Er jagt nach alten Briefkuverts
Autor: Sonny Adam
Kulmbach, Mittwoch, 16. April 2014
Manfred Ramming (74) sammelt Absenderfreistempler. Sie erzählen ein Stück Kulmbacher Firmengeschichte.
Rund 20 Alben voller Briefmarken nennt Manfred Ramming (74) sein eigen. Doch die eigentliche Leidenschaft des Kulmbachers gehört den Absenderfreistemplern. Bei dieser philatelistischen Disziplin machen Sammler Jagd auf alte Briefkuverts, die mit einer Frankiermaschine abgestempelt worden sind.
Manfred Ramming sammelt Absenderfreistempler aus Kulmbach. Die Exemplare füllen inzwischen zwei riesige Karteikästen, alle sind fein säuberlich alphabetisch sortiert. "Früher habe ich die Briefkuverts von den Ämtern bekommen", erzählt der Philatelist.
Datenschutz ist ein Problem
Doch aus Datenschutzgründen funktioniere das heute nicht mehr.
"Das ist schade, und mal ehrlich, was kann ich aus einem Briefkuvert ersehen? Nur, dass irgend eine Firma an eine Behörde einen Brief geschrieben hat", versteht er die Sorgen nicht.
Absenderfreistempler kamen in den zwanziger Jahren auf. Rammings ältestes Stück ist am 20. Januar 1928 abgestempelt: Die Firma A. & P. Sauermann A.-G. Kulmbach hat für 15 Pfennig einen Brief mit der Deutschen Reichspost befördern lassen. "Das waren die ersten Absenderfreistempler in Kulmbach", berichtet der Sammler. Alle namhaften Kulmbacher Firmen hat er in seiner Sammlung, und so manche Absenderfreistempler erzählen eine kleine Geschichte.
So nennt Ramming einen Brief der Kulmbacher Volksbank sein eigen. 1929 war er mit 8 Pfennig frankiert. "Das war ein Ortsbrief, der war billiger", erklärt Ramming. Und die Post wurde noch günstiger: 1939 kostete ein Brief nur noch 3 Pfennig.
Viele Firmen gibt es heute nicht mehr. Bei manchen klingt noch der gute Ruf nach.
Manfred Ramming zeigt Motive der Firma Backer Bau - in jahreszeitlichen Variationen. "Die meisten Absenderfreistempler hat Raps", lacht der 74-Jährige und holt einen stattlichen Stapel aus der Kiste. Mehr als 30 verschiedene Logos und Werbeaufdrucke hat das Kulmbacher Traditionsunternehmen verwendet. In den Anfängen stand noch Hamburg mit auf dem Logo .
Amüsant ist auch die Geschichte der Absenderfrei stempler der Firma Ireks. Denn der Bachmttelhersteller hat immer Werbesprüche aufgedruckt - und die muten heute manchmal witzig an. "Kaufe den Kuchen und backe nicht selbst. Du hast weder Arbeit noch Risiko", lautete der Werbeslogan aus dem Jahr 1938. Vier Jahre später stand dann auf den Ireks-Kuvers: "Mit Mehl und Hefe möchte Ihnen zum Wochenend Ihr Bäcker dienen!"
Aus Rot wurde Blau
"Ich habe viele Sachen von Herbert Löffler, dem Kulmbacher Philatelisten-Papst, bekommen, aber man tauscht die Absender freistempler auch untereinander aus", erklärt Ramming und freut sich immer, wenn er wieder ein Kuvert ergattern kann. Bis 2000 waren die Absenderfreistempler übrigens in Rot gedruckt, seitdem wird Blau verwendet.
"Bei den Philatelisten gibt es eine eigene Arbeitsgruppe, die sich nur mit Absenderfreistemplern beschäftigen", erklärt Ramming seine kuriose Leidenschaft. "Viele Dinge habe ich nur, weil manche Firmen einfach ein tolles Archiv haben", sagt er. So manches Exemplar ist im Versteigerungskatalog mit 300 Euro und mehr ausgewiesen.
Manfred Ramming wurde jetzt bei der Hauptversammlung des Philatelistenclubs Kulmbach für 50 Jahre Treue ausgezeichnet. Vorsitzender Jürgen Arlt ehrte zudem Rundsendeleiter Werner Kießwetter , der seit 25 Jahren Briefmarken sammelt.