Damit der Zähler langsam läuft
Autor: Sonny Adam
Marktschorgast, Mittwoch, 03. April 2013
Ronny Metzner und Franz Gemsjäger würden lieber heute als morgen mit der Realisierung des Marktschorgaster Nahwärme-Projekts beginnen. Beide haben den Vorvertrag schon unterzeichnet - wie viele andere Interessenten.
Franz Gemsjäger wohnt mit seiner Frau, den beiden Kindern und seiner Mutter im Mittelweg 26 in Marktschorgast. Das Haus wurde 1973 erbaut und im Laufe der Jahre saniert. Die Ölheizung stammt aus den achtziger Jahren. Insgesamt benötigt die Familie rund 3000 Liter pro Jahr. Ein zusätzlicher Ofen, der mit Holz geheizt wird, ist auch vorhanden. "Aber wir wollen ausbauen, wir brauchen dringend Platz", sagt Franz Gemsjäger. Deshalb hat er sich entschlossen, beim Nahwärmenetz mitzumachen.
"Wir haben uns ohnehin schon erkundigt, was man tun könnte: Wärmepumpe, Solarthermie - alles ist möglich, aber die Nahrwärme wäre einfach das Günstigste", so Gemsjäger, der in den nächsten Monaten mit dem Ausbau beginnen will. "Ich weiß natürlich, dass das Nahwärmenetz zur Heizperiode 2013 noch nicht stehen wird, aber 2014.
Der Marktschorgaster befindet sich in bester Gesellschaft. Denn bei der Gründung der Vorgesellschaft haben bereits 46 Interessierte Anteile mit je 100 Euro gezeichnet. Allein die Gemeinde ist mit acht Anteilen eingestiegen. "Das Geld wird dann gut geschrieben", erklärt Marc Benker das Prozedere. Benker ist mit Ronny Metzner, Ulrich Reinhardt und Karl-Heinz Bonenberger zu Geschäftsführern ernannt worden. Ihnen kommt nun die Aufgabe zu, in den nächsten vier bis sechs Wochen die Vorverträge mit den Interessierten abzuschließen.
Bei den Erhebungen in den vergangenen Monaten haben sich rund hundert Bürger, die beim Nahwärmenetz mit von der Partie sein möchten, gemeldet. "Es kommt jetzt darauf an, dass wir alle für die Vorverträge gewinnen können", so Benker.
Dann wird die Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Denn das ist wiederum für die Förderung wichtig. "Ein gutes Signal war auch, dass Nikolaus Ott von der Kirche noch ein Gutachten abwarten möchte und überlegt, ob man auch die Kirche oder das Gemeindehaus anschließen könnte", freut sich Benker über die positive Haltung.
Einer, der Motoren der Nahwärme-Inititive, der ebenfalls schon den Vorvertrag unterzeichnet hat, ist Ronny Metzner. "Wir haben 2004 gebaut und verbrauchen derzeit etwa 12.500 Kilowattstunden. Das Haus ist gut gedämmt, aber ich denke an die Zukunft" so Metzner, der auch findet, dass es leichter ist, den Kindern ökologisches und umweltfreundliches Denken beizubringen, wenn man selbst mit gutem Beispiel vorangeht und regenerative Energien aus der Nähe nutzt.
Derzeit wird das Haus der Metzners mit Gas beheizt. Trotzdem möchte er die Heizung umstellen. "Eigentlich ist das für mich erst einmal unwirtschaftlich, aber trotzdem macht es Sinn", so Metzner, der nicht länger von den Gasversorgern abhängig sein will. "Ich möchte etwas für die Umwelt tun. Ich habe auch alle Lampen auf LED umgestellt und komme jetzt von 350 auf 28 Watt", erklärt er. "Wichtig ist mir vor allem der Aspekt, dass wir auch die Wertschöpfung bei uns steigern. Das ist eigentlich das Beste, was man machen kann", so Metzner.
Derzeit gehen die Planer davon aus, dass auf dem Gelände der Firma Alber in Marktschorgast die Heizzentrale errichtet wird. Bei den ersten Berechnungen sind dafür Kosten in Höhe von 390.000 Euro inklusive Grundstück bei der Kalkulation mit eingerechnet. Der größte Investitionsposten allerdings entfällt wohl auf das Wärmenetz. Denn es soll 6,8 Kilometer lang werden und schlägt mit rund 1,85 Millionen Euro zu Buche.
Martin Kastner und Johannes Schnabel rechnen mit einem Fremdkapitalbedarf von drei Millionen Euro bei 535.000 Euro Eigenkapital und einer Förderung von 668.000 Euro. Doch trotzdem wird der Wärmepreis (bei einer Anfangsinvestition von 5000 Euro, möglich sind auch andere Modelle) mit elf Cent pro kWh noch deutlich unter dem Öl- und Gaspreis liegen. So liegen die Vollkosten bei der Nahwärmeversorgung bei einem Bedarf von 24 000 kWh im Jahr bei ungefähr 2903 Euro. Um die gleiche Wärmeleistung mit Öl und Gas zu erzeugen müsste man 3485 Euro beziehungsweise 2982 Euro aufwenden, rechnen die Experten vor.