Die Schwarzacher finden sich nicht damit ab, dass ihr Dorf zum Treffpunkt der rechten Szene wird. Organisiert von der Initiative "Schwarzach ist bunt", veranstalteten die Bürger am Samstag eine Kundgebung, mit dem sie gegen den gleichzeitig stattfindenden "Nationalen Frankentag" protestierten.
Zu dem vom Freien Netz Süd veranstalteten Treffen auf einer Wiese unterhalb des Mainleuser Ortsteils kamen rund 150 Rechtsradikale aus ganz Bayern. Auch tschechische Autokennzeichen wurden registriert. Ein großes Polizeiaufgebot beobachtete die Szenerie, zu größeren Zwischenfällen kam es aber nicht. Bei einem Teilnehmer wurde ein verbotenes Messer gefunden und sichergestellt, einige wurden erkennungsdienstlich behandelt.
Unterdessen bereiteten Schwarzacher Bürger, Vereine und Organisationen ein friedliches Fest vor. Infostände, Flohmärkte, ein Human Soccer-Turnier und viele Spielmöglichkeiten für Kinder sorgten für ein buntes Bild in Schwarzach.
Nach einem multikulturellen Friedensgebet, zu dem sich hunderte von Bürgern vor der Metzgerei Eisenhut versammelt hatten, wurde am Abend Tacheles geredet. Wolfgang Meisinger, einer der Initiatoren der Protestkundgebung, plädierte für die Einführung des NPD-Verbots. "Das wäre eine große Hilfe für Schwarzach und alle Gemeinden, die mit der braunen Flut zu kämpfen haben", sagte er und forderte mehr Mut, neue Wege zu finden, um "mit diesen Horden umzugehen". Er verwies auf das Beispiel Nordrhein-Westfalen, wo solche Veranstaltungen aufgrund des Vereinsrechts unterbunden wurden. Dieses Verbot habe sogar vor dem Verfassungsgericht Bestand gehabt.
Schließlich zitiert Meisinger einen Satz, den Bundespräsident Joachim Gauck bei seiner Rede zum Gedenken an die rassistischen Ausschreitungen vom August 1992 in Rostock-Lichtenhagen gesagt hat: "Wir versprechen euch Rechtsextremen: Wir fürchten euch nicht. Wo ihr auftaucht, werden wir euch im Wege stehen." Und: "Unsere Heimat kommt nicht in braune Hände! Auch Schwarzach nicht!"
Es werde eine Zunahme der Gewalt registriert, betonte Gruppensprecher Peter Hennings von Amnesty International Kulmbach. Durch ganz Europa ziehe sich eine Blutspur der Gewalt und des Hasses. Beispiele seien der norwegische Massenmörder Anders Behring Breivik, die rechtsradikalen Motorradgangs, die in Griechenland Jagd auf afrikanische Flüchtlinge machten, und die Sinti und Roma, die in Ghettos mit hohen Mauern ausgesiedelt würden. "Und manche EU-Regierungen nehmen solche Vorgänge billigend zur Kenntnis", sagte Hennings, der eine düstere Prognose abgab: "Europa wird nicht am schwächelnden Euro zugrunde gehen, sondern an der Unfähigkeit, die Mitmenschen als Geschöpfe Gottes zu achten."
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