Die IG Metall will von den Kulmbachern wissen, ob und wo sie der Schuh drückt. "Man muss Werkverträgen und Leiharbeit Einhalt gebieten", hieß es an einem Infostand im Fritz-Einkaufszentrum, an dem man an einer Befragung teilnehmen konnte.
"Arbeit: sicher und fair!" - das ist ein Slogan der Gewerkschaften. Derzeit führt die IG Metall Ostoberfranken eine Befragung der Beschäftigten durch, um zu erfahren, ob und wo der Schuh drückt.
Die IG Metall will es wissen: In einer bundesweiten Befragung erhebt sie derzeit Daten, wie die Beschäftigten der Branchen Metall und Elektro, Textil und Bekleidung sowie Holz und Kunststoff sich mit ihrer Lebenssituation fühlen und welche Forderungen sie erheben.
Diese Woche sammelten die IG Metall Ostoberfranken sowie Betriebsräte und Vertrauensleute aus den Firmen Glenn Dimplex, Alpha Innotec und Ago gemeinsam im Fritz-Einkaufscenter Fragebögen. Und kaum ein Kunde oder Arbeitnehmer lehnte ab. "Es muss sich etwas tun in Deutschland. Man muss den Leuten zeigen, welche Vorstellungen die verschiedenen Partien haben - vor der Wahl", sagt Wolfgang Michel.
"Wir wollen von den Arbeitnehmern persönliche erfahren, welche politischen Veränderungen gefordert werden und unter welchen Bedingungen in Zukunft gearbeitet werden soll", sagt der Betriebsratsvorsitzende der Firma Glen Dimplex.
Und die Menschen, die die Fragebögen ausfüllten, hatten einiges zu erzählen. So berichtete eine ehemalige Verwaltungsangestellte, die drei Kinder groß gezogen und die Mutter gepflegt hat, dass sie nur dreißig Stunden gearbeitet hat - und deshalb jetzt gerade einmal 271 Euro Rente bekommt. "Das muss man regulieren", sagt die Betroffene und findet das System ungerecht. So mancher Rentner seufzt, dass er ja eigentlich noch ein gutes Auskommen habe - doch die Renten werden immer kleiner.
"Wir wollen, dass die Politik endlich die Rente mit 67 zurück nimmt und dass ein gesetzlicher Mindestlohn von 8,50 Euro oder mehr eingeführt wird", brachte Gewerkschafter Andreas Ziegler von der IG Metall die Forderungen der
Gewerkschaft auf den Punkt. "Das ganze System muss auf den Prüfstand. Man muss Werkverträgen und Leiharbeit Einhalt gebieten", so Ziegler.
Den Slogan "Gleichen Lohn für gleiche Arbeit" hätte wohl jeder, der die Fragebögen ausgefüllt hat, unterschrieben. Und auch gleiche Bildungschancen sind ein zentrales Anliegen der Menschen. Die Befragung soll bis Ende März abgeschlossen sein, wird dann von der IG Metall ausgewertet.
"Die Verwaltungsstelle erhält für jeden ausgefüllten Frageboten einen Euro", freut sich Wolfgang Michel über die Bereitschaft der Kulmbacher. Als Arbeitsziel habe man sich 300 Fragebögen gesetzt. Denn letztlich komme das Geld einem guten Zweck in der Region zugute.