Martin Pletl aus Kasendorf ist Imker mit Leib und Seele. Aber er hält die Bienen nicht nur als Honiglieferanten, sondern auch, um in den Genuss der wertvollen Luft aus dem Inneren des Bienenstocks zu kommen. Seine Bronchitis hat er dadurch besiegt.
Mit einer Inhalationsmaske über Nase und Mund sitzt Martin Pletl in seinem Bienenhaus. Er atmet tief ein, schließt die Augen und genießt den Moment. Um ihn herum ist das Summen der Bienen zu hören, sonst nichts. "Ich habe auch ein Radio hier, aber das schalte ich immer aus. Das ist so beruhigend", schwärmt Pletl.
Von der Atemmaske führt ein Schlauch zu den Bienenbeuten, wie Imker die Behausungen nennen. Der Schlauch endet in einem kleinen Ventilator in einem Kästchen. Dieses wird auf das Futterloch der Bienenstöcke gesetzt, und der Ventilator entzieht die Luft aus dem Inneren der Bienenbeute. "Der Ventilator lässt sich verstellen", erklärt Pletl die Funktion des Inhalationsgeräts mit dem Namen Api-Air.
Entwickelt wurde es von Hans Musch aus Ochsenhausen.
Bienen werden nicht gestört Die Bienen werden durch den Luftentzug übrigens nicht gestört. In dem Inhalationsgerät ist noch ein Pollenfilter eingebaut, den selbst neugierige Tiere nicht passieren können. "Bienen kommen nicht in den Schlauch, das ist ausgeschlossen", sagt Martin Pletl. Vor zwei Jahren hat der Kasendorfer das Api Air-Gerät für sich entdeckt. "Ich hatte immer so starke Bronchitis und war ständig erkältet", erzählt er. Doch seitdem er regelmäßig die Bienenstockluft inhaliert, war der 75-Jährige nicht mehr krank.
Auch bei Allergien, Pseudokrupp, Infektanfälligkeit, Kopfschmerzen, chronischem Schnupfen, Nasen-Nebenhöhlenentzündungen und Depressionen soll die Bienenstock-Luft wohltuend wirken.
Wertvolle Inhaltsstoffe "Ich erkläre mir das so: Wertvolle Inhaltsstoffe wie ätherische Öle und Flavonoide aus Honig, Pollen, Wachs und Propolis werden durch die Wärme im Bienenstock und durch die Ventilation, die die Bienen mit ihren Flügel erzeugen, an die Luft abgegeben", erklärt Pletl. Und merkt noch an, dass früher die Imker, die immer Arbeiten an den Bienenvölkern durchgeführt haben, auch gesund waren. Durch das Api-Air-Gerät wird die Bienenstockluft abgesagt.
Allerdings ist das Gerät erst bei Temperaturen ab 18 Grad anwendbar, sonst wird zu viel kalte Luft in die Beute gefächelt.
Inzwischen inhaliert nicht nur der Kasendorfer Imker selbst, auch seine Familie hat das Gerät schon ausprobiert, sogar die Enkelin. Demnächst will Martin Pletl auch Nicht-Imkern ein solches Erlebnis ermöglichen. "Ich bin kein Heilpraktiker oder Mediziner, ich kann deshalb keine Behandlungen anbieten, aber ich kann meine Bienen halbstundenweise vermieten, damit auch andere solche Behandlungen bei sich machen können", sagt Pletl.
Tatsächlich scheint die Bienenstockluft-Therapie derzeit ein neuer Trend zu werden. Der Entwickler des Api Air-Geräts, Imkermeister Hans Musch, hat von Professor Bengsch vom Max-Planck-Institut München eine Studie über das Potenzial der biomedizinischen Wirksamkeit.
Erste Erkenntnisse gehen davon aus, dass bei Bronchitis - je nach Kunde - bis zu 20 Behandlungen nötig sind, bei Asthma sogar bis zu 30.
"Wer hilft, hat recht" Und was sagt die Schulmedizin dazu? Die Kulmbacher Ärztin Sabine Heucke-Gareis hat mit der Bienenstockluft-Therapie noch keine Erfahrungen. "Aber ich halte viel von Gelee Royale, Propolis und Pollenanwendungen. Das kann ich alles sehr empfehlen. Ich denke, es ist zweifellos so, dass im Bienenstock diese Dinge konzentriert vorkommen. Ich halte die Therapie generell für unbedenklich, würde sie aber nicht gerade bei Pollenallergien oder Bienengift-Allergien empfehlen. Bei Atemwegserkrankungen gilt immer die Devise: Wer hilft, hat recht."