Das erste Stadtsteinacher Kinderprinzenpaar

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Gabriele Schübel muss über die Fotos heute noch lachen. Denn ihr goldener Mantel wurde zwar eigens für den Fasching genäht, später aber zum Bademantel umfunktioniert. Foto: privat
Gabriele Schübel muss über die Fotos heute noch lachen. Denn ihr goldener Mantel wurde zwar eigens für den Fasching genäht, später aber zum Bademantel umfunktioniert. Foto: privat
Gabriele Schübel hat in ihren Alben alle alten Bilder und Zeitungsberichte gesammelt. Fotos: Sonja Adam
Gabriele Schübel hat in ihren Alben alle alten Bilder und Zeitungsberichte gesammelt. Fotos: Sonja Adam
 
Sogar einen Kinderelferrat hat es einst gegeben - alles Freunde und Klassenkameraden von Günter Vorndran.
Sogar einen Kinderelferrat hat es einst gegeben - alles Freunde und Klassenkameraden von Günter Vorndran.
 
Günter Vorndran denkt gerne an seine Zeit als Prinz zurück - der Fasching hat ihn nie losgelassen.
Günter Vorndran denkt gerne an seine Zeit als Prinz zurück - der Fasching hat ihn nie losgelassen.
 
 
Der Kinderprinz trug mit Stolz seinen echten Bleyle-Anzug. Das waren Strickanzüge, die die Kinder einst zur Kommunion anhatten.
Der Kinderprinz trug mit Stolz seinen echten Bleyle-Anzug. Das waren Strickanzüge, die die Kinder einst zur Kommunion anhatten.
 
 

Günter Vorndran und Gabriele Schübel waren vor genau 60 Jahren das erste Kinderprinzenpaar in Stadtsteinach. Bis heute haben beide diese Zeit nicht vergessen - und sind natürlich immer noch von der närrischen Session begeistert.

Den Fasching 1954 haben Günter Vorndran und seine Cousine Gabriele Schübel bis heute nicht vergessen. Nicht nur, weil die beiden das erstes Kinderprinzenpaar in der Geschichte der Stadtsteinacher Faschingsgesellschaft waren, sondern einfach, weil es ein Riesen-Spektakel war. 60 Pferde waren beim Umzug dabei und unzählige Wagen mit allerlei politischen Parodien.

Auch einen Skandal gab es. Laut alten Zeitungsberichten soll ein "schnell zusammengestellter Wagen des übelnehmenden Studienrates" dabei gewesen sein, der die Faschingsberichte in der Bayerischen Rundschau gelesen hatte und immer wieder "Skandal, Skandal" vom Wagen gerufen hat.

Doch von dieser Aufregung weiß Günter Vorndran nichts mehr. Denn schließlich war er als amtierender Prinz vollauf mit sich beschäftigt. "Ich hatte einen Bleyle-Anzug an. Das sah sehr gut aus. Den hatte ich noch von der Kommunion", erzählt er.
Überhaupt hatten damals alle Kinder solch einen "feinen" Strickanzug. Die Firma war so berühmt, dass sie in Hochzeiten 3200 Mitarbeiter beschäftigte und einen Jahresumsatz von 75 Millionen Mark erzielte. Heute gibt es Bleyle-Anzüge nicht mehr, sondern nur noch Bleyle-Unterwäsche. 1988 hatte die renommierte deutsche Firma Konkurs angemeldet.

1954 gab es sogar einen Kinderelferrat. "Das waren lauter Jungs in meinem Alter. Die waren alle von der Grundschule", erzählt Vorndran. Auch der Elferrat erschien ausnahmslos in Bleyle-Anzügen.

An Günter Vorndrans Seite regierte Prinzessin Gabriele Heiß (heute Schübel), seine Cousine. Diskussionen um die Wahl der Prinzessin oder des Prinzen gab es nicht. "Das war damals halt so. Das haben unsere Eltern ausgekartet", erinnert sich die 69-Jährige. Beide sahen ihre Regentschaft aber als eine "Ehre" an.
Günter Vorndran und Gabriele Schübel blättern immer noch gerne in den alten Fotoalben und schauen sich die Bilder ihrer allerersten Regentschaft an. "Ich bin auch mit 69 noch dem Fasching verbunden. Ich besuche seit 47 Jahren ohne Unterbrechung jede Prunksitzung", sagt Gabriele Schübel und lacht.

Hans Heiß war Initiator

Ins Leben gerufen wurde der Stadtsteinacher Fasching 1952 von ihrem Onkel Hans Heiß. Er und Mia Thor waren das erste Prinzenpaar. Es folgten Otto Vorndan und Liesel Hümmer als Prinzenpaar der zweiten Session und Josef Schübel und Dorothea Wolkenhauer als Paar Nr. 3.

Doch 1955 war schon wieder Schluss - nach der Regentschaft von Lore Hildner und Karl-Heinz Wolfrum folgte eine Pause. Erst 1965/1966 ging der Fasching in Stadtsteinach wieder richtig los - und hat bis heute Tradition. "Aber da war ich nicht dabei, denn am 9. Januar ist ja meine Andrea geboren", bedauert Gabriele Schübel die Terminüberschneidung noch heute. Aber in den folgenden Jahren hat sie alles wieder nachgeholt. Die Kinder Andrea und Elisabeth waren in der Garde, Andrea Schübel-Münch und ihr Mann Jürgen Münch mimten 1992 das Prinzenpaar und sind bis heute beim Fasching aktiv. "Mein Schwiegersohn ist Zeremonienmeister, und Andrea sucht jedes Jahr das Prinzenpaar aus", erklärt Gabriele Schübel über die Familientradition.

Die nächste Generation steht schon in den Startlöchern, denn Gabriele Schübel ist Oma geworden. Allerdings ist Lea-Sofie erst fünf Monate - viel zu jung, um in der Garde zu tanzen. Aber das ändert sich schnell, glaubt Gabriele Schübel. "Der Urgroßvater der diesjährigen Prinzessin Stefanie Heiß ist wieder der Bruder von Mitbegründer Hans Heiß. Und Marie Vorndran ist die Mutter von Günter Vorndran. So schließt sich immer wieder der Kreis", erklärt sie die komplizierten Verwandtschaftsverhältnisse.

Noch ganz genau erinnert sich Gabriele Schübel an den Mantel, den sie für ihre erste Regentschaft bekam. "Der ist extra von einer Schneiderin aus Untersteinach gemacht worden und war goldfarben. Und nach dem Fasching ist er umgedreht worden und war dann ein Bademantel. Naja, damals wurde halt kein Geld rausgeschmissen.
Auch Günter Vorndran hat der Fasching nie mehr losgelassen. Er war bei der Neugründung des Elferrats dabei, war Schatzmeister und erstellte viele Jahre den Faschingskalender. Von 1968 bis 1986 suchte er mit Hans Hirsch Prinzenpaare aus, 1968/1969 war er selbst Faschingsprinz - allerdings nicht mit seiner Frau Luitgard, sondern mit Hildegard Baumgärtner. Sogar bis zur Präsidentenwürde hat er es gebracht.

Seit 1992 ist er übrigens Senator. "Ich freue mich schon über die Ehrung. Man kann es kaum glauben, dass das alles schon 60 Jahre her ist, aber es ist schön, es noch einmal Revue passieren zu lassen", spielt er auf die Veranstaltung am 4. Januar um 19 Uhr im TSV-Sportheim an, wo verdiente und langjährige Mitglieder der Faschingsgesellschaft ausgezeichnet werden.

Wenn sich Gabriele Schübel an die Zeiten erinnert, als im alten Schützenhaus, wo heute die Norma steht, gefeiert wurde, muss sie ehrlich zugeben: "Damals war es vielleicht noch ein bisschen gemütlicher." Denn jeder kannte jeden - und die närrischen Verrücktheiten gab es einst schon genauso wie heute.