Dreharbeiten am Bahnhof Neuenmarkt

3 Min
Die Statisten stehen bereit bei den Dreharbeiten zu Hitlers Salonwagen am Neuenmarkter Bahnhof. Fotos: Sonja Adam
Die Statisten stehen bereit bei den Dreharbeiten zu Hitlers Salonwagen am Neuenmarkter Bahnhof. Fotos: Sonja Adam
 
 
Kama Media-Chef Axel Klawuhn (rechts) hilft Harald Schieber bei der Ankleide.
Kama Media-Chef Axel Klawuhn (rechts) hilft Harald Schieber bei der Ankleide.
 
Vorbereitungen für den Dreh am Bahnhof.
Vorbereitungen für den Dreh am Bahnhof.
 
Maske muss sein: Im Friseursalon direkt neben dem DDM werden die Schauspieler und Komparsen hergerichtet und geschminkt,
Maske muss sein: Im Friseursalon direkt neben dem DDM werden die Schauspieler und Komparsen hergerichtet und geschminkt,
 
Mimen Journalisten und Stasibeamte (von links): Bendict Lehmann, Hans Hofmann und Georg Mädl. Fotos: Sonja Adam
Mimen Journalisten und Stasibeamte (von links): Bendict Lehmann, Hans Hofmann und Georg Mädl. Fotos: Sonja Adam
 
Auch Schüler des MGFG wirken an dem Streifen mit.
Auch Schüler des MGFG wirken an dem Streifen mit.
 
Der Star des Filmes ist Schauspieler Hubert Burczek, seit vielen Jahren mit Produzent Axel Klawuhn befreundet: Er spielt den Salonwagenbegleiter Hartmut. Besonderer Reiz der Rolle: der Salonwagenbegleiter ist anfangs 40 Jahre, am Ende über 90.
Der Star des Filmes ist Schauspieler Hubert Burczek, seit vielen Jahren mit Produzent Axel Klawuhn befreundet: Er spielt den Salonwagenbegleiter Hartmut. Besonderer Reiz der Rolle: der Salonwagenbegleiter ist anfangs 40 Jahre, am Ende über 90.
 
Dieter Eichner (60) aus Harsdorf spielt in dem Film einen Journalisten, der versucht die Promis abzulichten. Er ist schon fast ein Profi, denn er jobbt auch als Modell.
Dieter Eichner (60) aus Harsdorf spielt in dem Film einen Journalisten, der versucht die Promis abzulichten. Er ist schon fast ein Profi, denn er jobbt auch als Modell.
 
Diana Canola schlüpft in die Rolle einer Stasi-Mitarbeiterin.
Diana Canola schlüpft in die Rolle einer Stasi-Mitarbeiterin.
 
 

Die Kulmbacher Firma Kama Media drehte für die Dokufiktion "Der Salonwagen 10 242" die Uhren in Neuenmarkt zurück - und verwandelte den dortigen Bahnhof in den Bahnhof von Erfurt.

Harald Schieber zieht die grüne Uniform an und setzt die Mütze auf. Obwohl er sich auf die Rolle als Komparse freut, schwindet das Lächeln. Denn Volkspolizisten lächeln nicht.

Der Harsdorfer ist durch einen Bekannten - Dieter Eichner - zu den Dreharbeiten gekommen und lässt sich überraschen. Unterdessen schaut Aufnahmeleiter Uwe Pechmann vom Kama Media nach dem Rechten. Pechmann ist seit Monaten damit beschäftigt, die Dreharbeiten zur Dokufiktion "Der Salonwagen 10242" auf den Weg zu bringen.

Im Mittelpunkt der Dreharbeiten steht der Salonwagen Hitlers mit Originalausstattung aus dem Dritten Reich, der im DDM zu Hause ist. Und genau deshalb werden auch einige historische Szenen in Neuenmarkt gedreht. Aber nicht wirklich in Neuenmarkt, denn die Geschichte nimmt den Besuch von Willy Brandt bei Willy Stoph in Erfurt zum Anlass, um eine erfundene Geschichte um den Salonwagenbegleiter Hartmut als Handlung zu zeigen.



Melvin Mattes (20), Moritz Göß (18) und Andy Tasler (21), eigentlich Schüler des Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasiums, verwandeln sich in Volkspolizisten des Hitler-Regimes. "Das ist einfach interessant", sagt Melvin Mattes. Die Schüler haben keine Figurprobleme mit den Uniformen. Die sind extrem tailliert geschnitten, sitzen eng. Die Hosen dagegen sind weit. Aber das macht nichts. Denn Melvin Mattes trägt in seiner Komparsenrolle einen strengen Mantel mit Gürtel.

Geborgte Garderobe
Die Uniformen sind von den Bavaria-Filmstudios ausgeliehen. Auch die anderen Klamotten. Auf dem Bahnsteig, auf dem die Szene spielt, tummeln sich auch Frauen. Einfache Bürger, aber eben auch Spitzel in strengen Tweedkostümen. Jutta Wunderlich mimt die Sekretärin der Staatssicherheit. "Ein Es, das keine Gefühle hat und keine Regungen zeigt", erklärt Axel Klawuhn.

Jutta Wunderlich ist ein alter Hase und mit Schauspieler Hubert Burczek befreundet. Sie hat schon im Tatort Berlin und bei "Das Verhängnis" als Komparse mitgespielt. "Mir macht die Verkleidung einfach Spaß. Jedes Mal fühlt man sich anders.", lacht sie.

Auch Diana Canola (37) bekommt ein enges Kostüm. Von der Tatsache, dass der Reißverschluss am Rock kaputt ist, lässt sie sich nicht beeindrucken. Im Gegenteil: "Ich hab schon öfters bei Drehs mitgemacht, bei Alexander Holdt und bei K 11. Ich spiele schon 22 Jahre Theater, davon 15 Jahre bei der Naturbühne Trebgast." Und weiter: "Ich finde die Kostüme aus der Zeit eigentlich klasse, ich schneidere ja auch selbst - und die Mode damals war toll", sagt die 37-Jährige.

Unterdessen sitzt der Rest der Komparsen im Friseursalon beim DDM. Zwanzig Statisten sind bei der Szene auf dem Neuenmarkter Bahnhof im Einsatz. Dieter Eichner (60) ist einer davon. Er hat Spaß am Statisten-Dasein und schon allerlei Erfahrungen. "Ich war auch bei der Szene im Industriemuseum in Nünberg dabei, da wurde auch für diesen Film gedreht. Da hatte ich eine Uniform an, die war so eng, dass ich gar keine Luft bekommen habe", amüsiert er sich.

Spannendes Statistendasein
In der Szene am Bahnhof mimt er einen Journalisten. Deshalb hat der urige Harsdorfer mit dem markanten Bart auch einen Fotoapparat um den Hals hängen. Und natürlich will er die Promis - Willy Stoph und Willy Brandt - fotografieren. "Aber mehr weiß ich auch noch nicht, das ist ja das Spannende als Statist. Man bekommt erst kurz vorher gesagt, was man tun soll", so Eichner.

Der einzige echte Schauspieler in der Truppe ist Hubert Burczek. Er ist seit vielen Jahren mit Kama-Media-Chef Axel Klawuhn befreundet, ist auch Stammsprecher bei Kama Media. Hubert Burczek spielt den Salonwagenbegleiter Hartmut. Und dieser altert in der Rolle. Anfangs ist er vierzig Jahre, am Ende über 90. "Das ist der Reiz der Rolle. Mir macht das sehr viel Spaß", erklärt Burczek, der schon in der ARD-Serie "Der Bulle von Tölz", in "Marienhof", in "München 7" oder bei "Pfarrer Braun" mitgespielt hat. Und jetzt mimt er eben den Salonwagenbesitzer, der die historischen Erlebnisse des Salonwagens in eine Geschichte kleidet. Der Salonwagen ist ein Original.

Das Team von Kama Media hat den Bahnhof Neunmarkt unterdessen in den Bahnhof Erfurt verwandelt. "Die Vorbereitungen für so einen Drehtag sind wahnsinnig lange", verrät Aufnahmeleiter Uwe Pechmann. Denn man muss Schilder machen lassen, man muss den Fahrkartenschalter aus dem Jahr 2013, den es damals natürlich noch nicht gab, verkleiden. Denn der darf auf keinen Fall ins Bild. "Die Züge, die sonst fahrplanmäßgig auf Gleis 1 ankommen, mussten umgeleitet werden", so der Aufnahmeleiter. Und die Bahn hat zwei Security-Beamte abgestellt.

Enormer Aufwand
Dass am Drehtag das Wetter nicht optimal war, machte den Kameraleuten und Tontechnikern von Kama Media nur wenig aus. Denn die Szenen wurden im Wagen gedreht und im überdachten Bereich. "Wir können den Dreh auch nicht absagen. Das ist zu viel Aufwand", erklärt Axel Klawuhn und arrangiert unterdessen die Statisten. Denn sie sollen am Bahnhof herumstehen: Volkspolizisten, Spitzel, Passanten - möglichst locker, doch jede Position ist genau festgelegt.

Immer wieder wird geprobt. Denn die Kamera soll auf einer Schiene fahren, um ruckelfreie Bilder zu bekommen. Und dann heißt es doch - Achtung, Kamera läuft. In Windeseile stürmen Journalisten und Spitzel aus dem Zug, Salonwagenbegleiter Hartmut schaut verdutzt aus der Tür. Fertig.

Der gesamte Dokufiktion-Film soll 45 Minuten lang werden und wird bei den Pfingst-Dampf-Tagen zum ersten Mal gezeigt. Der Titel des Filmes lautet "Der Salonwagen 10 242".