Pia Kraus aus Stadtsteinach, die an der Verwaltungsfachschule Hof studiert, besucht derzeit eine Uni im sonnigen Süden. Sie hat viele Freunde gefunden, muss aber ständig die Rolle Deutschlands in der Finanzkrise erklären.
Pia Kraus aus Stadtsteinach verbringt derzeit im Rahmen ihrer Berufsausbildung einige Monate in Italien. Dort hat sie schon viele aufregende Dinge erlebt. Höhepunkt: Ostern im Vatikan. Von einem Sitzplatz in Reihe sieben hat sie den neuen Papst Franziskus live erleben können.
Was studieren Sie - und wie kamen Sie auf die Idee, ausgerechnet nach Italien zu gehen?Pia Kraus: Ich studiere an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und Rechtspflege im Fachbereich allgemeine innere Verwaltung in Hof. Das ist Teil eines dualen Studiums als Inspektoranwärterin beim Bezirk Oberfranken, meinem Dienstherrn, der mir auch diesen Auslandsaufenthalt ermöglicht hat. Anstelle des Praktikums darf ich vier Monate ins Ausland. Es standen mehrere Länder zur Auswahl, darunter auch Lettland und Island.
Für Italien habe ich mich entschieden, weil ich so noch eine weitere Fremdsprache lernen kann.
Wie ist es mit der Verständigung?Ich habe einen Italienisch-Crashkurs gemacht. Man lernt dort in 35 Stunden pro Woche sehr intensiv und kann das Gelernte sofort im Alltag anwenden. Das macht es einfacher, den umfangreichen Stoff auch wirklich zu behalten. Mittlerweile bin ich schon drei Monate hier, und es klappt wirklich recht gut. Mit den sehr verschiedenen Dialekten habe ich aber manchmal noch Probleme.
Wo waren Sie bisher überall? Und welche Stationen stehen noch an?Da ich ja unter der Woche studiere, beschränken sich die Reisen meist auf die Wochenenden. Ich war schon in Florenz und Venedig, und von Viterbo aus habe ich Bologna besucht und natürlich Rom, das nur rund 80 Kilometer entfernt ist.
Wenn alles klappt werde ich demnächst eine Freundin aus dem Sprachkurs in Bari, einer Hafenstadt an der Adria, besuchen. Das Zugnetz in Italien ist wirklich wunderbar und auch sehr preisgünstig.
Bekommen Sie Einblicke in die italienische Verwaltung?Im Februar habe ich bei der Stadtverwaltung von Viterbo und bei der Verwaltung der Provinz nach einem Praktikum gefragt. Dort werden aber verständlicherweise als Praktikanten keine ausländischen Studenten zugelassen. Meine Kurse an der Universität bieten aber einen kleinen Einblick.
Wie sind Sie untergebracht?Ich lebe in Viterbo, einer Stadt in der Region Lazio, in einem Studentenwohnheim.
Haben Sie schon viele nette Leute kennen gelernt?Im Studentenwohnheim ist es leicht, Leute kennen zu lernen. Man trifft sich in der Küche und kommt ins Gespräch.
Es dauert dann nicht lange, bis sich Gruppen bilden und man gemeinsam abends ausgeht. Auch an der Uni wird man gut aufgenommen. Überrascht hat mich in Viterbo die Qualität des Studentenwohnheims: Die Heizung funktioniert und das warme Wasser auch, das war allerdings in Siena nicht immer so gewesen.
Wer zahlt den Aufenthalt?Vom Bezirk Oberfranken bekomme ich meine Anwärterbezüge für die Zeit des Auslandsaufenthalts weiter. Meine Eltern unterstützen mich großzügig.
Was gefällt Ihnen am besten?Es gibt auch in kleinen Städten jeden Tag einen Markt, auf dem man frische Produkte kaufen kann. Zudem halten sich hier noch kleine Läden mit wenig Sortiment. Die Leute gehen zum Einkaufen häufig auch in mehrere kleine Geschäfte.
Auch die vielen Bars, in denen man in Pausen einen Kaffee und ein Tramezzino oder Dolce zu sich nimmt, gehören für mich zum italienischen Alltag.
Was finden Sie an Italien nicht so toll?Ich werde sehr oft auf die Rolle Deutschlands in der aktuellen Finanzkrise angesprochen. Viele Italiener empfinden die Sparpolitik ihrer Regierung als zu harsch und lasten dies Deutschland an, das von einigen als Insel der Glückseligen betrachtet wird. Dieses Thema immer wieder aus meiner Sicht darzustellen, kostet viel Energie.
Sie sind ja ganz in der Nähe von Rom. Waren Sie an Ostern dort?Ja klar, am Ostersonntag. Ich habe einen Sitzplatz in der siebten Reihe bekommen. Das war natürlich toll. Ich fand die Papstmesse sehr zu Franziskus passend: schlicht und auf das Wesentliche reduziert. Außerdem hat es mich sehr beeindruckt, was Franziskus aus vom Balkon gesagt hat.
Die Stimmung auf dem Petersplatz war großartig. Die Menschen finden den neuen Papst einfach klasse. Die Kartage habe ich in Viterbo verbracht. Hier gibt es Passionsspiele mit mehreren Stationen in der historischen Innenstadt. Das ist natürlich auch ein Erlebnis.
Wann sindSie wieder zu Hause?Mein Studium in Hof beginnt wieder am 6. Mai, deshalb werde ich voraussichtlich am 2. oder 3. Mai heimkommen.
Was versprechen Sie sich von dem Italienaufenthalt?Im Ausland alleine klar kommen, Freunde finden und sich trotz mangelnder Sprachkenntnisse irgendwie durchfragen - das sind Erfahrungen, die soziale Kompetenzen vermitteln, die man ständig braucht. In Deutschland ist vieles organisiert und geregelt. Wie sinnvoll das sein kann, habe ich erst hier verstanden, wo es daran mangelt.
Ich hoffe, ich kann mir diesen Blickwinkel erhalten und mit nach Hause nehmen.
Was fehlt Ihnen am meisten? Neben meiner Familie, meinen Freunden und einem ordentlich gesalzenen fränkischen Brot fehlt mir am meisten das Musik machen. Ich habe meine Violine nicht mitgenommen und hier auch leider weder Orgel noch Klavier gefunden. Deshalb singe ich viel. Noch hat sich keiner meiner Nachbarn beschwert.
Wenn Sie zurückkommen...... dann geht einerseits gleich mein Studium wieder los, andererseits stehen einige Termine in der Jugend- und Ministrantenarbeit an, die ich unbedingt weiterführen möchte.