Gerd Kögler: Von der SPD zur AfD

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Das Granitlabyrinth bei Kirchenlamitz ist für AfD-Kandidat Gerd Kögler Symbol für "Heimat, das Fichtelgebirge und ein festes Fundament". Foto: Jürgen Gärtner
Das Granitlabyrinth bei Kirchenlamitz ist für  AfD-Kandidat Gerd Kögler  Symbol für "Heimat, das Fichtelgebirge  und ein festes Fundament". Foto: Jürgen Gärtner

Landtagskandidat Gerd Kögler ist seit 2014 bei der umstrittenen Partei. Nach vielen Jahren hat er der SPD den Rücken gekehrt.

Das Granitlabyrinth bei Kirchenlamitz hat Gerd Kögler als Stadtrat mit auf den Weg gebracht. Für den Landtags-Kandidaten der AfD im Stimmkreis Wunsiedel-Kulmbach stehen die Granitblöcke für "Heimat, das Fichtelgebirge, ein festes Fundament". Und für ihn als Person. "Weil ich geerdet bin."

Auch im Gespräch gibt sich der AfD-Kandidat im Stimmkreis Wunsiedel-Kulmbach geerdet - und als kritischer Beobachter der eigenen Reihen. "Manche provokante Aussagen sind überzogen. Bestimmte Äußerungen von bestimmten Personen muss ich mir nicht zu eigen machen", sagt der 51-Jährige, der vielen in Kulmbach noch ein Unbekannter ist.

Die Person Gerd Kögler

Deshalb kurz zur Person Gerd Kögler: 1987 Abitur in Wunsiedel, anschließend Ausbildung zum Bankkaufmann und Bundeswehrdienst. Dann Lehramtsstudium. Nach verschiedenen Stationen - unter anderem in Fürth - leitet er seit 2017 die Grund- und Mittelschule in Oberkotzau, was wegen seiner AfD-Zugehörigkeit für Wirbel gesorgt hatte. In Köglers Augen unberechtigt. Er verhalte sich als Beamter neutral - wie er es zu SPD-Zeiten schon getan habe. "Es gab von den Eltern keine Beschwerden." Der Focus habe seinerzeit eine "lächerliche Schlagzeile" produziert.

Kögler ist leidenschaftlicher Musiker, spielt Trompete. Als Kapellmeister leitet er die Krebsbacker Blasmusik, ist bei weiteren Gruppen aktiv. Der 51-Jährige hat Sohn und Tochter, lebt aber getrennt.

Seine politische Laufbahn begann bei der SPD. Von 1991 bis 2007 gehörte er den Sozialdemokraten an. An seinem 40. Geburtstag kehrte er der Partei den Rücken, für die er im Stadtrat von Kirchenlamitz saß und sogar Fraktionssprecher war. Zu wenig Berührungspunkte waren übrig.

Vor allem mit der Familienpolitik und der aufkommenden Gender-Diskussion konnte er sich nicht mehr identifizieren. Als Parteiloser stand er 2008 aber nochmals auf der SPD-Liste und wurde erneut gewählt. 2014 verzichtete er auf eine weitere Kandidatur.

2014 war auch das Jahr, in dem Kögler der AfD beitrat. "Die Europawahl damals, bei der die AfD erstmals politische Mandate errungen hatte, war für mich eine Initialzündung", erinnert sich Kögler. Seinerzeit war die Alternative für Deutschland vor allem als Euro-kritische Bewegung bekannt. Ein Thema, das bei Kögler auf offene Ohren stieß. "Ich halte den Euro für einen wirtschaftspolitischen Irrweg."

Inzwischen ist er bei der Partei stark engagiert: als Kreisvorsitzender Hochfranken, als Mitglied des Bezirksvorstands Oberfranken.

Dass die AfD heute fast ausschließlich auf ihre Position zur Einwanderung reduziert wird, weiß Kögler. "Aber das ist das, was die Menschen bewegt. Und wir sind nicht gegen Flüchtlinge, sondern gegen eine unbegrenzte Zuwanderung", betont er. Doch es gebe noch viele andere Themengebiete, mit denen sich die AfD befasse, unter anderem die Bildungs- und Familienpolitik, die seine Schwerpunkte seien. "Aber Ereignisse wie in Chemnitz haben eine ganz andere Resonanz."

Um in Kulmbach bekannter zu werden, hat Kögler schon Hausbesuche unternommen. Dabei habe es interessante Gespräche gegeben - und eine vor der Nase zugeschlagene Tür. Auch an Infoständen sei er regelmäßig anzutreffen.

Nachdem die AfD erstmals zur Landtagswahl in Bayern antritt, kann er die Chancen schwer einschätzen, sich nur auf Umfragen stützen. Manche Prognosen sehen die AfD sogar vor der SPD. "Martin Schöffel von der CSU wird sein Mandat kriegen, wir hoffen aber, ihm gewaltig Stimmen abzunehmen", gibt sich Kögler kämpferisch.

SPD-Frau Inge Aures ist nach Köglers Worten zwar in Kulmbach bekannt, aber in Wunsiedel nicht. "Fragen Sie hier mal jemanden, wer die ist." Die Sozialdemokraten, so glaubt er, würden ohnehin im Nirwana verschwinden, "weil die SPD ihre Klientel nicht mehr vertritt". Die Funktionärselite sei völlig entrückt. "Die SPD gibt es nur noch an der Basis."

Statements

Wir haben Gerd Kögler um kurze Statements zu verschiedenen Punkten gebeten:

Die Vorfälle in Chemnitz: "Die bereiten mir Magenschmerzen - aus mehreren Gründen: Weil wieder jemand gestorben ist. Weil die Politik wieder so tut, als wäre das ein Einzelfall. Das stimmt aber nicht, hier haben wir ein Problem, das man benennen muss. Weil Menschen, die friedlich auf die Straße gegangen sind, pauschal verurteilt wurden. Weil ein ganzes Bundesland als rechts hingestellt wurde. Aber auch, weil es abscheulich ist, wenn rechte Parolen verbreitet werden."

Die Beobachtung der AfD durch den Verfassungsschutz: "Ich fände es schlimm, wenn es so käme. Meine Partei muss darauf achten, dass Leute, die verfassungsfeindliche Aussagen tätigen, auf keinen Fall Ämter innehaben."

"Mutter aller Probleme": Für Gerd Kögler ist das Zitat von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) zur Migrationsfrage ein Zeichen, dass "die CSU versucht, uns rechts zu überholen. Aber Seehofer ist ein zahnloser Tiger, passieren wird nichts. Der CSU droht ein Wahl-Desaster."

Rainer Ludwig: Die Kritik der FDP an dem Radio-Moderator und FW-Kandidaten kann Kögler nicht teilen. Ich gestehe ihm die Neutralität in seinem Job zu, so wie ich sie für mich als Schulleiter in Anspruch nehme."

Familienpolitik: "Es muss wieder möglich sein, dass eine Familie mit einem Alleinverdiener bestehen kann. Damit Erziehung wieder in der Familie stattfinden kann", sagt Kögler.

Thema Migration: Für Kögler ist klar: "Wir müssen wieder Recht und Ordnung an der Grenze herstellen. Das findet nach wie vor nicht statt. Wenn die Schengen-Außengrenzen sicher geschützt wären, wäre das nicht nötig." Schuld an der Misere sei Bundeskanzlerin Merkel: "Weil sie im Alleingang gehandelt hat. Und weil mit Fotos völlig falsche Signale gesendet wurden: Deutschland wurde als moralisches Superland dargestellt. Viele kamen, um ihre wirtschaftliche Situation zu verbessern. Diese Leute müssen schnell abgeschoben werden, damit ein Abschreckungseffekt eintritt. Wirklich Verfolgte haben Schutzanspruch."