Fulminantes Josefskonzert in Marktleugast
Autor: Sonny Adam
Marktleugast, Sonntag, 24. März 2013
Das Josefskonzert sollte die Feuertaufe für den neuen, erst 24 Jahre alten Dirigenten des Marktleugaster Musikvereins - Peter Weiß - werden. In den letzten vier Wochen motivierte der Dirigent die Musiker zu Höchstleistungen. Und die Zuhörer erlebten so manch grandiose Überraschung.
Der neue Dirigent Peter Weiß hat die Sympathien des Publikums einfangen können. Immer wieder brandete am Ende des Josefskonzertes, nach mehr als drei Stunden musikalischer Meisterleistung, Applaus auf, und die mehr als 670 Zuhörer, die sich schon Wochen vorher Karten für die Dreifachturnhalle gesichert hatten, riefen "Zugabe, Zugabe!". Hans-Georg Busch und Gabi Bunzel sangen "Die Rose", sie spielten Polkas und den Radetzky-Marsch.
Doch am glücklichsten machte Dirigent Peter Weiß wohl einen Musiker, der ganz hinten an der Tuba saß und sonst wohl nicht in Erscheinung getreten wäre: Dominik Biedermann, 22 Jahre alt und eigentlich im Bereich Elektronik tätig. Er hat nämlich eine Ader fürs Komponieren und Arrangieren - und hat für das Josefskonzert eine Polka geschrieben. Eine Polka im klassischen Stil, die mit jeder traditionellen Polka ohne weiteres mithalten kann.
"Das war eine Uraufführung", zeigte sich Biedermann ganz glücklich. "Ja, ich war sehr zufrieden, wie die Polka gespielt wurde", lachte er und ist überzeugt, dass sie sicherlich nicht zum letzten Mal öffentlich erklungen ist. Denn derzeit laufen Verhandlungen mit einem Musikverlag. Und wegen ihres klassischen Stils passt die Polka zu jedem Blasmusikabend, sogar ins Bierzelt. "Ich komponiere aber auch andere Sachen", erklärte der Komponist, der in Ludwigschorgast wohnt. Eigentlich hatte die Polka ja den Titel "Jungspund-Polka", doch beim Josefskonzert hat Dominik Biedermann sie kurzerhand dem Vorsitzenden des Musikvereins Georg Purucker gewidmet und in "Georg-Polka" umbenannt. Einfach, weil sich der Vorsitzende so engagiert.
Tägliche Proben für Richard Wagner
Die selbst komponierte Polka war aber nur eine Überraschung, die Dirigent Peter Weiß aus dem Hut zauberte. In den letzten vier Wochen vor dem Konzert gab es jeden Tag Proben.: Satzproben, Gesamtproben, Stimmproben. Und die intensive Probenarbeit lag vor allem an einem Werk: an der Ouvertüre "Der fliegende Holländer" von keinem geringeren als Richard Wagner.
"Als ich die Noten zum ersten Mal gesehen habe, habe ich gedacht, ich dreh durch", gab Moderatorin Diana Löffler offen zu. Und Co-Moderatorin Juliana Meisel betonte: "Na, mir ging es nicht anders!" Und den anderen Musikern wohl auch nicht. Denn das Werk gilt als äußerst anspruchsvoll und ist für Laienmusiker nur schwer zu meistern.
Dementsprechend mucksmäuschenstill war es dann auch im Publikum. Jeder war gespannt, wie die Marktleugaster die Mammutaufgabe wohl stemmen würden. Doch das, was die Musiker ablieferten, war äußerst hörenswert. Die tosend-fulminanten Passagen wechselten mit romantisch-sehnsuchtsvollen Teilen ab. Und im Hintergrund sorgte Roland Jonak mit seinen "grollenden" Schlagzeuggeräuschen und viel Pathos für die richtige Wagner-Inszenierung und für Dramatik. Denn schließlich geht es ja in dem Werk um den Seemann, der nur alle sieben Jahre an Land gehen darf und eine Braut sucht - und letztlich auch findet. Kurzum: Das Experiment gelang.
Aufwand hat sich gelohnt
Überhaupt war der Einsatz des großen Schlagwerkes neu beim Josefskonzert. Doch der Aufwand hat sich gelohnt. Denn immer wieder gelang es Schlagwerker Roland Jonak Akzente zu setzen. Mal lustige, mal dramatische. Einen echten Meisterauftritt hatte Roland Jonak beim Böhmischen Frühling. Denn bei der Polka imitierte er Vogelstimmen - eine Ohrenweide.
Die Musiker spielten den Florentiner Marsch und "Böhmischer Wind" als typisches Bierfest-Schmankerl. Sie beamten sich mit dem Astronauten-Marsch auf volle Schubkraft und zeigten ,dass man auch George Bizets Carmen-Marsch richtig mit Pfiff und Pep spielen kann.
Die Aha-Polka war die Lieblingspolka des Dirigenten. Doch auch effektvolle Werke wie die "Olympic Fanfare" und der Jubelklänge-Marsch verfehlten ihrer Wirkung nicht.
Äußerst anspruchsvoll war zudem "Tirol 1809", eine dreisätzige Blasmusiksuite, die den Aufstand mit Andreas Hofer musikalisch nachstellte. Samtweich spielten die Tenorhörner, dann riefen Trompeten und Querflöten zum Aufstand und zum Kampf. Tumult. Doch immer wieder klang die Schönheit Südtiroler Musik durch.
Ein Edelstein im Konzertprogramm
Ein äußerst gelungenes Werk war beim Josefskonzert zudem "Bohemian Lovers". Vor allem Hans-Georg Busch (Tenorhorn) und Sebastian Gick (Trompete) machten es zu einem kleinen Edelstein im Konzertprogramm, denn sie überzeugten mit ihren Solo-Partien und spielten sich, so unterschiedlich die Instrumente auch sind, die Melodien zu.
Doch auch Freunde moderner Musik kamen auf ihre Kosten: So hatte der Musikverein Marktleugast die bekanntesten Filmmelodien der James Bond Filme im Repertoire. Und dabei fielen sogar Schüsse. Die Musiker gaben die Höhepunkte aus dem Soundtrack zum Kinohit "Pirates of the Caribbean" zum Besten. Und wieder eine völlig andere Klangfarbe kam mit "Gabriella's Song", einer schwedischen Ballade ins Spiel. Sängerin Irina Geuder-Hanslik sang in der Orginalsprache - und verzauberte die Zuhörer.
Die Mischung aus konzertanter Blasmusik höchster Ansprüche, aus traditionellen Märschen, böhmischen Melodien und mitreißenden Polkas und moderne Musik gefiel dem Publikum - vor allem, weil Dirigent Peter Weiß es schaffte, mit Witz und Charme die Musiker zu Höchstleistungen zu führen. Und eins sich sicher: Das 27. Josefskonzert wird mit Sicherheit nicht das letzte gewesen sein. Denn noch nie zuvor war der Run auf die Karten so groß wie in diesem Jahr. Mit mehr als 670 Zuhörern war die Dreifachturnhalle voll besetzt.
Allerdings stand nicht nur der neue Dirigent Peter Weiß im Rampenlicht, auch sein Stellvertreter Michael Schubert, der immer dann zur Stelle ist, wenn Peter Weiß bei den Nürnberger Symphonikern Dienst hat oder verhindert ist, zeigte sich von seiner besten Seite. Er dirigierte die Böhmische Frühlingspolka und "Gabriella's Song".