Ein Blockheizkraftwerk für Grafengehaig

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Als Geschäftsführer von Auto Dippold in Kulmbach hat Werner Burger (Zweiter von rechts) schon gute Erfahrungen mit einem Blockheizkraftwerk gemacht. Auch in der Frankenwaldhalle wird nun eine solche Anlage installiert. Foto: Archiv
Als Geschäftsführer von Auto Dippold in Kulmbach hat Werner Burger (Zweiter von rechts) schon gute Erfahrungen mit einem Blockheizkraftwerk gemacht. Auch in der Frankenwaldhalle wird nun eine solche Anlage installiert. Foto: Archiv

Runter von den hohen Energiekosten, rein ins Stromgeschäft: Die Gemeinde Grafengehaig erzeugt künftig mit einem Blockheizkraftwerk in der Frankenwaldhalle selbst Wärme und Strom.

Die Energiekosten für die Frankenwaldhalle belasten seit Jahren die Markgemeinde Grafengehaig schwer. Angesichts der Tatsache, dass 2012 die Haushaltssatzung vom Landratsamt Kulmbach erneut nicht genehmigt wird, weil Kreditverpflichtungen und die dauernde Leistungsfähigkeit nicht im Einklang stehen, ist dringend eine Änderung der Gegebenheiten erforderlich. Was auch Bürgermeister Bürgermeister Werner Burger in der jüngsten Ratssitzung am Montag unterstrich.

Seit mehr als zwei Jahren befasst sich die Marktgemeinde mit dem Gedanken, die Energieversorgung umzustellen. Jetzt sind die Pläne spruch- und genehmigungsreif. "Auf Initiative von Dieter Sternecker, Geschäftsführer der Firma ,Erneuerbare Energiesysteme‘, wurde im April 2012 ein Projekt für die Frankenwaldhalle ins Leben gerufen, ein virtuelles Kraftwerk zu errichten, um nicht nur Wärme für die Halle zu produzieren, sondern den überschüssigen
Strom für andere gemeindliche Einrichtungen zu nutzen. Dieter Sternecker hat mit dem Ingenieurbüro Riefle angeregt, eine Versuchsanlage in Grafengehaig zu installieren", erklärte Bürgermeister Werner Burger die Planungen.

Zustimmung im Landratsamt

Fest steht: Durch den Einbau eines Blockheizkraftwerkes könnte man erhebliche Einsparungen erreichen. In Grafengehaig könnte zudem ein für ganz Deutschland richtungsweisendes Projekt entstehen. "Wir haben das Projekt und die Wirtschaftlichkeitsberechnungen dem Landratsamt vorgestellt. Unter dem Gesichtspunkt der Energieausnutzung von bis zu 90 Prozent und der Kosteneinsparung von etwa 38 Prozent haben die Überlegungen großen Anklang gefunden", legte Burger offen.

Tatsächlich gehen die Experten davon aus, dass sich die Anlage innerhalb von 5,2 bis 6 Jahren ohne Fremdfinanzierung bezahlt macht. Zudem könnte Grafengehaig den Kohlendioxid-Ausstoß um 35 Prozent verringern als im Vergleich zur herkömmlichen Heizung, warb Burger für das Projekt.

Auch Kirche hat Interesse

Zunächst soll das gasbetriebene Blockheizkraftwerk (BHKW) nur dann laufen, wenn Wärme auch tatsächlich gebraucht wird. Dann sollen nach und nach an das BHKW Kläranlage, Pumpwerk und Dorfladen angeschlossen und durch die Anlage mit Strom versorgt werden. "Auch die Kirche hat großes Interesse, Strom abzunehmen", stellt Burger Schritt zwei der Planungen vor. "Wir haben die ersten Amortisierungskosten erst einmal ohne das virtuelle Kraftwerk gerechnet, das kommt dann noch", erklärte Burger und warb für seine Idee, mit dem ersten Schritt anzufangen.

"Wir bauen immer nur Heizungen, Heizungen, Heizungen. Ich frage mich, warum man in Marktleugast, wo es noch eine Schule und andere Gebäude gibt, nicht schon längst so ein Kraftwerk hat und warum die Firma Horn nicht auch schon längst so ein Kraftwerk hat, wenn sich das so rechnet", zweifelte Michael Haas die Berechnungen der Experten an.

"Wir müssen etwas tun"

Auch Hartmut Fischer zeigte sich skeptisch ob der kurzen Amortisierungszeiten. "Es war doch klar, dass wir etwas tun müssen, um von den hohen Heiz- und Stromkosten herunterzukommen. Wir können jetzt nicht wieder sagen, wir machen es nicht. Ich weiß gar nicht, warum wir hier diskutieren", mahnte Klaus Keil. "Wir brauchen Projekte, um Grafengehaig wieder auf den richtigen Weg zu bringen", bat auch Bürgermeister Werner Burger um eine Weichenstellung für die Zukunft.

Schließlich votierten die Marktgemeinderäte bei Gegenstimme von Manuel Nahr, Michael Haas und Herbert Wirth für die Gründung eines Eigenbetriebes. Dabei handelt es sich um eine rechtlich unselbstständige Einheit der Verwaltung, die aber im Innenverhältnis zur Gemeinde weitgehend verselbstständigt ist. Auch Skeptiker Hartmut Fischer stimmte zu, aber "mit Bauchschmerzen". Ein Werkleiter und die Mitglieder des Werkausschusses werden in der nächsten Sitzung bestellt.

Außerdem brachten die Marktgemeinderäte auch gleich die Auftragsvergabe auf den Weg. Das Blockheizkraftwerk soll von der Firma Horst Höllering in Presseck für insgesamt 30.583 Euro installiert werden. Das BHKW selbst liefert die Firma "KW Energie" aus Freystadt zu einem Bruttoangebotspreis von 56.102,55 Euro.

Gute Erfahrungen gemacht

Bürgermeister Werner Burger freute sich über das klare Voting mit neun zu drei Stimmen für das Zukunftsprojekt. Denn auch im Autohaus Dippold habe er in den vergangenen 15 Monaten gute Erfahrungen mit einem Blockheizkraftwerk gemacht. "Das rechnet sich sogar besser, als die Experten berechnet hatten."