Feuerwehr Grafengehaig: Nach 38 Jahren macht Siegfried Zuleg Schluss

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"Halt Feuerwehr!" In Zukunft ist Siegfried Zuleg nicht mehr mit von der Partie, jetzt macht er auch als Vorsitzender der Feuerwehr Grafengehaig Schluss. Foto: Sonja Adam
"Halt Feuerwehr!" In Zukunft ist Siegfried Zuleg nicht mehr mit von der Partie, jetzt macht er auch als Vorsitzender der Feuerwehr Grafengehaig Schluss.  Foto: Sonja Adam

Das Feuerwehrhaus Grafengehaig ist für Siegfried Zuleg ein Stück Heimat. Dort hat der Betriebsleiter der Weberei Erhardt unzählige Stunden verbracht, um Dienst zu leisten, um die Kameradschaft zu pflegen.

"Ich bin 1963 in Horbach zur Feuerwehr. Und dann bin ich 1965 nach Grafengehaig gezogen und war dann automatisch in der Feuerwehr hier", lacht Siegfried Zuleg. Denn die Feuerwehr wurde sein Leben. In den Anfangszeiten spielte er noch Fußball. Doch nach einem Sportunfall und einer schweren Knieverletzung war daran nicht mehr zu denken - fortan fokussierte er seine Interessen auf Feuerwehr.

Schon 1975 wurde Siegfried Zuleg in den Ausschuss gewählt. Dann ging alles Schlag auf Schlag. Er machte die Gruppenführer-Ausbildung, absolvierte Ausbildungen in Würzburg und Regensburg und wurde 1981 Kommandant.

"Eigentlich hat mir nur noch der Lehrgang zum Kreisbrandrat gefehlt, aber mir war immer die Feuerwehr hier am Ort wichtiger", sagt Zuleg in der Rückschau.


Kein Abschied auf Nimmerwiedersehen

"Es ist natürlich schon ein komisches Gefühl, wenn man jetzt geht", sagt Zuleg offen, fügt aber hinzu, dass es kein Abschied auf Nimmerwiedersehen sein wird. "Seit 1981 machen wir zu Pfingsten immer ein Saugrillen. Da bin ich auch in Zukunft dabei. Und wenn es gewünscht wird, helfe ich auch sonst mit und bin bei Geburtstagen und so dabei", sagt Zuleg.

Seit 15 Jahren ist der 65-Jährige Vorsitzender, war 23 Jahre Kommandant. "Aber ich spüre, dass meine Zeit abgelaufen ist. Ich muss nicht aus gesundheitlichen Gründen gehen, aber jetzt müssen die jungen Leute Verantwortung übernehmen", betont er und stellt klar, dass er nach der Hauptversammlung am Samstag auch kein Amt im Ausschuss übernehmen wird. Er zieht einen klaren Schlussstrich und will sich in Zukunft seinen anderen Hobbys widmen: der Waldarbeit, den zwei (bald drei) Enkeln und natürlich dem Posaunenchor.

Zuviel Bürokratie

"Die Feuerwehr ist auch nicht mehr das, was sie mal war und wie ich mir das immer vorgestellt habe", erzählt Zuleg. Und belegt das konkret. So bemängelt er die streng geregelte Ausbildung. Einerseits sei sie nötig, weil die Anforderungen immer höher und komplexer werden, andererseits mache die strenge Reglementierung den kleinen Wehren zu schaffen. "Das trifft ja die jungen Leute in einer Zeit, wo sie sich auch im Beruf und privat sehr engagieren, man müsste bei der Ausbildung flexibler sein. Mir ist alles zu viel Bürokratie", sagt er.

Auch die Kameradschaft und der Zusammenhalt werden nicht mehr in dem Maß gepflegt wie früher. So war es einst normal, nach den Treffen noch zusammenzusitzen und gemeinsam zu reden. "Aber heute ist das nicht mehr so. Die Jugendlichen trinken ein Spezi und schauen dann, dass sie weiter kommen", hat Zuleg beobachtet.
Stolz ist der Grafengehaiger vor allem auf zwei Dinge: dass seine Frau ihn immer unterstützt hat, dass sie nie seiner Leidenschaft - der Feuerwehr - im Weg stand. Und dass in seiner Zeit das LF 16 angeschafft worden ist und die Feuerwehr Grafengehaig sich aus eigenen Mitteln einen Mannschaftstransportwagen besorgt hat. "Wir haben drei Kreisfeuerwehrtage, einen Kreisjugendmarsch und ein Zeltlager durchgeführt", blickt Zuleg mit Stolz auf seine Amtszeit zurück.

Mindestens 250 Einsätze

Insgesamt hat er mindestens 250 Einsätze miterlebt. Nicht immer nur Dinge, die gut ausgingen. "Ich vergesse nie die Bilder, als eine Frau in die Hauskläranlage gestürzt war. Ich hab den Mann gekannt, der war mit mir in der Schule. Wir haben die Frau herausgeholt und sauber gemacht. Und damals gab es keine seelische Betreuung - so etwas bleibt in Erinnerung", so der künftige Ex-Vorsitzende.

Er erzählt von Wasserleichen und von tragischen Unfällen, wo die Feuerwehr Hilfe leistete. "Wenn man die Leute nicht kennt, ist das eine Sache, aber wenn man die Leute sehr gut kennt, dann ist das etwas ganz anderes", sagt Zuleg.

Trotzdem bereut Zuleg keinen Tag Dienst. Vielmehr ist er froh, dass es in Grafengehaig noch 35 Aktive gibt. Wer Nachfolger in der Position des Vorsitzenden wird, steht noch nicht fest. "Ich mische mich auch nicht ein. Das sollen die Jungen selbst festlegen", sagt Zuleg, ist aber zuversichtlich, dass sich ein Nachfolger finden lässt.