Stadtsteinach
Die Wüste lebt

Gelungene Premiere in alten Klassenzimmern

Die Stadtsteinacher Initiative "Die Wüste lebt" hat in den alten Klassenzimmern einen neuen Veranstaltungsraum gefunden. Die Premiere war ein großer Erfolg. Die literarische Zeitreise von Jean Paul bis Ingo Cesaro begeisterte die Besucher.
Wolfgang Martin hat mit der alten Schule einen neuen Veranstaltungsraum für seine Kulturinitiative "Die Wüste lebt" gefunden. Diese feierte im Rahmen der "WortSpiele" mit der Aktion "Mit Luftschiffern unterwegs" einen tollen Erfolg. Foto: Sonja Adam
Wolfgang Martin hat mit der alten Schule einen neuen Veranstaltungsraum für seine Kulturinitiative "Die Wüste lebt" gefunden. Diese feierte im Rahmen der "WortSpiele" mit der Aktion "Mit Luftschiffern unterwegs" einen tollen Erfolg. Foto: Sonja Adam
Die Kulturinitiative "Die Wüste lebt" hatte eigens ein Luftschiff gebastelt und das alte Klassenzimmer, das noch unverkennbar den Charme eines solchen versprüht, passend dekoriert. Mit einem Augenzwinkern wies Vorsitzender Wolfgang Martin auf die Inschrift "mehr als nur heiße Luft" hin. Denn das Motto gelte auch für die Stadtsteinacher Initiative, die zuletzt für Schlagzeilen gesorgt hatte. Der Keller unter dem alten Rathaus, der bis dato das Zuhaus war, durfte wegen fehlender Fluchtwege für öffentliche Veranstaltungen nicht mehr genutzt werden.

"WortSpiele"

Jetzt hat "Die Wüste lebt" mit der alten Schule gleich hinter dem Marktplatz eine neue Heimat gefunden. Das die Räumlichkeiten geeignet sind, das hat sich bei der ersten Literatur- und Musikveranstaltung gezeigt, die im Rahmen der Reihe "WortSpiele" auf die Beine gestellt worden ist. Zu Ehren der runden Geburtstage von Richard Wagner (1813) und Jean Paul (1763) hatte der Bezirk zum Literaturfestival aufgerufen. Das Motto lautete "Luftschiffer und Luftschlösser".

Eine Zeitreise

In Stadtsteinach hat die Kulturinitiative mitgemacht. Wolfgang Martin hat gemeinsam mit Schriftstellerin Birgit Hächl und dem Kronacher Schriftsteller und Künstler Ingo Cesaro eine Zeitreise von Jean Paul bis zu moderner Dichtung auf die Beine gestellt. Unter dem Titel "Mit Luftschiffern unterwegs" gerieten die Besucher in der alten Schule ins Staunen.

Die Initiative hatte eigens dafür in der alten Schule eine Veranstaltungsgenehmigung erwirkt. "Ich muss sagen, ich war positiv überrascht", lautete das Fazit von Martin, der anfügte: "Ich hätte nicht gedacht, dass die Resonanz so groß ist."

Ein Blick auf Jean Paul

Tatsächlich waren mehr als 30 Literaturinteressierte gekommen. Ihnen wurde ein buntes Programm geboten, das Musiker Siggi Michl und seine Frau Franziska Fröhlich mit Zeichnungen und der Moritat einer Mörderin bereicherten. Wolfgang Martin und Birgit Hächl beschäftigten sich mit Jean Paul. In Interviewform versuchten sie dem Publikum das Leben und Wirken des legendären Dichters nahe zu bringen: ausnahmsweise einmal nicht mit dessen Aphorismen, sondern mit Texten, die ebenso hintersinnig waren.

Birgit Hächl las aus der Satire "Dr. Katzenberges Badereise" und schlug mit Jean Pauls Texten einen Bogen zum Motto des Abends. "Es ging mir darum, mit einem heiteren Schmunzeln dem Dichter Jean Paul ein Plätzchen in den Herzen der Anwesenden einzurichten", sagte Birgit Hächl, die sich sehnlichst wünschte, dass die Initiative "WortSpiele" des Bezirks Oberfranken weitergeführt wird.

Die alte grüne Tafel

Auf der alten grünen Tafel hinter einem uralten gemütlichen Sofa hatte sie mit Wolfgang Martin, Birgit Hächl und Ingo Cesaro Platz genommen. Auf der stand in Kreideschrift "Ein großer Stein teilt im Fluss die Wassermassen - ein kurzer Erfolg" - ein Haiku von Ingo Cesaro mit nur 17 Silben. Denn bei dem zeitgenössischen Dichter, der seit dem Jahre 1975 in der Stadt Kronach internationale Kunst- und Literaturprojekte initiiert, sollte die literarische Zeitreise enden.

"In dieser Stadt möchte ich leben" war der Auftakt zu einem literarischen Feuerwerk. Cesaro präsentierte Engelsgedichte aus seinem soeben erschienenen Werk "Im Schatten der Engel", zu dem ihn der Super-Gau von Tschernobyl veranlasst hatte. Er brachte auch Adalbert Stifter ins Spiel, pries Goethe und befasste sich natürlich auch mit dem große Dichter Jean Paul.