Eine kleine Sensation - es gibt schon Igel-Babys. In Limmersdorf wurde ein kleiner Igel entdeckt und in die Wildtierauffangstation Stadtsteinach gebracht. Normalerweise kommen kleine Igel im August und September zur Welt.
Mit neugierigen großen schwarzen Knopfaugen lugt der kleine Igel in die Welt. Er rollt sich noch nicht automatisch zu einer Kugel zusammen, sondern ist ganz zutraulich und unbekümmert. Er schnuppert und zeigt dabei seine kleinen spitzigen weißchen Zähnchen: Milchzähne.
Die Stacheln sind noch ganz weich, man kann sie getrost anfassen. "Bei Igelbabys braucht man keine Handschuhe, die stacheln noch nicht", lacht Sabine Witt, Leiterin der Wildtierauffangstation Stadtseinach, und erzählt, dass das Igelbaby in Limmersdorf gefunden worden ist. Natürlich hatte es Hunderte von Zecken und Flöhe sowie Lungenwürmer. "Aber das ist alles weg. Der Igel ist behandelt", sagt Witt. Denn das ist immer das erste, was Sabine Witt mit ihren Pfleglingen tut. Sie von den üblen Mitbewohnern befreien.
"Das ist wirklich ein Igelkind, ich konnte es selbst kaum glauben. Es war etwa sechs Wochen alt als es zu uns kam, das sieht man an den Milchzähnen", erklärt die Expertin. Zur Sicherheit hat die Expertin einen Tierarzt zu Rate gezogen. Auch er ist sich sicher, dass es sich um einen Babyigel handelt. Und das mitten im Winter.
Die meisten Igel kommen in unseren Region im August und September zur Welt. Denn die Paarungszeit der Igel ist - je nach Witterung - zwischen Mai und Ende August. Dann tragen die Igelmütter in 35 Tagen die Babys aus.
Im Durchschnitt kommen vier bis fünf Kleine zur Welt. Nach der Geburt sind die nur zwölf Gramm schweren Igelbabys blind und taub und werden von der Mutter tagsüber gesäugt, nachts geht sie auf Nahrungssuche. Nach ungefähr zwei Wochen öffnet der Nachwuchs die Knopfäuglein und die Ohren. Und nach 21 Lebenstagen stoßen auch die Milchzähnchen durch.
Dass ein Igel mitten im Winter geboren worden ist, führt Sabine Witt auf die milde Witterung zurück. Denn normalerweise überbrücken Igel die nahrungsarmen Monate, indem sie sich im Herbst ein Speckpolster anfuttern und dann Winterschlaf halten. Während dieser Ruhezeit fahren Igel ihre Herztätigkeit herunter und ihren Energieverbrauch ebenso. Pro Minute atmen sie nur noch drei bis vier Mal. Die Körpertemperatur sinkt von 36 Grad auf bis zu fünf Grad ab. Doch haben einige Igel den Winterschlaf in diesem Jahr wegen der warmen Witterung ausfallen lassen.
Der kleine Igel aus Limmersdorf indes entwickelt sich prächtig. Er hat sein Gesicht schon fast verdoppelt, bringt 367 Gramm auf die Waage. Und im Frühling wird er wieder ausgewildert - in seiner alten Heimat. Natürlich nicht, ohne vorher im Auswilderungskäfig, zu lernen, sich selbst von lebenden Insekten zu ernähren. Nicht nur bei Igeln hat der milde Winter für Kapriolen gesorgt. "Ich habe auch Kollegen, die haben jetzt schon Nestlinge gefunden", wundert sich Sabine Witt über nichts mehr.