Schon mit fünf Jahren hatte Andreas Stenglein seine erste Zimmererkluft. Auch heute noch trägt er die schwarzen Cordhosen mit passender Weste aus Überzeugung - egal, ob er in der Werkstatt arbeitet oder am Computer sitzt und plant und rechnet.
"Früher war eher mein Vater schuld. Der hat mir die Kluft gekauft, aber dann wusste ich nicht so genau, was ich eigentlich machen will", lacht der 20-Jährige. Doch Andreas Stenglein hat dann einfach im elterlichen Betrieb angefangen und in den Zimmerer-Beruf hineingeschnuppert. Das lag ja auch nahe, denn schließlich besteht die Firma Stenglein in Schmeilsdorf seit dem Jahr 1744.
Inzwischen hat Andreas Stenglein die Faszination Holz mit Haut und Haar ergriffen. "Ich finde eigentlich alles, was man aus Holz machen kann, interessant", schwärmt er und erzählt, dass es beim Zimmererberuf um weit mehr geht, als nur darum, Dächer aufzurichten. Man kann Holzhäuser bauen und konstruieren. "Ich habe sogar schon zwei Schuhregale für meine Freundin gebaut."
Sein Können hat er bei der Gesellenprüfung eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Obwohl er mit seinem Super-Ergebnis, einem Gesamtnotendurchschnitt von 1,9, der beste Zimmerer aus dem Landkreis ist und einen guten Start im heimischen Unternehmen haben könnte, will Andreas Stenglein weiter machen. "Ich studiere Holz- und Ausbau. Man hat dann auch die Berechtigung zur Planvorlage, ein umfangreicheres Wissen, und man kennt sich dann auch in der Statik sehr gut aus", erklärt der Zwanzigjährige. Mathematik habe ihm schon immer Spaß gemacht. Mindestens sieben Semester wird er deshalb in Rosenheim büffeln. Und am Wochenende und in den Semesterferien hilft er natürlich weiter im heimischen Betrieb.
Anfangs kein guter Schüler "Früher war ich gar nicht so gut in der Schule", räumt der 20-Jährige ohne Umschweife ein. "Erst als ich von der Fachoberschule in die Berufsschule bin, hat Schule plötzlich Spaß gemacht. Ich habe einen Abschluss mit 1,0 gemacht", erzählt Andreas Stenglein. Und dann habe ihn der Lerneifer gepackt. "Alles lief von selbst."
Was ihm als Zimmerer besonders gut gefällt, ist die Möglichkeit, kreativ zu sein. Denn immer wieder werde man von Kunden vor Aufgaben gestellt, die einer individuellen Lösung bedürften.
Doch jetzt wird es höchste Zeit, um das nächste Projekt in Angriff zu nehmen: ein Schreibtisch. Denn den braucht Andreas Stenglein für sein Studium, und den will er natürlich selber bauen - ganz nach seinem Geschmack. Das ist Ehrensache.