Austrittszahlen erst bis Ende September vor. Doch der Oktober, wo die Tebartz-Affäre mit der Reise nach Rom ihren Höhepunkt gefunden hat, dürfte auch keine anderen Ergebnisse liefern.
"Auch im Oktober hat es keinen Anstieg der Austritte gegeben", bestätigt Dekan Hans Roppelt. Denn er bekommt die Austritte als erstes gemeldet - und hat eben nichts zu vermelden. "Mit tut auch jeder einzelne Austritt persönlich leid", sagt Roppelt.

Nach einem solchen Schritt schreibt der Dekan dem Betreffenden einen Brief und drückt sein Bedauern aus, aber er macht kein Hehl aus den Konsequenzen. Denn natürlich können Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind, auch keine Ämter in der Kirche mehr übernehmen. Außerdem bietet Roppelt ein Gespräch an. "Aber ich muss sagen: Wenn jemand austritt, hat er sich meistens schon vorher so weit von der Kirche entfernt, dass der Austritt nur noch der letzte Schritt ist. Meistens kommt es nicht zu einer Reaktion auf mein Gesprächsangebot", so der Dekan. Er glaubt, dass eine Entscheidung gegen die Kirche vor allem für jeden persönlich ein großer Verlust ist. Roppelt erzählt, dass er persönlich nur über die Gemeinschaft mit anderen den Weg in die Kirche gefunden hat. Und genau dieses "Aufgehobensein" und diese Gemeinschaft seien wichtig. "Es ist ja auch so, dass oft Menschen, die früher aus finanziellen Gründen ausgetreten sind, wieder eintreten."

Über jeden einzelnen, der wieder den Weg zurück findet, freut sich Roppelt besonders. Natürlich machen die Eintritte keine Massen aus, aber in diesem Jahr fand immerhin schon ein Gläubiger den Weg zur katholischen Kirche wieder, zieht der Dekan Bilanz.