Auf dem kleinen Waldweg hinter der Schneidmühle Richtung Steinachtal bugsiert sich ein 48-Tonnen-Kran der Firma Göhl vorsichtig Richtung Nordeck. Er soll das schwere Gerät, das zur Notsicherung der Burgruine notwendig ist, auf das Plateau bringen. Denn eine Notsicherung ist unumgänglich geworden.
Allein die Eisenstangen wiegen 300 Kilogramm. Die Kanthölzer nehmen vier Kubikmeter ein, jede einzelne Stütze wiegt mehr als 150 Kilogramm. Kranfahrer Walter Deuerling lässt viel Fingerspitzengefühl walten und reagiert auf jeden kleinen Fingerzeig, den ihm Zimmermann Harald Gräf gibt. Indes "turnt" Jonas Janorschke auf der Burgruine herum. Er hat im Inneren des Turms eine Arbeitsbühne aufgestellt.
In die Burgruine sind Löcher gebohrt. Durch sie werden 3,20 Meter lange Gewindestangen geschoben. Und an diesen Gewindestangen wird dann ein Stützgerüst aus Holz befestigt. Die Stützen sollen sternförmig aufgestellt werden und sind so hoch wie der Turm.
18 Stützen als Korsett
Doch das ist erst der Anfang. Denn wenn der Turm mit 18 Stützen eingerüstet ist, wird ein 20-Millimeter dickes Stahlseil die komplette Konstruktion zusammenzurren.
"Die Stützen sorgen dafür, dass sich der Druck gleichmäßig verteilt", erklärt Zimmerer Gräf. Und anschließend wird die Burgruine mit einer Folie eingekleidet. Denn im Winter soll nicht noch mehr Wasser ins Mauerwerk eindringen. Mehr als 25.000 Euro lässt sich der Forstbetrieb Nordhalben der Bayerischen Staatsforsten allein die Notsicherung kosten. Und sie ist nicht einmal von Dauer. Sie ist nur ein schützender Wintermantel für die Nordeck.
"Die Ruine gehört genau so zum Wald wie die Bäume. Wir wollen sie, sie ist schließlich ein Wahrzeichen für Stadtsteinach, weiter vor dem Verfall schützen", sagt Betriebsleiter Fritz Maier. Eigentlich waren die Kosten für die Notsicherung nicht eingeplant.
Doch Denkmalschützer haben Schäden in einem Ausmaß festgestellt, die kein langes Nachdenken mehr zuließen.
Auch die Grotte ist gesperrt
Derzeit ist nicht nur die Nordeck gesperrte Baustelle, sondern auch der Weg, der unterhalb der Burgruine Richtung Grotte führt. Sie ist ebenfalls nicht begehbar, denn Felsteile sind durch eindringendes Wasser porös.
"Welche Teile saniert werden und was alles saniert wird, das werden wir im Frühling entscheiden", sagt Fritz Maier vom Forstbetrieb Nordhalben und hofft, dass keine weiteren unliebsamen Überraschungen auftauchen.
Erbaut wurde die Burg Nordeck um das Jahr 1100 durch die Grafen von Henneberg. 1438 wurde sie im Kleinkrieg der Waldenfelser gegen den Bischof von Bamberg zerstört, aber Mitte des 15. Jahrhunderts wieder aufgebaut. Der Raubritter Thomas von Absberg hielt dort entführte Gefangene versteckt.
Bis Anfang des 16. Jahrhunderts war die Burg Sitz bischöflicher Amtsmänner. Im Bauernkrieg im Jahre 1525 wurde sie erneut zerstört. Und endgültig aufgegeben.