Edina und Robert Thern sind aus dem kleinen Pressecker Ortsteil Elbersreuth nicht wegzudenken. Jetzt gehören sie auch offiziell dazu: Sie haben die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen.
Auf der Mauer vor dem Künstlerhäuschen in Elbersreuth liegen Kürbisse. Bunte Astern blühen im Vorgarten. Im Fenster hängen selbst zusammengesetzte Tiffany-Bilder und Glasbilder. Es besteht kein Zweifel, hier lebt eine Familie, die ihr Domizil mit viel Liebe individuell gestaltet hat, eine Familie, die längst angekommen ist: die Therns. Seit Neuestem steht innen auf dem Fensterbrett eine schwarz-rot-goldene Flagge. Denn Edina Thern, ursprünglich in Oberstdorf im Allgäu geboren, aber seit vielen Jahren waschechte Amerikanerin, und Robert Thern aus Massachusetts haben nun offiziell die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. Bei einer Feierstunde im Landratsamt hat Landrat Klaus Peter Söllner das Ehepaar zu echten Deutschen gemacht.
Vielfältig engagiert "Sekt war kalt gestellt. Das war schon sehr feierlich. Und für den Landrat war es die erste derartige Urkunde, die er selbst unterschrieben hat. Denn sonst macht das die Verwaltung", erzählt Robert Thern. "Eigentlich habe ich das alles dem Erhard Hildner zu verdanken. Der hat das arrangiert. Ich bin nämlich der einzige Tenor, der noch beim Chor in Wartenfels-Presseck und im Männergesangverein Wartenfels-Schwand mitsingt", berichtet Robert Thern.
Doch auch Edina Thern ist vielfältig engagiert, sie ist Betreuerin bei der Diakonie. Kunst und Schriftstellerei sind ihr Metier.
Edina Thern ist legendär für ihre Modenschauen mit Kleidern aus Recycling-Material und für skurille Kunst, aber sie schreibt auch Gedichte.
Im normalen Leben verdient Robert Thern als Englischlehrer an der FOS/BOS Hof seinen Lebensunterhalt. "Beruflich wirkt sich die Staatsbürgerschaft nicht aus. Ich bin ja schon 59 und bleibe einfach angestellt. Aber ich trage die Staatsbürgerschaft schon lange im Herzen. Das ist wie bei einer Frau: Man lebt zusammen und irgend wann heiratet man. Dann fühlt man sich nicht anders, aber man macht es offiziell - und so habe ich es auch gemacht", erklärt Robert Thern.
Im Herzen ist Robert Thern tatsächlich schon längst Deutscher: "Grillhaxen sind mein Lieblingsgericht. Und Dialekt mag ich auch", lacht Robert Thern und zitiert ein altes, derbes fränkisches Volkslied. "Diese Lieder haben es Robby von Anfang an angetan", muss Edina lachen. Denn ihr Robby kann den fränkischen Dialekt fast besser als sie selbst.
Edina Thern ist Allgäuerin, doch aufgewachsen ist sie in Hagen in Nordrhein-Westfalen. "Für sie ist der Frankenwald auch so etwas wie Ausland", nimmt Robert Thern seine Frau nur allzu gerne auf den Arm. Denn eigentlich rollen beide das R ganz ähnlich.
Und außerdem liebt Edina deutsch und amerikanisch gleichermaßen.
Die 33 Fragen Edina Thern hatte es allerdings ein bisschen leichter als ihr Mann, um die deutsche Staatsbürgerschaft wieder zu bekommen. Denn sie hat in Deutschland Abitur gemacht und ist als Deutsche geboren. Deshalb musste Edina keine Prüfung ablegen. Robert Thern schon. "Aber das war alles nicht so schlimm. Wenn man zehn Jahre lang die Zeitung liest, kann man die Fragen leicht beantworten", schildert Robert Thern. "Es waren auch komische Fragen dabei, zum Beispiel, welche Farben die bayerische Fahne hat. Also, wenn man das nicht weiß, dann hat man ja wirklich keine Ahnung", sagt Robert Thern.
Er selbst hat 30 von 33 Antworten richtig - 17 hätte er richtig haben müssen. "Aber es sind natürlich auch grundlegende Fragen dabei, zum Beispiel für wie lange ein Europaabgeordneter gewählt wird und so etwas."
Für ihn war es nicht schwer, seinen amerikanischen Pass durchlöchern zu lassen, damit er ungültig wird. Seinen netten amerikanischen Akzent, der Robert Thern so unverwechselbar macht, den behält er ohnehin. "Elbersreuth ist jetzt unser Zuhause", sagt der ehemalige Amerikaner.
Zur Feier der deutschen Staatsbürgerschaft hat er Weißwürste mit süßem Senf und Brezeln gemacht. Seine Schwester sowie deren Sohn mit Frau und Baby sind eigens für die Feierstunde aus Massachusetts angereist.
"Aber als Nachtisch gab es Apfel-Crispie, das ist amerikanisch", erzählt Robert Thern.
Besonders gefreut haben sich Robert und Edina Thern, dass die vielen Freunde, die sie seit 1989 gewonnen haben, eine kleine Feier ausgerichtet haben.
Doch der ehemalige amerikanische Soldat ist noch aus einem anderen Grund froh, dass er dem Militär den Rücken gekehrt hat, weil es für ihn als Grenzoffizier in Hof keine Arbeit mehr gab: Denn wenig später stand der Irakkrieg vor der Tür. "Da hätte ich sicher hingemusst", blickt Thern zurück und ist froh, dass er in Deutschland als Exportkaufmann bei einem Schalhersteller, als Exportleiter bei der Boscha-Group und jetzt als FOS/BOS-Lehrer sowie als freier Übersetzer Fuß fassen konnte.
Sie dürfen wählen Jetzt freuen sich die Therns schon auf neue Pässe und darauf, dass sie bei den nächsten Kommunalwahlen dabei sein können. Denn bislang durften sie ja nicht wählen. Die Thern-Kinder haben übrigens die deutsche und die amerikanische Staatsbürgerschaft. Und müssen sich nicht entscheiden ...