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Emmi Zeulner spricht mit Hebammen über die Haftpflichtversicherung


Autor: Sonny Adam

Kulmbach, Dienstag, 25. März 2014

Die Haftpflichtversicherung ist für die freien Geburtshelferinnen fast nicht mehr bezahlbar. MdB Emmi Zeulner (CSU) informierte sich bei einem Besuch im Kreißsaal des Kulmbacher Klinikums.
Im Kreißsaal des Klinikums Kulmbach hört sich die CSU-Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner die Sorgen der Hebammen an: Alexandra Gahn (Mitte) und die freie Hebamme Anja Maier klagen über die immens gestiegenen Versicherungsbeiträge. Fotos: Sonja Adam


Alexandra Gahn ist Hebamme am Kulmbacher Klinikum. Sie ist in einer relativ komfortablen Lage, denn sie ist fest angestellt, macht nur nebenbei Geburtennachsorge als freie Hebamme. Viel schlimmer dagegen ist Anja Maier dran. Maier ist ebenfalls mit Leib und Seele Hebamme, doch sie betreut schon seit 18 Jahren keine Geburten mehr. Der Grund: Die Versicherung für freie Hebammen ist zu teuer. Tatsächlich lagen die Beiträge für die Haftpflichtversicherungen 1992 noch bei 30,68 Euro pro Jahr. Aktuell beträgt der Beitrag für freie Hebammen stolze 5091 Euro. Viel zu viel, sagen die Geburtshelferinnen und gehen jetzt auf die Barrikaden.

"Die Frage, die wir uns angesichts dieser drückenden finanziellen Last stellen müssen, ist: Wollen wir, dass werdende Mütter auch weiterhin die Wahl haben, wo sie ihr Kind zur Welt bringen können?", sagt die CSU-Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner.

Für sich hat die junge Lichtenfelserin diese Frage mit einem klaren Ja beantwortet. "Im Koalitionsvertrag haben wir den Müttern eine flächendeckende Versorgung mit Geburtshilfe zugesichert. Jetzt gilt es, dieses Versprechen einzulösen", so Zeulner.

Beim Krisengespräch im Kreißsaal des Klinikums waren natürlich auch Klinik-Chef Herbert Schmidt, Pflegedienstleiterin Franziska Schlegel, der Chef der Geburtshilfe-Abteilung, Benno Lex, und Personalratsvorsitzender Frank Wilzok dabei. Alle waren sich einig, dass Hebammen auch heute noch wichtig sind - vielleicht sogar wichtiger denn je. "Gerade im ländlichen Raum sind freiberufliche Hebammen unerlässlich für die Geburtshilfe", so Zeulner.

Gestaffelte Versicherungsprämie

Ihr Lösungsvorschlag für die Problematik: Sie setzt auf eine gestaffelte und "geburtenorientierte" Versicherungsprämie. Dann müssten sich die Hebammen in den Großstädten, die viele Geburten haben, solidarisch mit den Hebammen auf dem Land zeigen und in eine Art Solidaritätsfonds einzahlen.

"Das wäre für uns eine Super-Idee. Ich habe mal ausgerechnet, dass ich zwölf Geburten pro Monat brauchen würde, damit sich die Haftpflichtprämie rentiert", sagt Anja Maier auf Anhieb. Sie selbst hat drei Kinder und möchte nicht "rund um die Uhr" arbeiten. Zudem sieht Maier gerade in der intensiven Eins-zu-Eins-Betreuung der Hebammen ein echtes Plus für werdende Mütter.

"Aber man muss auch auf die Bezahlung achten. Hebammen bekommen 8,50 Euro für die Nachsorge inklusive Kilometergeld. Man müsste natürlich auch entsprechend den Tarif anpassen", so Wilzok.

Hebammen betreuen nicht nur Mütter, die eine Hausgeburt wollen (aktuell liegt die Quote bei 1,6 Prozent), sondern sind auch für Mütter, die ganz normal in der Klinik entbinden, wichtig, bestätigt Benno Lex, der Leiter der Geburtshilfe am Klinikum Kulmbach. Denn die Verweildauer in den Krankenhäusern wird immer kürzer.

Durchschnittlich liegt die Verweildauer nach einem Kaiserschnitt bei sieben Tagen. "In Kulmbach bleiben die Mütter sogar ein bisschen länger, weil wir großen Wert darauf legen, die Mütter in eine gefestigte Einheit zu entlassen", so Lex. Das bedeutet: Die Mütter müssen so weit sein, dass sie mit dem Kind alleine zurecht kommen können.


Betreuung über lange Zeit

"Sechzig Prozent der Geburten in Bayern werden von freiberuflichen Hebammen betreut"; weiß Emmi Zeulner. Die Betreuung der Mütter und Kinder beginne oft schon vor der Schwangerschaft. Und auch nach den ersten Wochen kümmert sich eine Hebamme noch um die Kinder. Tatsächlich werden bis zu 26 Nachsorgetermine bezahlt. Bis zum zehnten Lebenstag kommen Hebammen täglich, in der Folgezeit sind noch 16 Besuche vorgesehen. "Wir betreuen die Mütter bis zum Ende der Stillzeit - bis zu einem Jahr", sagt Anja Maier.

Echte Familienhilfe

"Wir wollen auch darauf hinwirken, dass wir Familienhebammen haben mit psychologischer Ausbildung", sagt Emmi Zeulner. Denn letztlich sind es die Hebammen, die ganz nah an die Mütter und an die Familien herankommen. "So nah kommt kein Jugendamt in die Familien", sagt Zeulner.

Derzeit stellt ein Arbeitskreis alle Fakten zusammen. Bis Mitte April soll ein umfassender Bericht mit allen Aspekten vorliegen. Emmi Zeulner ist zuversichtlich, dass eine Lösung gefunden wird und hofft bis Mitte 2015 auf eine langfristige Lösung.