Ist ein Leben ohne Erdöl möglich?
Autor: Sonny Adam
Kulmbach, Donnerstag, 28. Februar 2013
Laien aus ganz Europa treffen sich derzeit zu einem einwöchigen Symposium in Kulmbach. Sie überlegen, wie die Zukunft auch ohne das schwarze Gold gestaltet werden kann.
Lässt sich ein Alltag auch ohne Erdöl und den Produkten daraus gestalten? Dieser Frage gehen die Teilnehmer einer Zukunftswerkstatt nach, die derzeit im Hotel "Kronprinz" tagt. Die Teilnehmer, die aus Deutschland, Österreich, Bulgarien, Rumänien, Ungarn, Finnland und Tschechien kommen, sind allerdings keine Experten, sondern ganz normale Menschen. Sie kommen aus den unterschiedlichsten Berufen und haben die verschiedensten gesellschaftlichen Hintergründe. Doch alle sind davon überzeugt, dass die Zeit der globalen Ölförderung vorbei ist.
Sylvia Pehlivanova weiß aus eigener Erfahrung, wie die Gewinnung von Öl abläuft. Denn sie kommt aus einer Region in Bulgarien, die ganz in der Nähe einer Raffinerie liegt. Nachts, so berichtet Sylvia Pehlivanova, werden Abgase abgelassen. Die ganze Region ist belastet. Die Menschen leiden unter Atemnot und Asthma. Und das bestätigt auch Yana Shurelova aus derselben Gegend.
Frauen in der Überzahl
Die Frauen sind beim Symposium in der Überzahl. Emma Rozental kommt aus Ungarn - ebenso wie Alexandra Korom und Istvanne Juhasz. "Ich habe keine Arbeit, aber mich interessiert, wie es ist, wenn wir kein Öl mehr haben und ich erhoffe mir, dass ich neue Ideen bekomme, wie man dann den Alltag gestalten kann", erklärt Emma Rozental. "Ich bin sonst als Renterin nur zu Hause, ich möchte einen Ausblick in die Welt", erklärt Istvanne Juhasz. Und Alexandra Korom betont, dass sie Gebiete um Ölraffinerien kennt - mit allen negativen Auswirkungen. "Ich interessiere mich für die EU-Politik und ich hoffe, dass man etwas ändern kann. Man muss sich auch über die globalen Dinge selbst Gedanken machen", sagt Korom.
Die weiteste Anreise unter den Teilnehmern des Workshops hatte Aune Kinnunen. Sie kam per Flugzeug aus Finnland. "Ich bin Rentnerin und ich arbeite in einer Dorfgesellschaft", erklärt Aune Kinnunen. Auch sie ist fest entschlossen, die Erkenntnisse weiter zu geben und an die Allgemeinheit zu verbreiten.
Sehr interessiert an den Gesamtzusammenhängen ist auch Samkova Bransilava aus Tschechien. Sie ist Projektkoordinatorin beim beruflichen Fortbildungszentrum und möchte sich die Erfahrungen, die die Workshopteilnehmer gemeinsam erarbeiten, verinnerlichen.
Ingenieurin Florina Capril aus Rumänien interessiert sich als Technikerin vor allem für die lebensmitteltechnischen Zusammenhänge. Denn genau die stehen bei dem Workshop im Mittelpunkt.
Bei dem Symposium sind auch zwei Männer unter den Diskutierenden: Dean Yankey aus Österreich, ein IT-Techniker, der vor zwei Monaten seinen Job verloren hat, und Guillaume Joly aus Frankreich. Joly wird ab März in Belgien eine Stelle in der Stadtentwicklungsplanung antreten - Fachgebiet Energie, Finanzen, Zukunftstechnologien. In Frankreich sei man immer noch zu sehr der Atomkraft ergeben, erklärte Joly seinen Länderwechsel. Deshalb möchte er neue Wege in Belgien gehen.
Ergebnisse auf Facebook
Dass der Workshop in Kulmbach stattfindet, hat allein mit der Initiatorin Dagmar Keis-Lechner zu tun. Sie war unter anderem Abfall- und Umweltberaterin in Rödental und hat in Kulmbach eine Werkstatt für Langzeitarbeitslose gegründet. Doch mit dem Ende der Ein-Euro-Jobs war das Aus der Werkstatt besiegelt. Seitdem konzentriert sie sich auf ihre Tätigkeit beim BFZ und führt ehrenamtlich den Verein Umwelt Arbeit Bildung.
Zum Abschluss des Workshops werden die Ergebnisse auf der Facebook Seite "Peak Oil Workshop" veröffentlicht.