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Fast Halbzeit auf der Autobahn-Baustelle bei Neudrossenfeld


Autor: Peter Müller

Neudrossenfeld, Mittwoch, 09. Oktober 2013

Auf der A 70 zwischen Neudrossenfeld und dem Dreieck Bayreuth/Kulmbach geht es flott voran. Die Fahrbahn in Richtung Bamberg ist elf Meter breit und soll Ende November fertig sein. Nächste Woche rücken die Maschinen an, mit denen pro Tag 5000 Tonnen Asphalt verarbeitet werden können.
Elf Meter breit ist die neue Fahrspur der Autobahn 70 in Richtung Bamberg. Die Bauarbeiten auf dieser Seite sollen bis Ende November abgeschlossen werden. Fotos: Peter Müller


Was Erich Ufer in den nächsten sieben Wochen nicht brauchen kann, ist schlechtes Wetter. Doch die Aussichten sind nicht sonderlich rosig: Die Temperaturen sollen auf vier Grad sinken, die Schneefallgrenze auf bis zu 600 Meter. Der 55-jährige Diplomingenieur bleibt gelassen, obwohl er als Oberbauleiter der Autobahndirektion Nordbayern für die Dienststelle Bayreuth ein ehrgeiziges Projekt mit zu verantworten hat: Die Erneuerung der Fahrbahn in Richtung Bamberg zwischen der Anschlussstelle Neudrossenfeld und dem Dreieck Bayreuth/Kulmbach soll bis Ende November fertig sein. Im Frühjahr 2014 ist die andere Seite an der Reihe, dann wird der Verkehr über die neue Spur geleitet.

"Ja, das ist noch viel, viel Arbeit", sagt Erich Ufer, während wir in seinem silbernen Ford Mondeo Kombi von der Brück leiner Aral-Tankstelle aus auf die Neubaustrecke einbiegen - in Richtung Bayreuth auf der falschen Seite. Während sich rechter Hand Autos und Lastzüge über die enge, durch Betonplatten geteilte alte Trasse aus der Vorkriegszeit quälen, haben wir freie Fahrt. Aber nur 3,5 Kilometer, denn dann endet das Teilstück, das bereits mit der relativ glatten, 22 Zentimeter starken Tragschicht versehen ist.

Obwohl der feine Asphalt und die Markierungen noch fehlen, stellt sich ein ganz neues Fahrgefühl ein. Immerhin ist die Autobahn jetzt 11,50 Meter breit, etwa drei Meter mehr als vorher. Teilweise stehen schon die Leitplanken und die Randsteine, an den Entwässerungsgräben und Drainagen wird noch gearbeitet.

Jetzt endet die "schöne" Straße. Der Mondeo rumpelt über einen Absatz, dann rollt er auf der Schotterpiste. "Das ist die Frostschutzschicht", erklärt Erich Ufer, "die ist 51 Zentimeter dick." Die Zahl der Arbeiter, die auf der Baustelle herumwuseln, ist inzwischen enorm gestiegen. Auch die der Fahrzeuge - Bagger, Raupen, Tieflader, Grader für Planierarbeiten und Muldenkipper.

70 bis 90 Arbeiter

Auch eine 30-köpfige Gruppe angehender Bauingenieure steht mitten auf der Straße. Die Studenten wollen sich darüber informieren, welche Aufgaben künftig auf sie zukommen. Schnell muss Erich Ufer noch die Seitenscheibe herunterlassen, denn einer seiner Mitarbeiter hat eine Frage zur Anbindung des Fahrradweges, der von Waldau nach Harsdorf führt. Etwa 70 bis 90 Menschen arbeiten von Montag bis einschließlich Samstag neun bis zehn Stunden am Tag. Ihr Arbeitgeber ist - abgesehen von den Bediensteten der Autobahndirektion Nordbayern - die Firma Rädlinger aus Cham. Auf die lässt Erich Ufer nichts kommen: "Das ist eine sehr schlagkräftige Firma. Ich bin froh, dass sie den Auftrag bekommen hat."

Zwölf Brücken werden erneuert

Oben, kurz vor dem Anschluss an das Autobahndreieck Bayreuth/Kulmbach, biegt der Diplomingenieur nach links in eine "Betriebsausfahrt" ab. Dort befindet sich einer von mehreren "Nebenkriegsschauplätzen". Die Bauarbeiter treffen die Vorbereitungen für den Bau einer von zwölf neuen Brücken, die über die Autobahn führt und künftig die Harsdorfer Orsteile Zettmeisel und Lettenhof mit Altenreuth verbindet. Vor allem für die Landwirtschaft ist dieses Bauwerk wichtig.

Auf dem Rückweg - wieder in Fahrtrichtung Bamberg - liegen rechter Hand zwei weitere Großbaustellen: Die Regenrückhaltebecken bei Harsdorf und am Schlitterbach nahe dem Neudrossenfelder Ortsteil Waldau. Die beiden riesigen Trichter - der vordere ist das Absetzbecken, in dem Schlamm gesammelt wird - fangen das Oberflächenwasser der Autobahn auf. Dieses Projekt ist nicht zuletzt dem Umweltschutz geschuldet. "Früher, als die Becken noch nicht da waren, ist nach einem Unfall auslaufendes Öl einfach in den Boden gesickert. Das kann nun gesammelt und abgeschieden werden", erklärt Ufer.

In der nächsten Woche wird ein weiterer wichtiger Abschnitt der Bauarbeiten eingeleitet: Am Montag rollen schon die riesigen Asphaltfertiger an, mit denen pro Tag rund 5000 Tonnen verarbeitet werden können. "5500 Tonnen war unser bisheriger Rekord", so der 55-Jährige, demzufolge das Material gleich aus drei Mischwerken angekarrt wird - aus Kulmbach, Bad Berneck und Bayreuth.
Auch abseits der Baustellen-Brennpunkte hat der Diplomingenieur viel zu tun. Er muss für die Autobahndirektion überprüfen, ob von der Firma alle Vorgaben eingehalten werden, kümmert sich um die Rechnungsprüfung und die Qualitätssicherung, zum Beispiel beim Erdbau, dem Frostschutz und die Verdichtung. "Noch viel Arbeit", wiederholt sich Erich Ufer, gibt sich aber zuversichtlich: "Wir haben eigentlich schon immer alles geschafft, was wir uns vorgenommen haben."

Minus fünf Grad sind das Limit

Es sei denn, das Wetter macht den Bauarbeitern einen dicken Strich durch die Rechnung. Was freilich niemand hofft. "Fünf Grad minus sind das Limit", weiß Ufer. "Und dann hält aber schon die Farbe für die Mittelstreifen nicht mehr."




Daten und Zahlen


Bauzeit Baubeginn war am 8. März 2013, voraussichtliches Ende der Arbeiten ist im November 2014

Ausbauumfang Erneuert werden die Fahrbahn, zwölf Brücken und die Entwässerungseinrichtungen. Dabei werden auch vier Regenrückhalte- und Absetzbecken an der Trebgast und am Schlitterbach gebaut. Vorgesehen sind ferner der Anbau von Standstreifen, der Verbesserung des Lärmschutzes bei Harsdorf , Waldau und Oberbrücklein auf 2025 Metern Länge und bis zu vier Metern Höhe, die Verbesserung der Haltesichtweiten sowie die Verringerung der Längsneigung am "Harsdorfer Berg" auf 5,8 Prozent.

Ausbaulänge 7,6 Kilometer

Kosten 50 Millionen Euro. Quelle: Autobahndirektion