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Braugerste: Qualität gut - Preis mäßig


Autor: Klaus-Peter Wulf

Kulmbach, Dienstag, 13. November 2012

Die Bauern in Oberfranken sind mit den Erträgen zufrieden. Aber sie klagen, dass Braugerste mehr Aufwand erfordert als Futtergetreide - aber kaum mehr Geld bringt.
Genau nahmen (von links) Friedrich Stöcklein und Reinhold Dister aus Heiligenstadt sowie Karl-Heinz Opel aus Neufang die Braugerstenmuster bei der Schau in Kulmbach unter die Lupe. Die Qualität war gut, die Preise könnten besser sein. Foto: Klaus Peter Wulf


Lohnt sich der Anbau von Braugerste bald wieder mehr? Das Ergebnis der diesjährigen Braugerstenschau deutet noch nicht daraufhin: Die Preise ziehen zwar an - könnten freilich noch besser sein. Und vor allem wünschen sich die Erzeuger von Braugerste, dass sich die erhöhten Anforderungen, die an die Braugerste im Vergleich zu Futtergetreide gestellt werden, auch in größeren Preisunterschieden niederschlagen.

Bei der Braugerstenschau im Kulmbacher Mönchshof ging denn auch der Präsident des Oberfränkischen Braugerstenvereins, Erhard Hildner, davon aus, dass wegen des geringen Preisunterschiedes womöglich ein Drittel der diesjährigen Braugersten-Ernte in den Futtertrögen statt beim Mälzer landet.
Insgesamt 126 000 Tonnen Braugerste sind in diesem Jahr in Oberfranken erzeugt worden.

Proben ihrer Ernte präsentierten die Landwirte bei der Schau, wo eine fachkundige Jury eine kritische Bewertung vornahm. Am besten hat es die Natur heuer offensichtlich mit den Bauern im Fichtelgebirge gemeint: Die drei ersten Preise für besondere Qualität gingen in den Landkreis Wunsiedel.

22 bis 23 Euro bekommen Bauern derzeit für einen Doppelzentner Braugerste von guter Qualität. Auf einem Hektar wurden in Oberfranken in diesem Sommer gut 50 Doppelzentner geerntet.
Die Preise waren für Erhard Hildner Anlass, ein mahnendes Wort an die Abnehmer zu richten: "Wenn man will, dass die heimische Landwirtschaft Braugerste anbaut, müssen die Brauer Mälzer endlich auch bereits sein, für bessere Qualitäten Zuschläge zu bezahlen!" Es sei an der Zeit sich Gedanken über neue Vertragsmodelle zu machen. Die Erzeuger brauchten von den Mälzern und Brauern ein überzeugendes Zeichen, dass sie an einer langfristigen Rohstoffsicherung auf der Basis fester Vereinbarungen und zu wettbewerbsfähigen Preisen interessiert seien.
Die Landwirte bräuchten Vertrauen zu ihren Geschäftspartnern, so Hildner. Und die müssten signalisieren, dass ihnen heimische Braugerste etwas wert sei. "Bier braucht Heimat - so heißt es in der Werbung. Wenn das stimmt, dann müssen die Brauer endlich Taten folgen lassen."

Derzeit jedenfalls kann in der Branche offensichtlich nur von gebremstem Optimismus gesprochen werden - und die Zahlen, die Bernd Angermann vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bayreuth vorlegte zeigen, dass die Produzenten trotz der in den letzten Jahren leicht gestiegenen Preise noch zögerlich reagieren. Während die deutsche Sommergersten-Anbaufläche heuer um stattliche 40 Prozent angestiegen und auch in Bayern um 16 Prozent gewachsen ist, wurden in Oberfranken nur 36 366 Hektar und damit knapp 300 weniger als im Jahr zuvor für den Sommergersten-Anbau genutzt. Der Durchschnittsertrag lag dabei bei 49,6 Doppelzentner. Im Anbau dominierte mit 59 Prozent die Sorte Grace, gefolgt von Marthe (30 Prozent), Quench (5 Prozent) und Propino (3 Prozent). Da im September und Oktober allerdings gute Aussaatbedingungen für Wintergerste herrschten, rechnet Angermann im nächsten Jahr kaum mit einer Ausweitung Flächen für Sommergerste, die traditionell als Braugerste genutzt wird.