Bäume kommunizieren mit ihrer Umgebung. Die Menschen aber haben verlernt, die Signale zu verstehen. Holzbau-Experte Erwin Thoma aus Österreich faszinierte die Stadtsteinacher mit seinem Vortrag.
Bäume sind ein Mysterium, das auf die Menschen Auswirkungen hat - das war die Quintessenz des Abends mit Holzpapst Erwin Thoma in der Steinachtalhalle, zu dem die Firma Spindler aus Stadtsteinach, der Bund Naturschutz und die Energieagentur Nordbayern eingeladen hatten. "Ich habe im Gymnasium noch gelernt, dass der Baum alles, was er zum Überleben braucht, mit den Wurzeln aufnimmt, aber das stimmt so nicht", räumte Thoma mit so manchem Ammenmärchen auf. Denn in keimfreier Erde würde jeder Baum innerhalb kürzester Zeit eingehen. Bäume brauchen Bakterien und Viren. "Der Baum kommuniziert mit den Mikroorganismen, und die liefern dem Baum dann die Stoffe, die er zum Wachsen braucht", erklärte Thoma den komplizierten Vorgang.
Natürlich können Bäume sich nicht mit Sprache ausdrücken, doch sie senden Signale.
So stellen die Mikroorganismen innerhalb von wenigen Minuten, nachdem ein Baum verletzt ist, ihre Arbeit und ihre Lieferungen komplett um. "Der Baum hört sofort auf zu wachsen, er heilt erst die Wunde. Erst wenn es ihm wieder gut geht, sendet er wieder Signale, dass er wachsen will", erklärte Thoma sehr anschaulich die Welt der Bäume. "Wenn eine Buche oben angekommen ist, dann wirft sie Millionen von Bucheckern ab. Und wenn dann so eine Buche Mutter geworden ist, dann nimmt sie nur noch so viele Nährstoffe auf, wie sie zum Überleben braucht, der Rest wird den Kindern zur Verfügung gestellt", offenbarte der "Baumflüsterer".
Wissenschaftlich belegt Viele Erkenntnisse hat Erwin Thoma von seinem Opa überliefert bekommen. Zum Beispiel hat schon sein Großvater sogenanntes Mondholz geschlagen.
Doch Erwin Thoma hat die Traditionen nicht einfach übernommen, sondern er hat die althergebrachten Traditionen wissenschaftlich überprüfen lassen - und kann viele Dinge, die die Alten noch wussten, wissenschaftlich belegen. So verhält sich Mondholz anders als zu anderen Zeitpunkten geschlagenes Holz. Es ist weniger anfällig für Borkenkäferbefall, wird nicht so schnell von Pilzen befallen.
Thoma plauderte aus dem Nähkästchen und erzählte, dass er eines Tages Besuch von japanischen Mönchen bekommen hat. Ihre Klöster - übrigens vor 1600 Jahren in Holzbauweise erbaut - sind aus Mondholz. "Das war dann der Anfang, als wir anfingen in Japan zu bauen."
Inzwischen ist der Holzbau-Experte auf der ganzen Welt tätig und kann Holz als Baustoff nur empfehlen. Holz ist brandsicher, hält Feuer wesentlich länger Stand als Beton. Holz ist erdbebensicher, sogar hochwassersicher, erklärte der Experte.
"Holz quillt nie in die Längsrichtung", erklärte Thoma. Und auch die Lebensdauer von Holzhäusern sei immens. "Aber Farbe verlängert die Lebensdauer nicht. Die Qualität des Holzes muss gut sein. Mein Opa hat immer gesagt, ein Pinsel ist was für Maler, nicht für Zimmerer", lachte Thoma.
Holzhäuser schimmeln nicht Bei der Planung seiner Holzhäuser setzt Thoma auf alle Stilrichtungen. Vom exklusiven Chalet bis zum Null-Energie-Haus oder Hotel - alles lässt sich in Holzbauweise konstruieren. Und das besondere Plus: Holzhäuser schimmeln garantiert nicht - Thoma gibt eine Garantie für fünfzig Jahre. Egal, wie gelüftet wird, erklärt er und warnt vor dem "Dämmwahn" der Neuzeit.
Die Begeisterung für Holz ist Thoma schon in die Wiege gelegt worden. "Die Menschen waren in der Entwicklungsgeschichte immer von Holz umgeben", so Thoma.
Und mit einem Forschungsteam von Medizinern hat Thoma wirklich erstaunliche Erkenntnisse über Holz zu Tage gefördert. Die verrät Thoma in seinem neuesten Buch "Die sanfte Medizin der Bäume".
So haben Wissenschaftler herausgefunden, dass Bäume und naturbelassenes Holz den Pulsschlag verlangsamen. Pro Minute Schlaf in einem Raum, der mit Holz ausgestattet ist, lassen sich vier Pulsschläge einsparen. Auch am Tag verändert sich der Puls. Und das wiederum sorgt dafür, dass an einem einzigen Tag und in einer einzigen Nacht in einem Holzhaus bis zu 8000 Pulsschläge eingespart werden.
"Jeder Mensch hat durchschnittlich zwei Milliarden Pulsschläge zur Verfügung", sagt Thoma. Und das bedeutet: "Holz verlängert das Leben. Wir haben das mit Zirbel getestet, aber mit Fichte und Tanne funktioniert das genauso. Der verlangsamte Puls sorgt für tieferen Schlaf, für bessere Stressbewältigung. Und das wiederum beugt Burn-Out vor."