Ein Musikleckerbissen für die Freundschaft

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Roland Jonak brachte mit seiner Darbietung am Trapez-Xolophon das Publikum zum Toben. Fotos: Sonja Adam
Roland Jonak brachte mit seiner Darbietung am Trapez-Xolophon das Publikum zum Toben. Fotos: Sonja Adam
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Am 17. Januar brach für die Stadtkapelle Lüneburg eine Welt zusammen. Das Vereinsheim brannte aufgrund eines technischen Defekts völlig nieder. Die Musiker stoßen auf eine Welle der Hilfsbereitschaft. Bisheriger Höhepunkt: das über dreistündige Benefiz-Konzert am Ostermontag in der Kulmbach.

Mit einer Handsirene eröffnete Benno Pieger das Benefizkonzert für die Stadtkapelle Lüneburg. Das erinnerte an die schreckliche Brandkatastrophe im Januar. Seit Jahren besteht eine enge Freundschaft zwischen den Stadtkapellen Lüneburg und Kulmbach. Daher war in Kulmbach schnell klar, den Musikern aus dem Norden unter die Arme zu greifen. Viele Instrumente und Uniformen sind unbrauchbar, auch die Noten wurden ein Raub der Flammen ebenso wie die komplette Konzertbestuhlung.
Doch unterkriegen lassen sich die Lüneburger Musiker nicht. Im Gegenteil: Die Welle der Hilfsbereitschaft macht ihnen Mut und spendet Trost. So wurden schon Benefiztheaterstücke und -konzerte initiiert. Doch das Konzert in Kulmbach soll der Höhepunkt der Hilfswelle sein. Mehr als 400 Kulmbach sind in die Stadthalle geströmt.
Die Stadt Kulmbach stellte die Stammberger-Halle kostenlos zur Verfügung, so dass der komplette Eintrittspreis für den guten Zweck zur Verfügung gestellt werden kann. Und Dirigent Thomas Besand hat so einiges an musikalischen Leckerbissen aus dem Hut gezaubert: Stücke, die die Fans der Stadtkapelle schon irgend wann einmal gehört haben, die man aber immer wieder gerne genießen kann.
Passend zur Thematik eröffnete die Stadtkapelle Kulmbach den Reigen an Musik mit dem "Marsch der Feuerwehr". Absoluter Höhepunkt war der Auftritt von Schlagzeuger Roland Jonak - im Zirkusdirektor-Outfit. Denn schließlich spielte Jonak am Trapez-Xylophon das Stück "Zirkus Humberto". Und dazu ist einiges an Konzentration und Fingerfertigkeit nötig. Denn das Trapez-Xylophon, das die Töne in vier Reihen nebeneinander angeordnet hat, ist schon von Haus aus schwer zu spielen, doch das Tempo, das Roland Jonak vorlegte, brachte das Publikum zum Toben.
Spontan jubelten die Kulmbacher und Lüneburger und forderten eine Extra-Zugabe. Sogar die Ehrengäste - Landrat Klaus Peter Söllner, Oberbürgermeister Henry Schramm und Bügermeister Stefan Schaffranek - waren völlig aus dem Häuschen und forderten mehr.
Doch auch die anderen Stücke, die die Stadtkapelle darbot, gelangen bestens: die Ouvertüre zu Wolfgang Amadeus Mozarts Oper "Titus", ein kunterbuntes Potpourri von Kálmáns legenderär Operette "Die Czárdásfürstin" oder Walter Scholz' berühmte Sehnsuchtmelodie sorgten für Furore. Das Solo interpretierten Lisa Boxdorfer und Theresa Motschmann an den Trompeten.
Volksmusikfreunde kamen beim Marsch "Schneidig voran!" oder beim Marsch "Deutschlands Ruhm - Pro Patria!" auf ihre Kosten. Richtig feurig spielte die Stadtkapelle den Tango Rubin von Willi Löffler. Christine Ross meisterte an der Trompete das Solo hervorragend. Aber auch die Ouvertüre zu Vincenzo Bellinis Oper "Norma" und ein Medley mit US-Liedern von Naohiro Iwai hat die Stadtkapelle bestens intus.
Ganz andere Musik dagegen hatte das Stadtorchester Lüneburg im Repertoire. Die Musiker brachten moderne Weisen wie die bekanntesten Melodien von "Phantom of the Opera" oder "Pirates of the Carribbean" zu Gehör. Sie hatten eine Ouvertüre und den Marsch "Gruß an Kiel", "Hobbits Dance and Hymn" und "Mountain Country Dances" einstudiert und wollten sich mit diesen Stücken schon vorab bei den Kulmbachern bedanken. Denn die Hilfsbereitschaft sei nicht selbstverständlich. Absoluter Höhepunkt allerdings war der "Dessauer". An der Trompete überzeugte Matthias Girndt als Solist.
Da die Freundschaft zwischen den Kulmbacher Musikern und den Lüneburgern schon seit Jahren dauert, schlossen die beiden Dirigenten Thomas Besand und Volker Masemann mit einem gemeinsamen Finale den Benefiz-Konzertmarathon ab. Ein Höhepunkt folgte dem nächsten - und das Publikum tobte beim Kurfürsten-Reitermarsch, bei Edward Elgars "Land of Hope and Glory", bei "Hoch Heidecksburg", einem der bekanntesten Märsche überhaupt. Mit Auszügen aus der "Cavalleria Rusticana", mit dem Frankenlied-Marsch und "Auf der Lüneburger Heide" und mit dem alt-hannoverschen Zapfenstreich" klang das Konzert schließlich aus. Durchs Programm führte übrigens auf charmante Art und Weise Karl Heinrich Backert.