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In 17 Silben kann alles gesagt werden


Autor: Sonny Adam

Kulmbach, Donnerstag, 14. März 2013

Die Kulmbacher Autorin Margarete Biedermann hat sich der komplizierten Haiku-Dichtung verschrieben. Jetzt präsentierte sie ihr neues Buch "Der Mond schreibt Liebesbriefe". Es ist eine Sammlung ihrer schönsten Haiku-Gedichte.
Die Kulmbacher Autorin Margarete Biedermann braucht nicht viele Worte für ihre Botschaft. In 17 Silben kann sie alles sagen. Sie hat sich der Haiku-Dichtung verschrieben. Foto: Sonja Adam


Auch mit ihren 81 Jahren ist Lyrik für Margarete Biedermann etwas Einzigartiges geblieben. Und deshalb hat sie sich auch einer besonders schwierigen Dichtart verschrieben: der Haiku-Dichtung. Schon seit vielen Jahren dichtet sie in dieser äußerst anspruchsvollen und sensiblen Kunstform und hat dafür schon zahlreiche Preise in Empfang nehmen können.
Nur 17 Silben braucht die Hobby-Dichterin, um die Gedanken der Menschen einzufangen, um wichtige Dinge auszusagen und zum Nachdenken zu inspirieren. "Ein goldener Punkt im Kreislauf der Gefühle. Möge er leuchten", lautet eines ihrer Gedichte. Natürlich steht auch dieses Haiku in ihrem neuesten Buch, das den Titel "Der Mond schreibt Liebesbriefe" trägt. Das Buch ist ein bibliographische Rarität - und dafür hat der Kronacher Künstler Ingo Cesaro gesorgt.

Denn er hat das Buch in seinem Verlag Neue Cranach Presse herausgebracht.

Es gibt nur 120 Exemplare

Nur 120 Exemplare, natürlich von Hand durchnummeriert, gibt es von dem Buch, das in der Buchhandlung Friedrich erhältlich ist. Das Buch hat einen handgeschöpften Umschlag, in den Wollfäden mit eingearbeitet worden sind, und wird von einer Durchstichfadenheftung zusammengehalten. "Das Papier ist in Nepal handgeschöpft", erklärte der Künstler. Doch auch das Innere des Buches kann mithalten. Die Gedichte sind in Japanblock gebunden, auf dickem Werksbuchpapier.

Bei der Präsentation ihres Buches kamen viele Weggefährten von Margarete Biedermann: die Familie, Verwandte, Freunde, und viele, die Dichtung und Lyrik lieben. Die Dichterin indes machte nicht viele Worte um ihre Person. Nur so viel, dass sie sich freut, dass sie Haiku-Gedichte machen kann. Sie trug Engelsgedichte vor. Und scheinbar verfehlten die Gedichte ihre Wirkung nicht. Denn just in diesem Moment stieg im fernen Rom weißer Rauch auf. Ein Schmonzette, über die die Zuhörer nach der Lesung herzlich lachten. Die Gedichte von Margarete Biedermann hatten so manche stille Botschaft parat: "Es sind Botschaften, die von den Quellen geschickt werden - ganz leise." Bis heute ist die Kulmbacherin fasziniert davon, wie wenig Silben nötig sind, um große Dinge und große Gedankengänge auszudrücken.